Mülheim. Braucht Mülheim einen neuen Taxi-Tarif? Wegen des steigenden Mindestlohns und der Corona-Einschränkungen drückt ein Unternehmer aufs Tempo.
Kommt die angeschlagene Taxi-Branche in Mülheim ohne weitere Preiserhöhungen aus? Nein, meint Randolf Stephany, Inhaber des gleichnamigen Traditionsunternehmens aus Speldorf. Er sieht die Stadt in der Pflicht.
Denn diese sei laut Personenbeförderungsgesetz dazu verpflichtet, einen „auskömmlichen Tarif“ bereitzustellen. Die größte Schwierigkeit sieht Stephany allerdings bereits in der unterschiedlichen Auffassung eines solchen Tarifes. „Da gibt es Unternehmer, die beschäftigen keine Mitarbeiter, haben keine Mieten für einen Betriebshof mit entsprechenden Sozialräumen, führen keine Kranken- oder Rechnungsfahrten durch, um die Kosten der Buchhaltung kleinzuhalten und stellen daher in den unlukrativen Zeiten die Fahrzeuge einfach ab“, erklärt er.
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Taxi-Unternehmen decken die Lücken im Mülheimer ÖPNV
Würden die drei größten Unternehmen der Stadt – neben Stephany sind das Fleskes und Berse – genauso handeln, hätte die Bürgerinnen und Bürger in Mülheim in den Augen Stephanys „in den Nachtstunden oder an Sonn- und Feiertagen so gut wie keinen ÖPNV mehr“.
Jahrelang hätten die Taxi-Unternehmen die Lücken gedeckt – ohne Subventionen, wie Stephany nicht vergisst zu betonen – der steigende Mindestlohn könnte in Zukunft aber zu Problemen führen.
„Will ich keine höheren Tarife anbieten, muss ich an anderer Stelle streichen“
Dieses ist für Randolf Stephany nur über Subventionen zu lösen oder eben einen neuen Tarif, mit dem die Defizite der Nacht am Tag wieder ausgeglichen werden. Dass Unternehmer wie Soyhan Sari von der Mülheimer Taxizentrale die Fahrgäste mit erhöhten Preisen nicht verschrecken wollen, kann der Speldorfer zwar nachvollziehen, sieht aber Schwierigkeiten bei der Wirtschaftlichkeit. „Ich muss ja irgendwo eine schwarze Null am Jahresende bekommen. Will ich keine höheren Tarife anbieten, muss ich an anderer Stelle streichen“, so Stephany.
Der Stadt hat der Unternehmer daher anhand vorliegender Daten vorgerechnet, wie ein künftiger Tarif aussehen könnte. Sein Tarifrechner habe sich bereits in anderen Städten herumgesprochen. Sämtliche Parteien seien mit den Ideen grundsätzlich einverstanden.
Tariferhöhung sollte schon im Dezember Thema im Stadtrat sein
Gerne hätte Stephany das Thema schon auf der Tagesordnung der Stadtratssitzung vom 16. Dezember gesehen, muss sich nun aber mindestens bis zur Sitzung am 17. Februar gedulden. Zeit, die die Taxi-Branche nicht hat. „Wir gehen ein halbes bis Dreivierteljahr in Vorleistung“, erklärt Stephany und vergleicht: „Ein Bäcker kann von heute auf morgen seine Preise erhöhen, aber bei uns muss erst einmal verhandelt werden, dann geht es in den Rat, dann dauert es noch einmal vier Wochen, bis es gültig ist, dann muss es vom Eichamt abgenommen und auch erst einmal in die Taxameter eingespielt werden.“
Die Vorschläge beziehen sich aber ohnehin nur auf die terminierte Erhöhung des Mindestlohns. Dieser stieg schließlich zum 1. Januar auf 9,82 Euro pro Stunde und soll am 1. Juli noch einmal auf 10,45 Euro erhöht werden. Darüber hinaus steht aber immer noch ein Sprung auf zwölf Euro im Raum, den die SPD noch in diesem Jahr anstrebt. „Dann ist dieser Antrag natürlich wieder überholt“, stellt Stephany klar. Hiernach müsste sich eine Tariferhöhung für die Taxifahrten fast schon in einem Bereich von 30 Prozent bewegen.