Mülheim. Die Politik greift die Umbaupläne von Ruhrbahn und Stadt für den Mülheimer Busbahnhof an. Wurde die Chance einer Verlegung nach oben verpasst?
Für rund zwölf Millionen Euro wollen Ruhrbahn und Stadt in Kürze den Busbahnhof zwischen Mülheimer Hauptbahnhof und Forum umbauen. Aus Brandschutzgründen. Allein das eindrucksvolle Glasdach soll etwa 4,3 Mio. davon verschlingen. Doch eines behebt die Sanierung nicht: Der Busbahnhof bleibt an alter Stelle, also unterhalb des Durchgangs. „Unterirdisch“ finden Teile der Politik deshalb die neuen Pläne. Im doppelten Sinne.
Und eine vertane Chance, argumentierte Axel Hercher (Die Grünen) im Mobilitätsausschuss, wo Ruhrbahn und Verwaltung das Vorhaben vorstellten. Denn laut neuem Nahverkehrsplan, der im kommenden Jahr verabschiedet werden soll, werden voraussichtlich deutlich weniger Busse hier ankommen. Eine Verlegung der nur noch wenigen Busse an die Oberfläche hätte hingegen kürzere Fahrzeiten zur Folge und mache die Barrierefreiheit einfacher.
Barrierefreier Zugang muss aufwendig über Aufzüge hergestellt werden
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Nach den aktuellen Plänen muss der barrierefreie Zugang in den Bustunnel aufwendig über zwei Aufzüge und weiterhin Rolltreppen gewährleistet werden. Eine Investition mit erwartungsgemäß hohen Folge-, weil Wartungskosten, die den ÖPNV teurer machen als ein oberirdischer Zugang.
Unterstützung erhielten die Grünen von der SPD: Ihr verkehrspolitischer Sprecher Daniel Mühlenfeld war zudem besorgt, dass der Busbahnhof in der Mulde unterhalb von Forum und Hauptbahnhof weiterhin durch Starkregen gefährdet sein könnte – „das wäre ein wichtiges Argument, den Busbahnhof an die Oberfläche zu holen“. Denn in der Vergangenheit, daran erinnerte Mühlenfeld, sei der Tunnel bereits vollgelaufen.
„Wer hat beschlossen, den oberirdischen Busbahnhof aufzugeben“, hakte Carsten Voß (Grüne) daraufhin bei der Verwaltung nach. Dass es einen solchen Beschluss nicht gibt, räumte Umweltdezernent Peter Vermeulen zwar ein. Aber es gebe eben auch keinen Beschluss für eine Verlegung nach oben, machte dieser ein politisches Versäumnis deutlich.
Hat die Politik eine rechtzeitige Debatte zur Verlegung versäumt?
Denn die Planung für den Umbau läuft seit wenigstens vier Jahren, offenbar ohne dass die Politik das Potenzial einer oberirdischen Verlegung im Blick hatte. Lediglich die Düsseldorfer Regierungspräsidentin Birgitta Radermacher hatte Anfang 2020 darauf hingewiesen, dass die Planer angesichts weniger Busfahrten besser „über eine Umgestaltung des Dieter-aus-dem-Siepen-Platzes zu einer barrierefreien Busstation“ nachdenken sollten, „statt über ein teures Ingenieurbauwerk“.
Hinzu komme, dass Fahrgäste mit einer oberirdischen Lösung nur noch ein Mal die Ebenen entweder zur U-Bahn oder zur Regionalbahn wechseln müssten, so der Hinweis aus Düsseldorf. Eine Resonanz im politischen Raum blieb allerdings aus – und offenkundig auch eine der Planung.
Verwaltung und Ruhrbahn verteidigen Planung: Wegen Brandschutz unter Druck
Im Mobilitätsausschuss verteidigten Verwaltung und Ruhrbahn den Entwurf: „Wir sind wegen des Brandschutzes unter Handlungsdruck“, sagte Vermeulen. Dass man erst jetzt den Plan umsetze, habe schon zu lang gedauert. Es seien Kanäle zur Entwässerung bei Starkregen vorgesehen, betonte die Ruhrbahn. Zudem verhindere das millionenteure Glasdach keine zukünftige Verlegung nach oben, auch die oben geplanten Betriebs- und Technikräume könnten leicht zurückgebaut werden.
Ob dies aber so einfach umsetzbar wäre? Denn der teure Umbau ist in Millionenhöhe auch mit Fördermitteln etwa des VRR finanziert. Ob diese bei einer erneuten Umgestaltung möglicherweise zurückzuzahlen wären, konnte bis Redaktionsschluss nicht geklärt werden.