Mülheim. . Stadtteilrundgang: Pläne sehen die dreispurige Ausweitung in beide Richtungen vor. Nachbarn der Autobahn in Heißen befürchten mehr Verkehrslärm.

Diesen Ort hätte die Heißener SPD für den Stadtteilrundgang kaum symbolischer wählen können, um die Konflikte des geplanten Ausbaus der A40 mit Anwohnern zu besprechen: Gut zehn Meter unterhalb der Lärmschutzmauer, im Bogen des Postreitwegs versteht man im Rauschen der Bahn schon jetzt sein eigenes Wort kaum. Dreispurig in beide Richtungen soll’s aber hier in ein paar Jahren weitergehen. Zudem will das Rhein-Ruhr-Zentrum auf dieser Höhe auch seine eigene Zufahrt aus beiden Richtungen umsetzen.

Bessere Schutzwände sollen die dann ansteigende Geräuschkulisse abhalten. Nur, wie genau ausgebaut wird, wie breit die Spuren sein werden, wieviel Platz links und rechts der Autobahn benötigt wird, ist nach Angaben des Ortsvereins und der Stadtverwaltung noch verhandelbar.

Verkleinerung der Spurenbreite auf 3 statt 3,50 Meter

Möglich wäre eine Verkleinerung der Spurenbreite auf 3 statt 3,50 Meter. Damit würde der Autobahndamm zwar nicht dichter an die umliegenden Gärten heranrutschen. Allerdings müsste die Höchstgeschwindigkeit auf 80 km/h begrenzt werden. Oder könnte die U-Bahn verlegt werden, um nach innen Spuren zu gewinnen? Das könnte auch eine Lösung für den zweispurigen „Trog“ bis zum Essener Tunnel werden. „Wir bringen ihre Anregungen in die Planung ein“, versichert Roland Jansen vom Amt für Verkehrswesen, denn man sei noch in der Voruntersuchungsphase. „Wir sammeln Argumente für und gegen den Ausbau.“ Mit belastbaren Entwürfen rechnet Jansen erst 2018. Es könne sogar sein, dass gar nicht ausgebaut werde – wenn Kosten und Nutzen nicht stimmen.

Beruhigen kann das die gut 20 Bürger nicht, mancher vermutet gar, der Ausbau sei schon längst politisch auf die Schiene gesetzt, der Einfluss der Kommune auf den Landesbetrieb Straßen NRW gering. Und doch bleiben die Gespräche sachlich: „Der Ausbau wird noch mehr Verkehr erzeugen – haben Sie das mal bedacht?“, fordert eine Anwohnerin, die Ursachen des stetig steigenden Autoaufkommens anzugehen.

Der Lkw-Anteil macht Sorgen

Vor allem der Lkw-Anteil macht ihr Sorge. Derzeit soll er noch bei 5,6 Prozent liegen, was wohl an ihren Navis liegt, die die A40 noch nicht als zusammenhängende Strecke begreifen. Mit der fortgesetzten Erweiterung von Kreuz Kaiserberg bis Essen-Frohnhausen wird sich die Zahl der Transporter voraussichtlich vervierfachen auf gut 20 Prozent, denn für Lkw-Navis komplettiert sich dann die Route.

Durch das Mischgebiet aus Wohnen und Gewerbe im Umfeld „Am Förderturm“ und Dessauer Straße fühlen sich Anwohner von Transportern gebeutelt, „Schon früh hört man die Laster von Döbbe und anderen“, sagt eine Bürgerin. Die Stadt würde auch diesen Verkehr durch neue Zu- und Abfahrten gerne schnell auf die A40 leiten, um Anwohner zu entlasten.

„Zu 30 Prozent fahren Lkw nur Luft“

Arno Klare, der als SPD-Verkehrsexperte im Bundestag agiert, hofft dagegen auf „smarte“ Lösungen und fordert, Transporter, die nur durchreisen wollen, müssen elektronisch um das Ruhrgebiet geführt werden. „Zu 30 Prozent fahren Lkw nur Luft. Das muss durch intelligente Systeme verringert werden.“ Weniger Pkw-Verkehr soll der Rhein-Ruhr-Express RRX bringen, ab 2020 gut 31 000 Pkw-Fahrten pro Tag weniger, sagen die Prognosen.

Ob die Zahlen auch für die Anwohner sprechen werden? „Über erhöhte Schadstoffe haben wir noch gar nicht gesprochen“, merkt eine Frau an. Am Ende, befürchtet sie, werden nur Kosten über die Art des Ausbaus entscheiden. „Keiner kann das Gemeinwohl für sich beanspruchen“, hält der Heißener SPD-Stadtverordnete Daniel Mühlenfeld dagegen. Für eine Abwägung der Interessen brauche man Kriterien. Bewusst ist ihm aber auch: „Wir werden sicher nicht allen gerecht, und dabei leider auch manchen Bürgern auf die Füße treten.“