Mülheim. Prominente Unterstützung im Bundestagswahlkampf bekam Mülheims SPD-Kandidat Sebastian Fiedler am Dienstag von einem früheren Kanzlerkandidaten.

Trotz des rauen Tons kam ein pöbelnder Passant auf der Mülheimer Schloßstraße für die Wahlkämpfer der SPD fast wie gerufen. „Scholz wählen, Laschet verhindern“, rief er im Vorbeigehen. Da musste auch Martin Schulz kurz schmunzeln. Der ehemalige Kanzlerkandidat unterstützte den lokalen Bundestagskandidaten Sebastian Fiedler am Dienstag im Wahlkampf.

„Ich habe immer gerne Wahlkampf gemacht“, sagte der 65-Jährige, der 2017 im Kampf um das Kanzleramt klar unterlag und der am Ende dieser Legislaturperiode als Mitglied des Deutschen Bundestages ausscheiden wird. Schulz erläuterte den Besuchern im Café Leonardo auch gleich, warum. Drei Punkte seien ausschlaggebend „Du kannst den Wahlkampf gewinnen, man trifft die Realität in Form von Leuten, die sonst nichts mit Politik zu tun haben, und man trifft immer wieder spannende Menschen.“

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Schulz setzte sich wie Fiedler als junger Abgeordneter für die innere Sicherheit ein

Gemeint war in diesem Fall Sebastian Fiedler (48), der als Nachfolger von Arno Klare (69) für den Wahlkreis 118 in den Bundestag einziehen will. „Die innere Sicherheit in Deutschland, aber auch in Europa braucht auf der politischen Ebene einen Kompetenzzuwachs und mit Sebastian Fiedler würden wir einen solchen bekommen“, ist sich Schulz sicher.

Schon als junger Abgeordneter im Europaparlament habe er sich selbst für diesen Bereich eingesetzt. „Wir leben in einem Freiraum mit der Freizügigkeit von Kapital, Waren, Dienstleistungen und Personen und wir wollen zugleich einen Raum der Sicherheit und des Rechts schaffen“, sagte Schulz. Fiedler könne einen Teil dazu beitragen, dass – ein beliebtes Bild des ehemaligen Kanzlerkandidaten – „die Kriminellen in Europa nicht mehr mit dem Ferrari fahren und die Polizei muss mit dem Fahrrad hinterher“.

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Ideen: Europol ausbauen und ein Einwanderungsgesetz schaffen

Zu diesem Zweck müsse Europol ausgebaut werden. Schließlich gebe es für Sicherheitsstrukturen keinen gemeinsamen Plan in der Europäischen Union. Auch dazu könne Fiedler als Vorsitzender des Bundes deutscher Kriminalbeamter beitragen. Schulz plädierte außerdem für die Schaffung eines Einwanderungsgesetzes – und zwar nicht nur in Deutschland. „Wer finanziell profitiert, darf sich bei der Einwanderung nicht verweigern“, sagte der 65-Jährige am Dienstag in Mülheim.

Für den Wahlkampf-Endspurt gab Schulz den hiesigen Sozialdemokraten eines mit auf den Weg: „So viel wie möglich mit den Leuten reden. Der unmittelbare Kontakt zu den Menschen ist auch in den Zeiten von Corona wichtiger geworden. Ich erlebe jeden Tag aufs Neue Menschen, die sagen: Ich kann es nicht ertragen, immer nur vor Mattscheiben zu sitzen.“

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Im Gegensatz zu seinem mit großer Euphorie gestarteten und am Ende gescheiterten Wahlkampf 2017 scheint sich das Blatt diesmal andersherum zu wenden. Schulz: „Ich glaube, dass die Stimmung sehr, sehr gut für die Sozialdemokraten ist.“