Mülheim. Kinder und Jugendliche haben in Mülheim wenig Spielflächen. Jetzt will die Stadt nachrüsten: Am Peisberg sollen junge Leute die Natur erkunden.

Es ist eine kleine grüne Oase im ansonsten stark verdichteten Eppinghofer Osten. Südlich schließt der Winkhauser Weg an, im Norden schmiegt sich die Elisabeth-Selbert-Straße mit einem sanften Bogen daran an. 2018 war der Peisberg mal im Gespräch für eine Randbebauung, Nutzer waren besorgt um den Verlust der Natur. Jetzt steht der Peisberg erneut im Fokus: diesmal aber als besonderer Raum für Naturerfahrung.

Denn in nur einem Jahr will die Stadt diesen als „Brachfläche“ ausgewiesenen Bereich aufwerten zu einem Areal, das junge Leute zum Erkunden wie zum Spielen motivieren will und auch nahen Schulen und Kitas als „grüner Lernort“ dienen soll.

Erst müssen Brombeeren und Staudenknöterich weichen

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30.000 Quadratmeter umfasst der städtische Teil der Grünfläche am Peisberg, einen Teil davon will die Stadt zum Erlebnisraum aktiv umgestalten: Dort geht es zum einen darum, zunächst Zugänge im Norden, Westen und Süden zu schaffen, die teilweise barrierefrei sind. Wuchernde Brombeeren müssen gebändigt und der stark invasive Staudenknöterich möglichst entfernt werden, bevor bestehende und punktuell auch neue Bepflanzungen die Sinne wecken sollen. Auch Informationsschilder sollen dabei helfen, die heimische Flora besser zu verstehen.

Zum anderen soll die Aufenthaltsqualität deutlich verbessert werden, indem man hier und da neue Sitzgruppen aus Holzblöcken und Quadersteine und auch Unterstände schafft. Die Eingänge sollen bereits aus künstlerisch gestalteten Stahlkonstruktionen bestehen.

Naturerlebnisraum soll Beziehung von Kindern zur Natur stärken und Stress abbauen

Wie das alles genau bepflanzt und am Ende aussehen wird, ist noch in der Planung. Das Ziel steht jedoch fest: „Der Naturerlebnisraum soll der fortschreitenden Verhäuslichung von Kindern und jungen Erwachsenen im Stadtteil entgegenwirken und Naturkontakte ermöglichen“, heißt es in einem Antrag der Stadtverwaltung, der am 14. Januar in der zuständigen Bezirksvertretung 1 genauer vorgestellt wird.

Durch das freie Spielen in der Natur soll die Kreativität angeregt und Stress abbaut werden. Natur habe einen „positiven Einfluss auf die Psyche und die motorischen Fähigkeiten“.

Von diesen die Gesundheit fördernden Maßnahmen sollen ebenso die Bildungseinrichtungen im Viertel profitieren. Einige Akteure wie die Grundschule am Dichterviertel, das VJK-Kinderhaus Kleine Stifte, das Stadtteilmanagement, die SWB-Service- Wohnungsvermietungs- und -baugesellschaft mbH und die Biologische Station Westliches Ruhrgebiet (BSWR) haben bereits bekundet, das Projekt zu unterstützen.

EU und Land tragen die Kosten von rund 205.000 Euro

Apropos: Für das, was den Corona-Maßnahmen-gebeutelten Jugendlichen und Kindern zugutekommt, muss die Stadt zunächst nicht tief in die Tasche greifen. Die Herstellungskosten von rund 205.000 Euro werden vollständig von Mitteln der Europäischen Union und des Landes getragen.

Randbebauung nicht vor 2023

Der Masterplan „Spielen und Bewegen“ hatte bereits 2015 festgelegt, dass die Brachfläche „langfristig und nach Klärung der Altlastenproblematik als naturnaher Ort für unreglementiertes Spielen zu sichern bzw. als Naturerfahrungsraum weiterzuentwickeln“ sei. „Eine Bebauung sollte nicht vorgenommen werden.“

2018 hatte der Rat der Stadt dennoch laut Niederschrift mehrheitlich gegen die Stimmen etwa der Grünen, MBI, Linke und WIR durchgesetzt.

Die Bebauung – es handelt sich um rund 1350 Quadratmeter für zwei Doppelhäuser mit insgesamt vier Wohneinheiten – ist allerdings noch nicht angegangen worden, wie die Stadt mitteilt. Voraussichtlich 2023 werde der Immobilienservice diese Fläche vermarkten.

Lediglich die laufenden Kosten für die Unterhaltung und eventuellen Reparaturen muss die Stadt übernehmen. Im Raum stehen 10.000 Euro für die Grünpflege sowie 4000 Euro für die Unterhaltung etwa von Sitzelementen und Unterständen.

Mit der neuen Maßnahme geht die Stadt aber auch Verpflichtungen ein, das Gelände in den kommenden zehn Jahren hinsichtlich der Anpflanzungen und bis zu sogar 25 Jahren in Sachen Ausstattung nicht mehr zu verändern. Für die Anwohner ist das auch eine gute Nachricht: Eine weitere Teilbebauung, wie sie etwa noch 2018 beschlossen wurde, ist nach Angaben der Stadt nicht geplant.