Mülheim. Katharina Bohne begeisterte bei der Prüfung und erlangte die Jahresbestleistung der Konditoren-Innung Rhein-Ruhr. Was ihre Siegertorte ausmachte.
Der Duft von frisch gebackenem Kuchen, das Rühren von Teig, das Formen von buntem Fondant – das ist die Welt von Katharina Bohne. Die 27-jährige gebürtige Mülheimerin hat gerade ihre Ausbildung zur Konditorin abgeschlossen. Und das mit Bravour: Bei der Gesellenprüfung erhielt sie die Jahresbestleistung der Konditoren-Innung Rhein-Ruhr.
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„Schon in meiner Kindheit habe ich gerne gebacken“, erzählt die frisch gebackene Konditorin, die heute in Bochum lebt. Dass sie dieses Hobby mal zum Beruf machen würde, hätte sie damals nicht gedacht. Nach der Schule hat Katharina zunächst Geowissenschaften studiert – dann bemerkt, dass eine Ausbildung ihr mehr Freude bereiten würde. So fing sie im Mülheimer Stadtcafé Sander die dreijährige Konditoren-Ausbildung an und war von Beginn an sehr glücklich damit. „Das Backen ist einfach meine Berufung.“
Gebackene Kunstwerke mit Einhörnern und Anime-Helden
Besonders liebt sie es, Motivtorten zu backen: „Ich bin eher der kreative Typ, der Feinschliff ist das, was ich am meisten mag.“ Sie kennt sich aus im Umgang mit Fondant, Lebensmittelfarbe und Zuckerguss. Dabei entsteht echte Kunst: Von Einhorn-Kuchen bis hin zu Torten mit dem Anime-Helden Naruto hat sie bereits einige Kunstwerke erschaffen.
Es kommt Katharina dabei zugute, dass sie auch zeichnerisch eine kreative Ader hat: „Nicht nur ihr Kuchen, auch ihre Zeichnungen sind sensationell“, erzählt Friedhelm Großenbeck, Inhaber vom Stadtcafé Sander, voll Stolz auf seine ehemalige Auszubildende. Mit dem Backen von Motivtorten hat diese erst während ihrer Ausbildung angefangen, vorher hat sie sich meist an den „üblichen“ Kuchen ausprobiert. „Heute weiß ich, was ich damals alles falsch gemacht habe“, lacht Katharina. Ein Beispiel: Käsekuchen. Dieser darf nämlich nicht in einem durchgebacken werden, verrät sie, dann wird die Oberfläche zu dunkel. Stattdessen muss man ihn beim Backen zwischendurch aus dem Ofen rausnehmen und kurz ruhen lassen: So bleibt er schön hell.
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„Mein NRW“ ist das Motto der Abschlussprüfung
Mit diesem und viel weiterem Wissen ging Katharina Anfang Juni in die theoretische Prüfung. Ende Juni folgte eine zweitägige praktische Prüfung. Ganze acht Stunden stehen die angehenden Konditoren am ersten Tag der praktischen Prüfung in der Backstube. Pralinen, Teegebäck, Schwarzwälder-Kirsch-Torte und Marzipanfiguren waren dieses Jahr gefordert. „Nach dem Tag war ich einfach nur fertig“, erinnert sich Katharina.
Es ist fast wie bei der Fernsehserie „Das große Backen“: Direkt am nächsten Tag folgt der zweite Teil der Prüfung. Die Aufgabe hierfür war schon vorher bekannt: Eine Motivtorte zu dem Motto „Mein NRW“. Katharina entschied sich für eine Sea Life-Torte. „Ich wollte gerne die Themen Natur und Artenschutz mit einbringen. Und das Sea Life in Oberhausen ist ein bekannter Ort in NRW.“ Drei Mal hat sie die aufwendige Torte vorher geübt, schließlich sollte in der Prüfung unter den strengen Blicken der Prüfer nichts schiefgehen.
Katharina Bohne erhält für die Torte eine Ehrenurkunde
Hochzeitskuchen und Gender-Torten im Stadtcafé Sander
Das Stadtcafé Sander hat momentan viel zu tun: Wegen Corona haben sich einige Hochzeiten nach hinten verschoben, Hochzeitstorten werden momentan deutlich stärker nachgefragt. Außerdem stehen die Einschulungen vor der Tür. „Kuchen wird gerade ordentlich gehypt“, sagt Friedhelm Großenbeck lachend.
Ein neuer Trend bei werdenden Eltern: Gender-Torten. Je nachdem, ob ein Junge oder Mädchen geboren wird, backt das Stadtcafé Torten mit blauer oder rosa Füllung.
Das Stadtcafé Sander ist Mitglied der Konditoren-Innung Rhein-Ruhr, ebenso wie zwölf weitere Cafés und Konditoreien aus Mülheim, Duisburg und Oberhausen.
Die fertige Torte ist eindrucksvoll: Zwei Etagen, verziert mit in mühevoller Kleinarbeit hergestellten Haien, Seesternen und Algen aus Modellierfondant. Die Prüfer sind begeistert, auch von dem, was in der kunstvollen Torte steckt: Katharina benutzte italienische Buttercreme, selbst gemachte Heidelbeer-Konfitüre und Zitronenböden. „Ich bin mit einem guten Gefühl aus der Prüfung rausgegangen“, erinnert sie sich.
Dass sie mit ihrer Leistung aber nicht nur die Gesellenprüfung besteht, sondern auch noch die Jahresbestleistung der Konditoren-Innung Rhein-Ruhr erreicht, damit hat Katharina nicht gerechnet: „Ich war wirklich überrascht und habe mich sehr gefreut.“ Ihre Torte wurde mit „sehr gut“ bewertet. Am Donnerstag bekam sie vom Obermeister der Innung, Hubert Cordes, und dem Vertreter der Kreishandwerkerschaft Duisburg, Stefan Meurer, eine Ehrenurkunde verliehen. Stolz hält sie diese hoch: „Die werde ich direkt neben dem Gesellenbrief zuhause aufhängen“, lächelt Katharina, die auch jetzt nach ihrer Ausbildung weiterhin im Stadtcafé Sander arbeiten wird.
Backen sollte man mit Leidenschaft
Sie verrät uns ein paar ihrer Geheimtipps beim Backen: „Man sollte immer mit Leidenschaft dabei sein“, Rezepte auch mal abwandeln und bei den Zutaten variieren. Nun wissen wir ja, wie es geht, und können uns motiviert selbst in die Küche schwingen – mit ein bisschen Glück kommt ja vielleicht ein ähnlich leckerer Kuchen dabei heraus, wie Katharina Bohne ihn backen würde.