Mülheim. Stadt und Ruhrbahn planen Neugestaltungen am Mülheimer Hauptbahnhof. Die Bezirksregierung Düsseldorf sagt: Der Bustunnel ist überflüssig.

Noch in diesem Jahr wird der Durchgang zwischen Hauptbahnhof und Forum abgerissen. Nach den jetzt geltenden Brandschutzregeln ist der „Tunnel“ für Fahrgäste und Umsteiger nicht mehr sicher. Der Grund: Sollte in der darunterliegenden U-Bahn-Station oder im Busbahnhof nebenan ein Feuer ausbrechen, kann der dabei entstehende giftige Rauch nicht sofort nach oben abziehen. Er würde sich im Durchgang sammeln und Menschen gefährden oder verletzten. Darum kommen demnächst die Abrissbagger. An der Oberfläche tun sich neue Gestaltungsmöglichkeiten auf. Doch was Stadt und Ruhrbahn planen, hält die Bezirksregierung teilweise für überflüssig.

Ruhrbahn will über Pläne noch nicht sprechen

Neue Zugängen für die Bahnsteige von Straßen- und U-Bahn sollen entstehen. Stadt und Ruhrbahn halten ebenso am Bustunnel fest. Ob dazu ein teures Glas-Stahl-Dach die Verbindung zwischen Forum und Hauptbahnhof überspannt? Solche Entwürfe existieren. Der Verkehrsbetrieb will dazu nichts sagen. „Wir planen dazu demnächst eine Pressekonferenz“, antwortete Ruhrbahnsprecherin Simone Klose auf Anfrage dieser Zeitung.

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Einige Informationen kommen aus dem Technischen Rathaus. „Im Zuge des Umbaus der Haltestelle Hauptbahnhof durch die Ruhrbahn werden sich die Zugänge zur Haltestelle sowie zum Busbahnhof verändern. Das gilt auch für die Laufwege im Umfeld“, steht in einer Antwort an die Mülheimer Bürgerinitiativen im Wirtschaftsausschuss.

Planungen aufeinander abstimmen

„Daher müssen voraussichtlich die umliegenden öffentlichen Flächen neu konzipiert werden.“ Dazu gehöre auch die Straße „Am Hauptbahnhof“. Wenn klar sei, was auf dem Post-Areal entstehen soll, „ist es sinnvoll, auch dies aufeinander abzustimmen“, sagen die Stadtplaner.

Deutlicher fällt dazu die Antwort aus dem Düsseldorfer Regierungspräsidium aus. Im neuen Mülheimer Nahverkehrsplan (NVP) erwartet die Aufsichtsbehörde seit mehreren Jahren „deutlich reduzierte Busverkehre im Innenstadtbereich“.

Vorrang für Schiennetz in der Innenstadt

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„Die Reduzierung innerstädtischer Busverkehre dürfte sich am Hauptbahnhof auf den Aufwand für die Verknüpfungshaltestelle positiv auswirken“, antwortet Dagmar Groß, Pressesprecherin der Düsseldorfer Regierungspräsidentin Birgitta Radermacher. Soll heißen: Wenige Linien brauchen keinen teuren Bustunnel.

Weitere Ansage: Das Nahverkehrsnetz soll „auf ein Schienennetz für die Grundlast mit Zubringerdiensten durch – künftig auch autonom fahrende – Buslinien ausgerichtet“ werden. Erhalten die Schiene in der Innenstadt den Vorrang, würden gleichzeitig „die zeitraubenden und kostenintensiven Bahnhofsumfahrten der Busse entfallen“.

Treppen rauf, Treppen runter. Unter dem Durchgang zwischen Forum und Hauptbahnhof liegen die Bus- (rechts) und Bahnstationen. Ein Busstopp am Hauptbahnhof hätte weniger Treppen, würde mache Umsteigewege verkürzen.
Treppen rauf, Treppen runter. Unter dem Durchgang zwischen Forum und Hauptbahnhof liegen die Bus- (rechts) und Bahnstationen. Ein Busstopp am Hauptbahnhof hätte weniger Treppen, würde mache Umsteigewege verkürzen. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Weniger Treppen beim Umsteigen

Bei weniger Busfahrten sollten die Planer besser „über eine Umgestaltung des Dieter-aus-dem-Siepen-Platzes (Bahnhofsvorplatz) zu einer barrierefreien Busstation nachgedenken, statt über ein teures Ingenieurbauwerk“, so die Regierungspräsidentin. Mülheims vom Regierungspräsidium kontrollierter Haushalt erlaubt keine Extras.

„Jeder Bus könnte den Hauptbahnhof ohne Umwege nur noch einmal pro Tour anfahren. Fahrgäste hätten – anders als heute – ebenerdige Zugänge zum Bus. Umsteiger zur Straßenbahn oder zur DB/RRX müssten nur noch je einmal die Ebene (Treppe/Aufzug) wechseln“, antwortet Dagmar Groß auf die Anfrage dieser Zeitung.

Busse reichen als Zubringer zur Straßenbahn

Das aktuelle Mülheimer Netz weise „verzichtbare Parallelverkehre zwischen Bahn und Bus auf“. Die Folge sei: Das als „Rückgrat des städtischen Nahverkehrs gedachte – und mit hohem Finanzaufwand von Bund und Land geförderte – Schienennetz erreicht nicht die für ein hochwertiges System erforderliche Auslastung“.

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Der Bus müsse deswegen stärker auf Zubringerfunktionen zum Schienennetz reduziert werden. „Immerhin verkehren acht Buslinien, nämlich die 122, 124, 128, 131, 133, 135, 151 und 752 oberirdisch, parallel zur am aufwändigsten (unterirdisch) erstellten Mülheimer Schienenstrecke von Schloss Broich über Stadtmitte zum Hauptbahnhof“, erklärt die Aufsichtsbehörde.