Mülheim. Die Unterbrechungen des Zugverkehrs nach dem Tanklaster-Brand auf der A 40 in Mülheim sorgen für deutliche Einbußen bei umliegenden Unternehmen.

Seit dem 6. September und damit weniger als ein Jahr nach dem verheerenden Lkw-Brand auf der Autobahn A 40 bei Mülheim-Styrum rollt der gesamte Zugverkehr wieder über die neu installierten Behelfsbrücken. Damit konnte der wirtschaftliche Schaden für die umliegenden Unternehmen in Grenzen gehalten werden.

Während sowohl die Autobahn als auch die Zugstrecke mehrfach gesperrt waren, galten in erster Linie Autofahrer und Nutzer des Nah- und Fernverkehrs als Leidtragende der Großbaustelle. Doch auch mehrere auf dem ehemaligen Mannesmann-Gelände ansässigen Unternehmen schlugen Alarm.

Wirtschaftlicher Schaden von Mülheimer Firmen liegt im Millionenbereich

„Der wirtschaftliche Schaden liegt schätzungsweise im höheren einstelligen Millionenbereich“, sagt Udo Maslowski, Geschäftsführer der RSE Grundbesitz- und Beteiligungs GmbH von Salzgitter Mannesmann. 90 Prozent der Logistik finden auf der Schiene statt. „Wir haben Produkte, die nicht mit dem Lkw transportiert werden können“, erläutert Maslowski.

90 Prozent der Logistik finden bei der RSE Grundbesitz- und Beteiligungs GmbH von Salzgitter Mannesmann auf der Schiene statt. Deshalb hatte das Unternehmen unter den Störungen im Zugverkehr nach dem Tanklasterbrand auf der A 40 bei Mülheim-Styrum zu leiden.
90 Prozent der Logistik finden bei der RSE Grundbesitz- und Beteiligungs GmbH von Salzgitter Mannesmann auf der Schiene statt. Deshalb hatte das Unternehmen unter den Störungen im Zugverkehr nach dem Tanklasterbrand auf der A 40 bei Mülheim-Styrum zu leiden. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Wo sonst fünf Kilometer Aufstellfläche zur Verfügung stehen, blieben durch Verzögerungen gerade einmal 500 Meter übrig. „Züge von unserem Werk in Duisburg-Huckingen sind sonst in 20 Minuten hier, stattdessen haben sie jetzt über Umwege vier bis fünf Stunden gebraucht“, zählt Maslowski auf.

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Verzögerungen können für Großunternehmen schwere Folgen haben

Um Großaufträge wie jüngst im Falle von Europipe aus Australien anzunehmen, müsse die Infrastruktur stimmen. „Kleine Verzögerungen können existenzielle Folgen haben“, sagt Geschäftsführer Falko Schröter.

Daher wandten sich die lokalen Unternehmen an Oberbürgermeister Marc Buchholz, der wiederum beim NRW-Verkehrsministerium für einen verlässlichen Zeitpunkt zur Wiederaufnahme des Schienenverkehrs warb. „Wenn wir die Industrie im Ruhrgebiet haben und behalten wollen, muss auch das Drumherum funktionieren“, so Buchholz.

Staatssekretär: „Wir versuchen Güter von der Straße zu bekommen“

Die Fokussierung auf ein einheitliches Ziel lobte denn auch Dr. Hendrik Schulte, Staatssekretär im Verkehrsministerium – und bezog auch sämtliche Pendler mit ein. „Es hat kein wirkliches Murren gegeben, obwohl hier eine Hauptverkehrsachse unterbrochen war“, so Schulte. Der Staatssekretär weiter: „Wir versuchen, die Güter von der Straße auf die Schiene zu bekommen. Sind sie erst einmal auf der Straße, wird es schwer, das wieder rückgängig zu machen.“

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Von Kristina Mader und Frank-Rainer Hesselmann

Auch deswegen ist Werner Lübberink, Konzernbevollmächtigter der Deutschen Bahn für Nordrhein-Westfalen der Meinung: „Die Zeit, nur auf die Bahn draufzuhauen, muss endlich vorbei sein. Schließlich ist sie aufgerufen, den Klimawandel voranzutreiben.“

Ein Tanklaster war im September 2020 auf der A 40 in Höhe Mülheim-Styrum ausgebrannt. Die Schäden an den Bahn-Brücken, die über die Autobahn führen, sorgten für finanzielle Einbußen bei der örtlichen Wirtschaft.
Ein Tanklaster war im September 2020 auf der A 40 in Höhe Mülheim-Styrum ausgebrannt. Die Schäden an den Bahn-Brücken, die über die Autobahn führen, sorgten für finanzielle Einbußen bei der örtlichen Wirtschaft. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Neue Brücken über die A 40 bei Mülheim-Styrum werden Ende des Jahrzehnts gebaut

Mit der Aktivierung von Leitungsmasten und Rangieren am Bahnhof Styrum habe die DB alles versucht, um die lokale Logistik soweit es ging aufrechtzuerhalten. Innerhalb eines Jahres wurden drei beschädigte Brücken abgerissen und durch Behelfsbrücken aus Stahlfachwerk ersetzt.

Ende des Jahrzehnts sollen die endgültigen Betonbrücken gebaut werden, die eine Lebensdauer von 80 bis 100 Jahren haben. „Sie werden neben der Strecke gebaut und dann rübergeschoben“, erklärt Lübberink. Bis dahin sollen Auto- und Zugverkehr aber ungehindert fließen.