Mülheim. Angesichts der vierten Welle will Mülheim mehr Impfangebote machen: 32.000 Ältere angeschrieben. Wann Grundschulklassen in Quarantäne müssen.

Steigende Inzidenzwerte zeigen: Auch in Mülheim baut sich die vierte Welle immer weiter auf. Eine Reaktion der Stadt: Die Impfleistung der städtischen Impfstellen wird hochgefahren, sobald das NRW-Gesundheitsministerium dem zustimmt. Zudem gelten künftig für die Quarantänen in Grundschulen und in der OGS neue Regeln. Dies beschloss der Krisenstab in seiner jüngsten Sitzung.

„Wir planen, die Öffnungszeiten der Impfstelle an der Mintarder Straße auf sechs Tage hochzufahren“, sagte der Krisenstabsleiter Dr. Frank Steinfort dieser Zeitung. Die Impfstelle am Diagnosezentrum auf dem ehemaligen Kirmesplatz in Saarn impft in dieser Woche von Mittwoch bis Samstag von 10 bis 18 Uhr ohne Termin gegen Covid-19. Nach Wünschen der Stadt soll in Saarn aber eine „feste Impfstelle“ entstehen, wo künftig von montags bis samstags in zwei Schichten durchgeimpft werden kann. Man sei „guter Hoffnung“, so Steinfort, dass die laufende Anfrage ans Ministerium auch positiv beschieden wird.

Die anderen Impfstellen in der Stadt Mülheim bleiben erhalten

Steinfort betont, dass die Angebote an den anderen städtischen Impfstellen – etwa an der Willy-Brandt-Schule in Styrum (Dienstag, 9. November, 14 bis 18 Uhr) – oder an der VHS, im Forum oder im Rhein-Ruhr-Zentrum, parallel dazu bestehen bleiben. Das Impfzentrum auf dem Tengelmanngelände hatte vor fünf Wochen geschlossen. Impfende Ärzte müssen nun wieder neu gewonnen werden. „Wir fangen mit dem Aufbau der Strukturen wieder von vorn an“, sagte Steinfort und stellte fest, dass nur 52 Mülheimer Praxen impfen würden – „das ist zu wenig. Daher muss die Stadt wieder hochfahren.“

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„Wir bräuchten zehn bis 20 impfende Praxen mehr, um den Bedarf zu decken“, bestätigt auch Dr. Stephan von Lackum, der Mülheimer Vertreter der Kassenärztlichen Vereinigung (KV). Der Druck und die Arbeit bliebe so an den wenigen impfenden Praxen hängen, sagt er. Und deren Engagement sei groß: „Geimpft wird auch in sprechstundenfreien Zeiten, also auch mittwochnachmittags und samstags.“

Mit weiterhin hoher Impf-Nachfrage wird gerechnet: Die Stadtverwaltung hat laut Steinfort 32.000 über-70-jährige Bürgerinnen und Bürger angeschrieben, dass diese sich mit der dritten Impfung „boostern“ lassen können. Wie viele Impfungen die Stadt nun pro Woche schaffen will, hänge aber von der Nachfrage ab: „Wir impfen, was das Zeug hält. Wir müssen durch das Tun lernen“, so Steinfort.

75 der 257 Infizierten in Mülheim sind unter 20 Jahre alt

Die Inzidenz in Mülheim lag (laut Robert Koch-Institut, RKI) am Montag bei 96. Von den 257 aktuell Infizierten waren 75 unter 20 Jahre jung. „Wir stellen fest, dass Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren mit zu den Treibern der vierten Welle gehören, weil sie ihre Eltern anstecken“, sagt der Leiter des Krisenstabs, der aber auch betont, dass die „Schulen nach wie vor unproblematische Bereiche“ sind, dass die Lage in Schulen und Kitas „ruhig“ sei. Das gelte derzeit auch für die Krankenhäuser. Weitere Treiber der vierten Welle sind laut Steinfort: „der nachlassende Impfschutz bei den Älteren und diejenigen, die sich nicht impfen lassen.“

Während in den städtischen Senioreneinrichtungen laut Stadtdirektor Frank Steinfort bereits „zwei Drittel der Auffrischungen erledigt sind“, gibt es an den Mülheimer Grundschulen künftig neue Regeln für die Quarantäne. „Wenn in einer Grundschulklasse das vierte Kind positiv ist, muss die ganze Klasse in Quarantäne gehen“, so Steinfort. Bei der OGS gilt, dass der Betrieb eingestellt wird, wenn es Infektionsfälle in vier Klassen gibt. „Jede Klasse, in der es ein oder mehrere infizierte Kinder gibt, bekommt ein Fähnchen“, so Steinfort. „Bei vier Fähnchen wird die OGS geschlossen.“

Stadtdirektor bittet die Mülheimerinnen und Mülheimer: Bleiben Sie vorsichtig!

„Wir müssen gegensteuern mit allem, was wir haben“, sagt der Leiter des Krisenstabs angesichts der vierten Welle, und er sieht hier auch die verantwortungsbewussten Bürger in der Pflicht: „Auch das Impfen bietet keinen hundertprozentigen Schutz vor Ansteckung, auch das Boostern nicht.“ Steinfort appelliert an die Mülheimerinnen und Mülheimer, auch weiterhin zu lüften, Masken zu tragen und sich die Hände zu waschen. Wo höhere Risiken lauern könnten, sollten auch Geimpfte vorsichtig sein: „Meiden Sie üppige Feiern“, rät Steinfort.