Mülheim. Das zweite Werk von Filmemacher Alexander Waldhelm wurde auf der Mülheimer Freilichtbühne erstmals öffentlich gezeigt. Prominenz war mit an Bord.

Nach langem Warten konnte der Mülheimer Filmemacher Alexander Waldhelm (46) seinen zweiten Film „Beziehungen – kein schöner Land“ am Freitag auf der Freilichtbühne erstaufführen. Nach der überschaubaren Resonanz setzt der Regisseur seine Hoffnungen in die Kinos. Ursprünglich sollte die doppelte Premiere des Streifens schon am 3. und 4. November des vergangenen Jahres stattfinden. Doch der am 1. November beginnende Lockdown machte dem Vorhaben einen Strich durch die Rechnung.

Durch ausgebliebene Vorführungen fehlen wichtige Einnahmen

Dadurch, dass es der Film bislang noch in kein Kino geschafft hat, fehlen dem Produzenten wichtige Einnahmen. „Ich habe drei zum Glück sehr geduldige Freunde, denen ich noch Geld schulde“, sagt Waldhelm und beziffert diesen Betrag auf 7000 Euro.

Noch ist nicht abzusehen, wann es der Film tatsächlich auf die Leinwände schafft. „Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht, wann ich mich traue, bei der Lichtburg nachzufragen“, gesteht Waldhelm. „Da stehen jetzt erstmal 100 andere Filme in der Reihe und ich bin ganz hinten.“

Waldhelm wünscht sich erneute Zusammenarbeit mit dem Rio

In Mülheim setzt der Filmemacher wieder auf das Rio, wo er 2017 – und darauf ist er besonders stolz – den erfolgreichsten Film mit seinem Erstling „Pottkinder – ein Heimatfilm“ stellte. „Es gibt noch keine Absprache, aber ich würde mir sehr wünschen, dass das wieder klappt“, so Waldhelm.

Dass die Einnahmen aus den Kinovorstellungen fehlen, hat auch Auswirkungen auf die weiteren Planungen des Regisseurs. „Ich wollte mit dem eingespielten Geld eigentlich den nächsten Film bezahlen“, sagt der Mülheimer. Die Dreharbeiten für „Darf ich das so schreiben?“ mussten bereits auf das kommende Jahr verschoben werden. Die nächsten beiden Drehbücher für das „Wunder von Bernd“ und einen noch namenlosen Film über den Amateurfußball hat Waldhelm bereits im Kopf.

Unterbringung und Verpflegung sind beim dritten Film noch ungeklärt

Vor allem die Unterbringung und die Verpflegung der Filmcrew sind aktuell noch ungeklärt. Beim jüngsten Film hatte ein Mülheimer Hotel 180 Übernachtungen ermöglicht, ein Essener Caterer sorgte für die kulinarische Versorgung. „Das ist ein Sachsponsoring in fünfstelliger Höhe, ohne das du einen Film nicht machen kannst“, erklärt Alexander Waldhelm.

Frage nach 2G-Regel stellt sich für Freilichtbühne nicht

In der Diskussion um die sogenannte 2G-Regel haben die Verantwortlichen auf der Mülheimer Freilichtbühne eine ganz klare Meinung. „Für uns stellt sich diese Frage überhaupt nicht“, sagt Peter Michael Schüttler von den Reglern.

99 Prozent der Besucher seien geimpft. Getestete Besucher würden nur noch ganz selten auftreten. „Wenn das mal einer am Abend ist, dann ist es schon viel“, sagt Schüttler.

Trotz der Verzögerungen ist der Produzent in seinem Eifer ungebremst. „Wenn du einmal Blut geleckt hast, kommst du nicht mehr davon los“, sagt er. Auch eine feierliche Premierenveranstaltung in der Lichtburg wie bei Pottkinder hat der 46-Jährige noch nicht aufgegeben.

Erstaufführung: 200 Karten im Vorverkauf für beide Abende

Dabei zeigte sich das Publikum bei der Erstaufführung noch zurückhaltend. Rund 200 Karten wurden im Vorverkauf für die beiden Abende veräußert. Dazu kamen am Freitag nur wenige Tickets an der Abendkasse. Zum Vergleich: Bei Pottkinder kamen an zwei Terminen jeweils 250 Besucher auf die Freilichtbühne.

Diese Zurückhaltung spüren auch andere Kulturtreibende. „Die Leute warten noch ab, ob in Sachen Corona nicht doch noch einmal etwas passiert“, sagte etwa Kabarettist René Steinberg, der in Waldhelms Film einen speziellen Kriminalbeamten spielt.

Steinberg: Gewohnheit der Menschen kann zur Gefahr werden

Er und seine Kolleginnen und Kollegen aus der Branche hoffen sehr auf das Dezembergeschäft. „Allerdings kann die Gewohnheit der Menschen und die neu gefundenen Hobbies in der Pandemie ein Problem für uns werden“, sagt Steinberg. Er habe vor allem Angst um die kleinen Theater. „Deswegen mein Aufruf: geht raus und habt Spaß!“