Mülheim. Mit Photovoltaik, moderner Ausstattung und einer Pflanzenfassade saniert der SWB ein Hochhaus in der Innenstadt. Warum das Land NRW dies fördert.

Den schwarzen Geldkoffer mit den Fördermitteln hatte NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach bei ihrer Stippvisite in Mülheim nicht im Gepäck. Dennoch darf sich der SWB über die Zusage einer satten Landesförderung von fünf Millionen freuen, mit der das Wohnungsunternehmen seine Hochhaus-Immobilie in der Innenstadt aus den 1970er Jahren in ein energetisch saniertes „Hochgrünhaus“ verwandelt.

Der Name deutet es an: An der Fassade des markanten Gebäudes am Hans-Böckler-Platz 7 sollen sich bald rund 2000 Quadratmeter Grün entlang ranken, also voraussichtlich Grasnelke, Glockenblume und Fünf-Finger-Kraut. Hans Müller, Chef beim dafür verantwortlichen Unternehmen „Helix“, sieht darin neben energetischen Vorteilen auch Gewinne für das Stadtklima: „Pflanzen verdunsten 90 Prozent des aufgenommen Wassers und kühlen damit ihr Umfeld.“

Nachhaltige Bewässerung über gespeichertes Regenwasser

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Nicht nur seien begrünte Fassaden selbst kühler, sagt Müller, der gut 15 ähnlicher Fassadenprojekte in Deutschland betreut hat, sondern Feinstaub werde über den „vertikalen Garten“, der in Bewässerungsmodulen wohl bis zum 9. Stockwerk ragen wird, gebunden. Die Bewässerung übrigens soll über das in einer Zisterne gespeicherte Regenwasser nachhaltig geleistet und elektronisch gesteuert werden. Anderthalb Jahre hat die Planung gedauert. „Mein Kollege ist durch Deutschland und Holland gereist, für ein geeignetes System“, erzählt Pressesprecherin Christina Heine über das Projekt.

Grün und kühl: Auch Heiko Hendriks, Mülheimer CDU-Politiker und Aufsichtsratsvorsitzender des SWB, machte sich ein Bild von den zukünftigen Fassadenmodulen.
Grün und kühl: Auch Heiko Hendriks, Mülheimer CDU-Politiker und Aufsichtsratsvorsitzender des SWB, machte sich ein Bild von den zukünftigen Fassadenmodulen. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

14,5 Millionen Euro investiert der SWB in den kommenden Jahren in die energetische Sanierung des Gebäudes sowie in die Photovoltaikanlage auf dem Tiefgaragendach. Die Mieter der 206 Wohngruppen sollen die Modernisierung „von ihrem Wohnzimmer aus“ betrachten können. Notfalls will der SWB entsprechende Leerwohnungen bereitstellen.

Mieter sind noch nicht informiert, die Mietsteigerung soll aber gering ausfallen

Mit der Förderzusage soll es in naher Zukunft auch Informationsversammlungen für die Mieter geben – denn sie erhielten noch keinen Bescheid. Eine Versammlung fiel durch Corona-Regelungen ins Wasser. An der künftigen Miete soll sich für sie aber nur wenig ändern: von derzeit 5,18 Euro steige sie wohl um etwa 1,20 Euro pro Quadratmeter auf 6,40 Euro.

Dafür sparten die Maßnahmen zwischen 50 und 80 Cent an Betriebs- und Heizkosten ein, kalkuliert der SWB. Die Anwohner zeigten sich bislang nicht überrumpelt, sagt Heine, denn sie haben schon Vorerfahrungen von der Flursanierung. Auch Oliver Ahrweiler, technischer Leiter beim SWB, glaubt, dass die Anwohner die Maßnahme gut annehmen werden – „sie haben Vertrauen in unser Unternehmen“.

Mitte nächsten Jahres sollen die Arbeiten beginnen, die Bepflanzung benötigt eine Vorlaufzeit von einem Jahr, rechnet Müller. Ministerin Scharrenbach konnte zumindest eine Musterwohnung und auch die Begrünungsmodule in Augenschein nehmen und zeigte sich vom Ansatz überzeugt. NRW besitze etliche modernisierungsbedürftige Hochhäuser, hofft die Bauministerin, dass das SWB-Projekt künftig Strahlkraft auch für ähnliche Vorhaben entwickelt.