Mülheim. Die Stadt Mülheim möchte nur noch infizierte Kinder in Quarantäne schicken, keine Mitschüler mehr. Warum sich Betroffene noch gedulden müssen.
Nach langem Gezerre um die Schulquarantänen haben die Landesgesundheitsminister jetzt eine bundesweit einheitliche Linie gefunden. Wenn ein Schulkind positiv getestet ist, soll nicht mehr die gesamte Klasse in Quarantäne geschickt werden, sondern nur enge Kontaktpersonen. Und diese können sich künftig, falls sie symptomfrei sind, nach frühestens fünf Tagen frei testen. Was heißt das für Betroffene in Mülheim?
Bislang müssen in Mülheim direkte Sitznachbarn in Quarantäne
In NRW gilt jetzt schon, dass in der Regel nicht ganze Klassen oder Kurse nach Hause geschickt werden, sondern nur die direkten Sitznachbarn - sternförmig, also neben, vor und hinter dem infizierten Kind. „Das ist auch immer noch aktuell“, stellte Stadtsprecher Volker Wiebels am Dienstag klar. Allerdings gab es bisher Quarantäneanordnungen für 14 Tage, ohne Freitest-Möglichkeit.
Seit Ferienende 167 Coronafälle an Mülheimer Schulen
Seit Ende der Sommerferien hat das Mülheimer Gesundheitsamt 167 Coronafälle an Schulen registriert und etwa 555 enge Kontaktpersonen in Quarantäne geschickt. Zuletzt (Stand 7. September) gab es noch 76 Infektionen, 270 Personen in Quarantäne.
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Ende vergangener Woche hat es auch Nick (Name geändert) erwischt, der die siebte Klasse einer Mülheimer Gesamtschule besucht. Da eine Mitschülerin positiv getestet wurde, sitzt der Zwölfjährige nun offiziell bis 13. September in Quarantäne. Hoffnungsvoll, dass jetzt mildere Regeln gelten, rief Nicks Vater, wie er berichtet, nach fünf Tagen beim Gesundheitsamt an und fragte nach einem PCR-Test für seinen Sohn.
Oma eines Gesamtschülers schimpft: „Kinder sind die Leidtragenden“
Dies sei abgelehnt worden, mit der Begründung, man warte auf eindeutige Vorschriften. Besonders Nicks Großmutter, die ihren Enkel einsam abhängen und leiden sieht, echauffiert sich: „Das Gesundheitsamt sitzt das einfach aus. Die Leidtragenden sind die Kinder.“
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Vielleicht nicht mehr lange. Die Stadt Mülheim signalisiert deutlich, dass sie künftig nur noch die infizierten Kinder in Quarantäne schicken möchte, „um möglichst viele Schüler im Präsenzunterricht zu lassen“, so Stadtsprecher Volker Wiebels. „Die Nachbarschaftsquarantäne sehen wir kritisch.“ Im Krisenstab hätten alle Vertreter der Ärzteschaft und des Gesundheitsamtes dargelegt, dass sich die weitaus meisten Schüler zu Hause infizieren, nicht im Klassenraum.
Noch zögert die Stadt. „Wir müssen abwarten, was die neue Coronabetreuungsverordnung vorgibt“, heißt es, „welche Spielräume sie lässt.“ So lange muss sich auch Nick noch gedulden.