Mülheim. Ein Sport, den es nicht nur in Amerika gibt: Cheerleading. Die Mülheimer „Shadows“ verraten, dass der Sport mehr ist als „Gib mir ein A!“.
Strahlende Mädchen in kurzen Röcken, bunte Pompons, Highschool Trikots. Daran denken viele zuerst, wenn man Cheerleading hört. Dass das aber noch lange nicht alles ist, was eine Cheerleaderin ausmacht, wissen die „Shadows“, die Cheerleader vom Mülheimer Football Verein „Shamrocks“. „Wirklich? Es gibt einen Cheerleading-Verein in Mülheim?“, hört Trainerin Melissa Steindl immer wieder. Denn ja, Cheerleading gibt es nicht nur in amerikanischen Highschool Filmen, sondern auch direkt vor unserer Haustür.
Stunts, Pyramiden, Sprünge, Tänze, Turnen – der Sport ist vielseitig
2016 haben die Schwestern Melissa und Savannah Steindl die „Shadows“ gegründet. Seit ihrer Kindheit haben die Beiden selbst Cheerleading gemacht, im Verein der Nachbarstadt Essen. Savannah Steindl arbeitet außerdem als Physiotherapeutin für die Footballer der „Shamrocks“. So kam die Idee, neben Football auch Cheerleading anzubieten. Donnerstags und Samstags trainieren sie die „Juniors“, also Mädchen zwischen elf und 17 Jahren.
Training bei den Shadows
Die Shadows trainieren zweimal die Woche: Donnerstags von 18-20 Uhr in der Sporthalle der Grundschule Krähenbüschken und Samstags von 10-13 Uhr in der Turnhalle Oberstraße. Bei gutem Wetter im Sommer findet das Training draußen an der Sportanlage Wendefeld statt.
Mädchen zwischen 11 und 17 Jahren sind beim Training der „Juniors“ willkommen. Melissa und Savannah Steindl würden gerne auch Training für „Seniors“, also über 17-Jährige, anbieten – dafür gibt es jedoch momentan nicht genügend Anmeldungen. „Wir freuen uns hier sehr über Neu-Anmeldungen“, so Melissa Steindl.
Wer Interesse an einer Anmeldung oder einem Probetraining hat, kann sich melden unter cheerleader@muelheim-shamrocks.de.
Sie lernen dort alles, was ein Cheerleader können muss: Stunts, Pyramiden, Sprünge, Tänze, Turnen – die Liste ist lang. „Cheerleading ist nämlich mehr als ‚Gib mir ein A!‘ zu rufen. Das ist ein richtiger Hochleistungssport“, weiß Melissa Steindl. Elemente aus dem Turnen, der Akrobatik und der Leichtathletik werden bei den Cheerleadern gelernt. Es geht um Ausdauer, Kraft und besonders um Vertrauen. Schließlich werden die kleineren Mädchen der Gruppe hoch in die Lüfte gehoben.
Beim Training am Donnerstag waren auch einige neue Mädchen dabei, selbst diese finden sich nach einer halben Stunde Training bereits ganz oben wieder: Vier Mädchen stehen unten, die sogenannten „Bases“. Sie heben ein fünftes Mädchen bis auf Schulterhöhe hoch, das „Flyer“ genannt wird. Mit ausgestreckten Armen und viel Körperspannung stehen die Flyer auf etwa zwei Meter Höhe. Und dabei ganz wichtig: „Lächeln nicht vergessen“, ruft Savannah Steindl.
Gegenseitiges Vertrauen ist beim Cheerleading das A und O
Hat man dort oben keine Angst, runterzufallen? „Nein, denn ich werde ja gut aufgefangen. Es ist ganz cool, da oben zu sein“, findet die elfjährige Nathalie, die sich aus der Luft heraus rücklings in die Arme ihrer Kameraden fallen lässt. Deshalb ist auch das Gruppenvertrauen bei den Cheerleadern so wichtig. „Viele finden, die Stunts sehen sehr kompliziert aus. Wenn man aber einmal die Technik kennt, ist es gar nicht mehr so schwer“, erzählt Melissa Steindl.
Nach den Stunts geht es weiter mit ein paar Tanzschritten. Alle Mädchen machen begeistert mit, in der Luft liegt ein Gefühl von Gruppenzusammenhalt und Motivation. Anschließend werden die Anfeuerungsrufe und Teamsprüche geübt – „Chants“ oder „Cheers“ heißen diese in der Cheerleader-Sprache. „Mülheim Shamrocks are the best, we don’t care about the rest!“, rufen die Mädchen über den Platz. Die Lautstärke der jungen Mädchen dabei ist bemerkenswert, der Ruf hallt von der anderen Seite der Sportanlage Wenderfeld wider.
Footballspiele und Cheerleader-Meisterschaften
„Man muss aus dem Bauch schreien, damit die Rufe so laut sind“, erklärt Melissa Steindl. Schließlich sollen bei den Football-Spielen der Shamrocks die Spieler bestmöglich motiviert und angefeuert werden. Außerdem sorgen die Cheerleader dafür, Stimmung im Publikum zu schaffen und dieses zum Anfeuern zu motivieren.
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Neben dem Begleiten der Football-Spiele gibt es aber auch Cheerleader-Meisterschaften. In einer dreiminütigen Show wird dort das gesamte Können gezeigt. Die Shadows haben bisher bei drei Meisterschaften mitgemacht. 2020 wollten sie eigentlich bei der Landesmeisterschaft starten, „die musste aber wegen Corona leider ausfallen“, erinnert sich Melissa Steindl.
„Viele meiner Freunde kannten diesen Sport gar nicht als Sport“
Fühlt man sich denn als Cheerleader so, wie in einem amerikanischen Highschool Film? „Auf Meisterschaften, wenn auf dem Hinweg im Bus laut gesungen wird, schon ein bisschen“, lacht die sechzehnjährige Letizia. Sie macht seit zwei Jahren Cheerleading, früher hat sie bei den Footballerinnen mitgespielt. Katharina, die seit drei Jahren eine Cheerleaderin ist, weiß: „Viele meiner Freunde kannten diesen Sport gar nicht als richtigen Sport.“
Sie findet Cheerleading noch viel besser als das typische Klischee-Bild, das viele sofort im Kopf haben. Denn: „Ja, wir haben zwar manchmal auch Pompons dabei, aber wir gehen auch auf Meisterschaften!“