Mülheim. Wem gehört die Mülheimer Innenstadt? Für kurze Zeit zumindest wieder den Bürgern: Im ehemaligen Rick’s Café gestalten sie gemeinsame Kulturabende.
Wem gehört die Innenstadt? Die Frage, wie der öffentliche Raum für Bürger gestaltet werden soll, stellt sich nicht nur, wenn es um den Rathausmarkt oder den Verkehr geht. Auch das Kultur-Projekt „Little Ark“ – zu deutsch: „kleine Arche“ – musste erfahren: Es gibt nicht viele Orte in der City, wo Bürger sich begegnen können. Im ehemaligen Rick’s Café ist es für einen Monat untergekommen, um kulturelle Gemeinschaftsprojekte möglich zu machen: kleine Konzerte, Leseabende, Begegnungen. Die „kleine Arche“ musste dafür eine Odyssee zurücklegen.
Was aber passiert in den kommenden drei Wochen in dem aktuell leerstehenden Café am Synagogenplatz 3? Bürger aus Mülheim haben sich ungewöhnliche Abende zum Mitmachen, Zuhören und Kennenlernen einfallen lassen. So treffen sich zum Beispiel Literaturbegeisterte am 12. November (19 Uhr), um sich gegenseitig kurze Texte und Passagen aus ihren Lieblingsbüchern vorzulesen: Ob Gedichte, Prosa oder auch eigene Texte – das bleibt jedem selbst überlassen.
Rick’s Café wird vorübergehend zum Kulturzentrum an prominenter Stelle im Stadtkern
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Ein weiterer „Vinyl“-Abend lädt hingegen ein, anderen mal sein Lieblingsstück auf Schallplatte vorzustellen und darüber zu sprechen. Auch neben den geplanten Abenden steht regelmäßig mittwochs bis sonntags von 16 bis 22 Uhr ein „Offenes Café“ bereit. Hier kann man bei Getränken in Bücherregalen stöbern oder kreativ werden und etwas malen – ein Regal mit Kunstbedarf haben die Organisatoren dafür bereit gestellt.
Warum die Kommerzialisierung der Innenstadt auch Probleme aufwirft
Mit ganz unterschiedlichen, von Bürgern ehrenamtlich organisierten Aktionen also, wird das seit Herbst leerstehende Café am Medienhaus gefüllt. Wer eine Idee für einen Abend im November hat, kann sich noch bei den Machern melden (E-Mail: ark@ringlokschuppen.de).
Anstoß für das Projekt gab übrigens das internationale Kultur-Festival „Ark - moving borders“ im vergangenen Sommer. Damals ließ man junge Mülheimer, Zugezogene, Geflüchtete und Neubürger zu Wort kommen, die einen neuen Blick auf die Stadt richteten. Ein Ergebnis: Es fehlt an Möglichkeiten, sich in der City aufzuhalten, sich zu begegnen, gemeinsam etwas zu tun. Die Innenstadt wird noch immer an kommerziellen Gesichtspunkten – ihren Geschäften – gemessen. Denn nur sie können sich Raum in der City leisten. Dabei steht viel auch einfach ungenutzt leer.
Wem gehört die Stadt: Apotheken, Bäckern, Brillengeschäften
Das haben auch Sarah Rurka und Julian Eckstein, die das Projekt „Little Ark“ betreuen, im Vorfeld feststellen können. Um einen Ort für „ihr“ Projekt zu finden, sprachen sie etliche Eigentümer von leerstehenden Läden in der Stadt an. Doch keiner ließ sich darauf ein, „manche lassen ihre Geschäftsräume lieber ungenutzt, andere haben erst gar nicht reagiert“, sagt Rurka. Und viele von ihnen sind nur im Ausland zu erreichen. Erst mit dem Auszug von Rick’s Café eröffnete ihnen die Stadt als Eigentümer des Medienhauses die Möglichkeit.
Wem also gehört die Stadt? Wie ein Blick auf die Schloßstraße zeigt, den Apotheken, Bäckern, Brillengeschäften, Hörgeräteakustikern, zählen Rurka und Eckstein auf. Und bis Ende November den Bürgern in Rick’s Café. Mehr zum Programm von „Little Ark“ gibt es auf Facebook: www.facebook.com/Little-Ark-This-is-your-place-100157269142851/?ref=page_internal