Essen.. Das Land plant den sechsspurigen Ausbau der A 40 von Westen her. Der soll in Frohnhausen enden. Die Stadt sieht gute Argumente für einen Deckel.
Als sich in den 1960er Jahren zwischen Frohnhausen und Holsterhausen die Bagger durchs Erdreich gruben und die Bundesstraße 1 zum Ruhrschnellweg ausbauten, da war das für die Stadt Essen im wahrsten Sinne des Wortes ein Einschnitt. Zaungäste erlebten damals staunend, wie vor ihren Augen eine Straßenschlucht aus Beton entstand: modern, autofreundlich, fortschrittlich. Die Eröffnung des Ruhrschnellweges 1970 geriet zum gefeierten Spektakel. Heute teilt die A 40 die Stadt, kilometerlanger Stau auf der Stadtautobahn ist längst beklagenswerter Alltag.
In einigen Jahren sollen die Bagger wieder rollen. Der Landesbetrieb Straßen NRW plant den Ausbau der A 40 von vier auf sechs Fahrspuren. Denn Verkehrsprognosen lassen erwarten, dass der Verkehr weiter zunimmt, dass es bei den täglich 85 000 Fahrzeugen nicht bleiben wird. Nur: Nach dem Stand der Dinge machen die Bagger an der Stadtgrenze halt.
Autobahn soll auf 36 Meter verbreitet werden
Der sechsspurige Ausbau ist bislang lediglich für das 12,3 Kilometer lange Teilstück zwischen dem Autobahnkreuz Duisburg-Kaiserberg und Essen-Frohnhausen vorgesehen. Für 254 Millionen Euro soll die Autobahn hier inklusive Seitenstreifen auf 36 Meter verbreitet werden. Im vergangenen Jahr wurde das Trassenstück in den Bundesverkehrswegeplan 2030 aufgenommen – in die Kategorie „vordringlicher Bedarf, Engpassbeseitigung“. Im Klartext: Aus Sicht der Verkehrsplaner ist es höchste Zeit, dass etwas gegen drohenden Verkehrsinfarkt getan wird.
Droht der Infarkt dafür auf Essener Stadtgebiet? Spätestens ab 2027, wenn der sechsspurige Ausbau auf Mülheimer Stadtgebiet beendet sein soll?
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In Essen würde die A 40 dann zum Flaschenhals, merkten kritische Anwohner auf einer Bürgerversammlung am Montag in Mülheim an, wo Straßen NRW über den Stand der Planungen informierte.
Vergebens hatte die Stadt sich dafür stark gemacht, dass die A 40 auch zwischen Essen-Frohnhausen und dem Autobahndreieck Essen-Ost auf sechs Spuren erweitert wird. Auch dieses Vorhaben sollte in den Bundesverkehrswegeplan aufgenommen werden, der jeweils die vorrangigen Verkehrsprojekte für die kommenden 15 Jahre festschreibt. Nachdem das Essener Teilstück im Entwurf des Wegeplanes zunächst gar nicht auftauchte, fand es schließlich doch noch Berücksichtigung, einsortiert unter „weiterer Bedarf“, einer nachrangigen Kategorie, die nicht erwarten lässt, dass sich bis 2030 etwas tut. Von Seiten des Landesbetriebes heißt es: „Es bleibt so schlecht wie es ist.“
Technisch wäre der Ausbau in Essen anspruchsvoller
Dabei wäre es aus Sicht des Planungsamtes angesagt, sich auch mit dem sechsspurigen Ausbau des Essener Teilstücks zu befassen. Nun, da die Pläne für den Mülheimer Abschnitt konkreter werden.
Technisch wäre es zweifellos anspruchsvoller die Autobahn auch auf Essener Gebiet zu verbreitern, verläuft die A 40 zwischen Frohnhausen und Holsterhausen doch bekanntlich in Troglage, eingezwängt zwischen Häuserzeilen. Schon 2012 hatte der Werdener Verkehrsplaner Michael Happe der Öffentlichkeit dazu einen Vorschlag präsentiert: Die heutige Gleistrasse der U-Stadtbahn böte Platz für zusätzliche Fahrspuren. Die Gleise sollten deshalb verlegt werden – auf einen Deckel, der die tiefer liegende A 40 verschließt. Da war er wieder, der Deckel, der schon vor Jahrzehnten die Fantasie von Lokalpolitikern beflügelte. Das Charmante daran: Städtebaulich böten sich Essen ganz neue Entwicklungschancen. Daraus geworden ist bislang nichts.
Nun, da als Folge der Dieselaffäre umso dringender Lösungen gesucht werden gegen die anhaltend hohe Belastung der Luft durch Stickoxide, hat die Stadt den Deckel wieder hervorgeholt. Er ist Bestandteil eines Mobilitätskonzeptes. Der Ausbau der A 40 bis Frohnhausen wäre ein weiteres Argument, ernsthaft über eine Abdeckelung nachzudenken. Bliebe der A-40-Tunnel: Technisch wäre es möglich, auch diesen auszubauen, sagt Ronald Graf, Leiter des Stadtplanungsamtes. Technisch möglich, aber teuer. Planungsdezernent Hans-Jürgen Best ließ sich schon 2012 so zitieren: Er könne sich nicht vorstellen, „dass das zu einem vertretbaren Gesamtpreis zu machen ist“.
Über Geld wird beim Landesbetrieb noch gar nicht gesprochen. Fest steht: Die Ausfahrt Essen-Zentrum gilt als leistungsfähig. Soll heißen: Viele Autofahrer verlassen bereits hier die A 40. Ob nicht trotzdem ein Flaschenhals entstünde, bliebe es im Tunnel bei vier Spuren, wäre zu prüfen. Der nächste Schritt: Das Land müsste eine Machbarkeitsstudie in Auftrag geben. Bei Straßen NRW ist ein solcher bislang nicht eingegangen.