Mülheim. Das Eckrestaurant an der Mülheimer Leineweberstraße ist plötzlich Tapas-Lokal. Die Hauseigentümer reagieren überrascht und wenig begeistert.

Das Restaurant an der Leineweberstraße 65 sorgt schon wieder für Unruhe: Das bisherige „Al Pacino“, eher italienisch ausgerichtet, wurde plötzlich umbeschriftet und heißt jetzt „Tapas Aldo“. Mit iberischen Spezialitäten auf der Karte, spanischsprachiger Hintergrundmusik, gelben und roten Servietten auf den gedeckten Tischen. Gibt es schon wieder einen neuen Betreiber? Die Hauseigentümer waren nicht eingeweiht.

Mülheimer Restaurant schwenkt um: „Eigentümerin ist nicht informiert“

„Wir wundern uns auch über die spanische Flagge“, hieß es jetzt auf Anfrage bei der Immobilienfirma, die die Hauseigentümerin vertritt. „Die Eigentümerin ist jedenfalls nicht informiert.“ Man hoffe, dass das Lokal nicht einfach untervermietet wurde.

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Heikel ist dieser Zustand vor allem, weil das Gebäude verkauft werden soll und es offenbar auch schon einen ernsthaft interessierten Investor gibt. Bei einem Ortstermin ist der irritierende Wandel jetzt aufgefallen. „Wir müssen dem Erwerber Ross und Reiter nennen“, heißt es von Eigentümerseite. Man wolle klare Verhältnisse im Haus.

Dubioser Neustart als „Chicago“ scheiterte

Das Lokal hat in den vergangenen zwei Jahren einige Turbulenzen erlebt. Nachdem die Pia ihr Restaurant in diesen Räumen im Herbst 2019 geschlossen hatte, präsentierte die zuständige Immobilienfirma im Dezember 2019 einen neuen Betreiber - mit dem Hinweis, dieser habe einen Vertrag über zehn Jahre geschlossen. Das neue Restaurant hieß „Chicago“ und sollte als Themengastronomie an den Start gehen, im italo-amerikanischen Stil der zwanziger, dreißiger Jahre.

Als Geschäftsführer der Neueröffnung trat ein junger Mann aus Wuppertal in Erscheinung, offenbar ein Neuling in der Gastronomiebranche, hinter dem wiederum ein undurchsichtiges Unternehmen mit Hauptsitz in Kroatien stand, das nach eigener Auskunft bereits an mehreren Lokalen beteiligt war.

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Die Neueröffnung im Februar 2020 scheiterte krachend schon nach wenigen Tagen und schlug in der Stadt Wellen. Das Mülheimer Ordnungsamt hatte das Lokal dicht gemacht, weil dort - ohne Schanklizenz, wie es hieß - alkoholische Getränke verkauft wurden. Dass keine Schanklizenz erteilt wurde, begründete die Stadt mit der Person des damaligen Geschäftsführers.

Lokal mit Inventar wurde zeitweise auf Ebay angeboten

Das komplette Team wurde entlassen. Ehemalige Mitarbeiter beschwerten sich nach der abrupten Schließung, sie hätten viele Stunden unbezahlt gearbeitet. Mindestens zwei von ihnen zogen später auch vor Gericht. Das „Chicago“ wurde dann zeitweise mit vollem Inventar auf Ebay angeboten, doch unter diesem Namen nicht wieder eröffnet.

Erst Ende Januar 2021 bewegte sich an der Leineweberstraße 65 wieder etwas. Offenbar hatte sich der Hausverwalter dahinter geklemmt, der für die Eigentümerin der Immobilie tätig ist. Es sei „mühsam“ gewesen, einen neuen Pächter zu finden, der das Inventar übernimmt, hieß es zu Jahresbeginn von Seiten der Hausverwaltung. Der Mietvertrag mit dem Vorgänger sei „einvernehmlich abgewickelt“ worden. Nun starte ein erfahrener Gastronom dort „ein vielversprechendes italienisches Konzept“. Er habe den Vertrag mit einer Restlaufzeit von knapp neun Jahren bis 2030 übernommen.

Mietzahlungen wurden dem neuen Betreiber gestundet

Tatsächlich handelte es sich um einen gelernten Koch, der früher ein Restaurant an der Hingbergstraße in Mülheim betrieben hatte. Er ließ den Schriftzug „Chicago“ abmontieren, ersetzte ihn durch „Al Pacino“ und musste bis Mitte Mai erst einmal auf ein Ende des Lockdowns warten. Die Mietzahlungen wurden dem neuen Betreiber gestundet.

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Doch auch in den Monaten danach blieb er glücklos. Die Eigentümerseite, die dieses Mal nicht in die Vermarktung involviert war, zeigte sich alarmiert angesichts leerer Tische im „Al Pacino“. Der Pächter wollte sich gegenüber dieser Redaktion nicht äußern. Nach Auskunft der Hausverwaltung ist er aber weiterhin Mieter des Restaurants. Offensichtlich startet er gerade einen neuen Versuch im spanischen Look.