Mülheim. Das Hochwasser in Mülheim hat viele kleinere Wildtiere und Vögel getötet. Andere Tiere profitieren davon. Wie der Nabu die Katastrophe sieht.

Bei der Aufräumaktion in den Ruhrauen am vergangenen Wochenende haben die Helferinnen und Helfer auch so manches tote Tier gefunden: Vögel, Fische, Igel, sogar Rehkitze waren darunter. Das hat sicher manchen traurig gestimmt. Doch das sei eben auch die Natur, sagt Elke Brandt. Die Vizevorsitzende des Nabu Ruhr weiß: „Die Natur kann auch mit solchen Ereignissen umgehen.“

Der Nabu hat keine Bilanz gezogen über die während des Hochwassers umgekommen Tierarten, aber es habe wohl vor allem die kleineren Lebewesen, die am Boden leben, getroffen, die nicht so schnell fliehen können, sagt Elke Brandt. Mäuse und Igel sind sicher darunter, Kaninchen in ihren Höhlen, Maulwürfe in ihren Gängen. Wohl aber auch unerfahrene Jungvögel und junge Rehe, die sich nicht mehr in Sicherheit bringen konnten.

Der Eisvogel in Mülheim hat seine Brutzeit beendet

Um den Eisvogel in den Saarner Auen macht sich die Nabu-Vizevorsitzende wenig Sorgen. Denn die Brutzeit sei ja schon vorbei und so dürften die Höhlen des Eisvogels schon leer gewesen sein. Der Eisvogel kann im schlammigen Wasser aber kein Futter finden, erklärt sie, er brauche klares Wasser für den Fischfang. Wenn die Aue flächendeckend überflutet sei, weiche er aus, erschließe sich andere Nahrungsquellen. „Das muss er ja auch im Winter tun, wenn das Wasser zugefroren ist.“

Fische, selbst die großen, suchten bei Hochwasser gern flachere Bereiche auf, um nicht weggespült zu werden, so Brand. Gehe das Wasser dann zurück, können sie nicht mehr zurück in die Ruhr gelangen. Vielfach haben Angler, Nabu-Leute und andere Helfer Fische nach dem Hochwasser zurück in die Ruhr gebracht. Aber etliche Fische stranden auch in schlecht zugänglichen Tümpeln und Teichen, sie sind dann im flachen Gewässer gefangen. „Das war ein Schlaraffenland für die Reiher“, schätzt Elke Brandt. „Die haben jetzt einen reich gedeckten Tisch gehabt.“

Nabu: Aasfresser sind die Gesundheitspolizei in der Natur

Konnten sich die meisten Füchse retten oder sind sie in ihrem Bau ertrunken? Was wurde aus den Nutrias? Hier hat der Nabu keine Erkenntnisse, tote Füchse oder Nutrias sind wohl aber auch nicht gefunden worden. Für Aasfresser wie den Fuchs oder auch Rabenvögel wie Krähen, Kolkraben, Elstern gab es nach der Flut ebenfalls genug Futter, meint Elke Brandt. „Das sind ja“, sagt sie, „ganz natürliche Vorgänge.“ Diese Aasfresser seien eben die Gesundheitspolizei in der Natur.

Wo die Tiere ertrunken sind, werden die Gebiete nach und nach wieder neu besiedelt, sagt Elke Brandt. Bei den sehr vermehrungsfreudigen Mäusen gehe das allerdings schneller als bei den Maulwürfen. „Ein Kahlschlag für die Natur war das Hochwasser auf keinen Fall“, ist Elke Brandt überzeugt. Die Rehe würden die Ruhrauen vom Auberg aus wieder besiedeln, die Igel würden wieder in die einst überfluteten Kleingärten kommen. „Das ist kein bleibender Schaden. Die Natur wird sich wieder regenerieren.“

Nabu Ruhr sucht neue Fördermitglieder

Der Nabu schickt derzeit Studierende in die Haushalte in Mülheim und Essen, die für den Naturschutz sowie die Förderung der Umweltbildung werben sollen.

Die Studierenden sind in den nächsten Wochen von 12.30 bis 20.30 Uhr für den Naturschutzbund (Nabu) unterwegs. Gesucht werden Fördermitglieder, die mit ihrem finanziellen Beitrag die gemeinnützigen Tätigkeiten des Vereins unterstützen.

Die Studentinnen und Studenten, die nun für den Nabu werben, tragen blaue T-Shirts, Jacken oder Westen, können sich mit einem Nabu-Dienstausweis ausweisen und nehmen kein Bargeld oder Sachspenden entgegen. Der Nabu Ruhr hat in Essen und Mülheim derzeit 2900 Mitglieder.

Das gelte auch für die Amphibien, für Kröten, Frösche und Molche, die die Flut weggespült hat, etwa im Naturschutzgebiet Tongrube Rotkamp an der Mintarder Straße oder in den ehemaligen Klärteichen auf der Schleuseninsel. Auch hier werde die Population sich wieder erholen. Denn die Tiere leben im nahen Umkreis und kämen zum Laichen wieder ans Wasser zurück.

Größere Kadaver wurden der Stadtverwaltung nicht gemeldet

Größere Tier-Kadaver sind der Stadtverwaltung nach dem Hochwasser nicht gemeldet worden, sagte Stadtsprecher Volker Wiebels auf Anfrage. Ein totes Reh sei zwar am Leinpfad gesehen worden, wegen des Hochwassers habe es aber nicht geborgen werden können. Für tote Wildtiere sei der jeweilige Jagdpächter, für tote Haustiere die Feuerwehr zuständig, so Wiebels. Der Feuerwehr verfüge aber über eine Liste der Jagdpächter.