Eppinghofen. . Beim Stadtteil-Rundgang tragen interessierte Bürger Ideen zusammen. Die Müllproblematik stört viele. Stattdessenwünschen sie sich gepflegtes Grün.
Dass den Eppinghofenern ihr Stadtteil egal wäre, kann man nicht behaupten. Auch wenn die fortdauernde Müllproblematik sich im Rundgang am vergangenen Samstagmittag vor allem in Nebenstraßen offenbart und einen anderen Eindruck vermittelt.
Doch am blauen Zelt am Kreisverkehr, in dem das Team Innenstadt im Rahmen der Öffentlichkeitsbeteiligung zur Fortschreibung des Integrierten Innenstadtkonzeptes Ideen sammelt, haben viele Passanten ihre Wünsche und Kritiken hinterlassen, um ihr Eppinghofen lebenswerter zu machen. Zwei Stadtrundgänge sollen die Ideenschmiede ergänzen und am Ende das bestehende Innenstadtkonzept erneuern und verbessern.
Doch bevor die kleine Gruppe mit dem früheren Stadtteilmanager Daniel Bach am alten Stadtarchiv an der Aktienstraße ankommt, lauert am Weg das Ärgerliche: Die Baumscheiben an der Eppinghofer Straße sind größtenteils völlig vermüllt – der Rückschnitt der Sträucher im Frühling bringt es zum Vorschein. Auch die Schilder von der nunmehr beendeten Baustelle um den Kreisverkehr sind nicht beseitigt.
Überall achtlos hingeworfener Müll
„Und wie sieht der neue Kreisverkehr aus?“, hat nicht nur eine Anwohnerin zumindest eine schöne Gestaltung erwartet. Auf den Ideenzetteln ist das immer wieder Thema. Den noch geplanten Kreisverkehr an der Eppinghofer Straße, Ecke Klöttschen findet die Gruppe durchgehend „sinnvoll, denn hier ist seit Jahren ja nur Chaos, man weiß als Autofahrer und Radfahrer nicht, wie man hier fahren soll“, meint eine Frau angesichts der kreuz- und queren Spurführung.
Mehr Grün – vor allem gepflegtes – soll den Kreisverkehr künftig zieren . „Aber ob ich das noch erleben werde ...“, kommentiert eine ältere Frau. Am Lokspielplatz offenbart sich ein auf einigen Spielplätzen gewohntes Bild, denn rings um leere Mülleimer liegen haufenweise Plastikverpackungen. Und nicht nur da: Entlang der Kardinal-Graf-Galen-Straße, Schreiner- und Charlottenstraße, praktisch überall, wo die Stadt Baumscheiben und Grünflächen ermöglicht, liegen achtlos hingeworfene Verpackungen, eingetretene Schnapsfläschchen.
Vom Bund gibt es Mittel für Fassadenprogramme, aber nicht für die Grundpflege
Die wenigen Flächen, an denen es nicht verwahrlost aussieht, werden intensiv von so genannten Baumscheibenpaten betreut, oder eben ‘illegal’ von Bürgern schön gemacht. Das Dilemma schildert ein Planer: „Wir können von Land und Bund Mittel für Fassadenprogramme oder Leuchtturmprojekte bekommen, aber nicht für die Grundpflege.“
Oder das Grundstück liegt in der Hand von Eigentümern, die offenbar darauf warten, es einmal mit hohem Gewinn weiterentwickeln zu können. So wie im Wildwuchsbiotop zwischen Charlotten- und Parallelstraße. Neben dem Spielplatz planen die Eigentümer – die nicht in Mülheim wohnen – ein Bauprojekt. Was und wann? Unklar. Zumal die städtische Brücke dahinter mitabgerissen werden müsste. Doch deren Gestaltung ist „Kunst im öffentlichen Raum“.
Zugewachsene Brachfläche
„Das sieht seit Jahren so aus“, betrachtet eine Anwohnerin die vermüllte und zugewachsene Brachfläche, die früher einmal ein Schotterparkplatz gewesen ist. Eigentum verpflichtet? Doch weil es Privatgrundstück ist, habe die Stadt kaum Handlungsspielraum, heißt es. Die ohnehin geringen Ordnungsstrafen könne man nur verhängen, wenn Gefahr vom Grundstück ausgehe.
Wer sich aber für seinen Stadtteil einsetzt – und damit die Verwaltung entlastet –, fühlt sich nicht immer mit offenen Armen empfangen: „Die Paten sind vertraglich dazu verpflichtet, bei der Pflege eine Warnweste zu tragen“, erzählt eine Frau, die freiwillig eine Baumscheibe betreut. „Das muss entbürokratisiert werden“, notiert sich Daniel Bach auf seinem Block.
Und doch gibt es in Eppinghofen die unerwartet schönen Ecken: Zwischen Hochhäusern mit Plattenbau-Charme an der Kardinal-Graf-Galen-Straße offenbaren sich putzige Fachwerkhäuser und ein lauschiger Park mit einer stattlichen Kastanie. Umgeben von Aktien- und Eppinghofer Straße hört man dennoch Vogelzwitschern.
„Dezente Beleuchtung“, „Rundbank“ und „mehr Bepflanzung“ hält Bach fest, um die Qualität dieses Orts zu stärken. Auch für das leerstehende Stadtarchiv fehlt es nicht an Ideen: ein Bürgertreff mit Tanztee – „wie im Schloß Styrum, das ist der Renner“. Oder eine schöne Bleibe für die engagierte „Schmökerstube“, die nun umziehen muss. Die Aktienstraße soll einen sicheren Radweg bekommen, schlägt eine Frau vor.
„Typisch Ruhrgebiet“, kommentiert Bach ein graues „Fassadenensemble“ im Bogen der Sandstraße. Auch hier könnten Eigentümer ihre Häuser und den Stadtteil durch ein gefördertes Fassadenprogramm aufwerten. Apropos aufwerten: Die von vielen Eppinghofenern dringend gewünschte Neugestaltung des Nordausgangs am Bahnhof dürfte nicht einfach werden. Die doppelte Brücke des Schienen- und Straßenverkehrs verdunkelt den Bereich, eine helle Gestaltung wollen viele. „Am einfachsten wäre es, man risse den Tourainer Ring ab“, überlegt Bach.
Am blauen Zelt der Organisatoren stapeln sich indes die Vorschläge: Dixie-Toilette für Taxifahrer, Fahrradständer, Bänke, Blumenkübel wie in Speldorf, 100 Straßenbesen. Arbeitslosigkeit bekämpfen, fordert eine Stimme. Die Stadt hat in Zukunft noch viel zu tun.