Mülheim. „Das Kaff“ öffnete mitten in der Pandemie in Mülheims Altstadt. Nach einem Jahr sind die Gastronomen weiter zuversichtlich – und haben Pläne.

Sie sind mitten in der Corona-Pandemie gestartet und kennen den Café-Betrieb nicht anders als mit Maske, Abstands- und Hygieneregeln. „Das Kaff“ in Mülheims Altstadt hat nun seit einem Jahr geöffnet und zieht trotz der vielen Einschränkungen und Einbußen positive Bilanz. Mehr noch: Die Betreiber haben schon Erweiterungspläne.

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Als Jerry Krüger und sein Team am 9. Juli 2020 das Kaff eröffneten, war noch nicht klar, dass sie nur drei Monate später schon wieder schließen müssen. Der Lockdown zwang die Lokalbetreiber in die Pause – obwohl das Geschäft mit den fairen Kaffeespezialitäten, selbst gemachten Kuchen und belegten Bagels im Sommer prima angelaufen war. „Sechs Monate hatten wir zu, dann fingen wir mit dem To Go-Geschäft an“, erinnert sich Jerry Krüger.

Dank Überbrückungshilfen konnten laufende Kosten im Lockdown bezahlt werden

Das wurde gut angenommen von den Mülheimern. „Viele sahen uns als einen Lichtblick im Lockdown, auch wenn es die Sachen nur zum Mitnehmen gab.“ Bei der Neueröffnung im Juni 2021 war der Laden voll. „Ganze zwei Wochen lang durften wir sogar ohne Maske ins Lokal.“ Ein DJ legte freitagabends Musik im Hintergrund auf, die 20 Plätze drinnen und die 20 Plätze draußen auf dem Platz waren voll belegt – es war fast wie zu „Vor-Corona-Zeiten“. „Obwohl wir die ja nie erlebt haben“, sagt Jerry Krüger. Für eine kleine Stadt wie Mülheim waren das „fast Rüttenscheider Verhältnisse“, lacht er.

Von sechs auf 20 Mitarbeiter angewachsen

Aktuell haben viele Gastronomie-Betriebe große Probleme, passendes Personal zu finden. Das Kaff sich dagegen gut aufgestellt: Mittlerweile sei das Team von anfangs sechs, auf nun 20 Mitarbeiter angewachsen, die in der Küche, an der Bar oder im Service arbeiten, berichtet Jerry Krüger. Auch Ehefrau Christin habe ihren Job als Gesundheitsmanagerin gekündigt und sei nun Vollzeit im Betrieb eingestiegen.

Auf der Speisekarte stehen viele verschiedene hausgemachte, rein pflanzlich gebackene Kuchen, belegte Bagels oder Salate. Die Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag 10 bis 19 Uhr, Freitag (Barabend): 10 bis 0 Uhr, Samstag und Sonntag 10 bis 19 Uhr.

Nun gibt es wieder weitere Einschränkungen, ab 23. August müssen Gäste einen der drei „G-Nachweise“ erbringen. Wieder neue Regeln, wieder drohende Einbußen. Überhaupt: Das Hin und Her der sich stets ändernden, immer komplizierter werdenden Corona-Regeln machte es der Kaff-Crew nicht gerade einfach im ersten Jahr. „Aber wir sind in stetigem Austausch mit dem Ordnungsamt und haben bislang immer eine Lösung gefunden.“ Zudem haben die Corona-Überbrückungshilfen geholfen, laufende Kosten wie die Miete während der Schließzeit zahlen zu können. Doch: „Ein richtiges Gehalt konnten wir uns nicht auszahlen. Dafür haben wir im Lockdown auch privat kaum Ausgaben gehabt.“

Mehr Laufkundschaft durch mögliche autofreie Zone an der Mülheimer Bachstraße

„Das Kaff“ ist damals auch mit dem Ansatz gestartet, die Brücke zwischen Mülheimer Altstadt und Stadtmitte zu spannen. Ist das gelungen? „Ich denke schon“, sagt Krüger. Zumindest gebe es einen regeren Austausch zwischen den Gastronomen in der Innenstadt.

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Auch der Siegfried-Reda-Platz hat sich in diesem einen Jahr von der tristen Platte zum belebten Ort entwickelt: Aus den Beeten wachsen Wildblumen und Kräuter, an den Bistrotischen prosten sich Menschen bei Bagels und Bowls mit Bio-Schorlen zu, links und rechts gibt es ein freundschaftliches Verhältnis zu Mausefalle und Isi Baba. „Wir sehen uns nicht als Konkurrenten. Je mehr Lokale es hier gibt, desto belebter ist die Altstadt.“ Und so unterstützt Jerry Krüger auch den Vorschlag der Initiative „Mülheimer Verschönerungs-Klub“, die Bachstraße - zumindest testweise - autofrei einzurichten. „Das würde auf jeden Fall zu mehr Frequenz führen und das Wildparken auf dem Platz verhindern.“

Eine neue Terrasse bauen und den Platz weiter beleben

Pläne für die Zeit nach der Pandemie hat Jerry Krüger auch schon: „Wir wollen nach Absprache mit den Behörden eine Terrasse vor die Fenster bauen, so dass man dort näher am Lokal sitzt und die Atmosphäre schöner ist.“ Zudem wollen sie den Platz weiter beleben – vorstellbar seien kleine Märkte oder auch die Teilnahme am Adventmarkt.

Auch Konzerte und Lesungen möchte Krüger veranstalten, sobald es möglich ist – nicht nur (wie aktuell) freitags, sondern auch auf die Samstage erweitern und bis Mitternacht für Barabende öffnen. „Ich habe das Gefühl, die Mülheimer haben Bock rauszugehen – und der nächste coronafreie Sommer kommt bestimmt“, blickt er zuversichtlich in die Zukunft.