Mülheim. . MST sieht eine positive Entwicklung. Geschäftsreisende bringen bis 85 Prozent aller Buchungen. Weitere Steigerung mit dem neuen Hotel erwartet.

Für das Übernachtungsgewerbe in der Stadt sieht die Mülheimer Stadtmarketing und Tourismus Gesellschaft (MST) eine positive Entwicklung. „Wir haben in den vergangenen zwei Jahren einen großen Schritt nach vorne gemacht“, sagt Tourismus-Leiter Marc Baloniak mit Blick auf die Übernachtungszahlen.

Mit dem Jahr 2016 sind die Übernachtungszahlen in gewerblichen Betrieben mit mindestens zehn Betten in Mülheim deutlich angestiegen. 2015 zählte die amtliche Statistik nur knapp mehr als 150.000 Übernachtungen in den besagten Hotelbetrieben in der Stadt, schon im Jahr darauf waren fast 44.000 Betten mehr über Nacht belegt. Baloniak berichtet, dass eine Gesundung am örtlichen Markt festzustellen sei. Habe die Bettenauslastung vor Jahren bei 28 bis 30 Prozent rumgedümpelt, stehe die Branche (29 gewerbliche Anbieter mit rund 1600 Betten) nun deutlich besser da.

Ruhrtalradweg generiert mehr als 6000 Übernachtungen

Noch immer profitieren Hotels am Ort insbesondere von Geschäftsreisenden. Sie bringen 80 bis 85 Prozent aller Buchungen in die Stadt. Leitmessen in Essen und Düsseldorf lassen Gäste in Mülheim Übernachtungen abfragen. Laut Baloniak sorgen auch die von Mülheim aus weltweit tätigen Großkonzerne wie Aldi und Siemens für kräftigen Umsatz. Auch das Kongress-und Messegeschäft der Stadthalle hat sich bekanntlich prima entwickelt. „Die Stadthalle bringt pro Jahr sechs- bis achttausend Übernachtungen“, sagt MST-Chefin Inge Kammerichs.

In Rathausnähe wird das Holiday Inn Express eröffnen.
In Rathausnähe wird das Holiday Inn Express eröffnen. © Jörg Schimmel

Das ist noch mehr als die geschätzt 6000 Übernachtungen, die der Ruhrtalradweg generiert. Der ist laut MST gleichwohl auch „eine Erfolgsgeschichte“. Der Freizeittourismus insgesamt, meist werden Tagesausflüge registriert, verhelfe den Hotelbetrieben zu einer besseren Bettenbelegung an Wochenenden. Vom Weiterbau des Radschnellweges verspricht sich die MST weitere Effekte. Mit positiven Erwartungen geht die Tourismusgesellschaft ins neue Jahr, wenn im Stadtquartier Schloßstraße das Holiday Inn Express eröffnen soll, allerdings mit Zeitverzug. Mit dem dann größten Hotel der Stadt, zumal in Nähe der Stadthalle, sei im Kongressgeschäft der MST sicher noch einiges mehr möglich. Die Rede ist davon, dass mit der Stadthalle eine stärkere Präsenz gar auf nationaler Ebene möglich werde.

Holiday Inn nicht von allen gern gesehen

Das neue Holiday Inn Express wird von Wettbewerbern weniger herbeigesehnt. FDP-Fraktionschef Peter Beitz beklagte zuletzt, dass sich die MST gegen den Wunsch von alteingesessenen Hotelbetrieben im Norden der Stadt sperre, Kongressgästen der Stadthalle einen Shuttleservice schmackhaft zu machen. Die Sorge, dass ein weiterer Hotelbetrieb das eigene Geschäft schädigen wird, kontert Kammerichs marktliberal: „Es ist nicht auszuschließen, dass Betriebe mit einem Investitionsstau leiden werden.“ Die MST-Chefin nimmt das Wort „Marktbereinigung“ in den Mund.

Gleichzeitig macht sie Hoffnung, dass mehr Betten auch mehr Übernachtungsgäste anlocken könnten. Die MST sieht generell die Chance, am deutschen Tourismus-Boom, ausgelöst von den Krisen im Ausland, zu partizipieren. Für die eigenen Erlöse aus dem Tourismusgeschäft sieht die MST allerdings keine so rosige Zukunft. Zwar steige der Beratungsbedarf, die Erlöse der Tourist-Info aber nähmen ab, weil die Marktmacht der großen Online-Portale bei der Hotelbuchung, auch im Ticketverkauf zunehme.

>>> Private Angebote im Kommen

Die amtliche Statistik mit 196.432 Übernachtungen im Jahr 2017 bezieht sich nur auf Hotelbetriebe mit mindestens zehn Betten. Ferner kooperiert die MST etwa mit 53 Anbietern von Ferienwohnungen, Privatzimmern und Apartments (mit insgesamt circa 275 Betten).

Unklar ist, wie viele Privatquartiere am Markt sind. Die MST beobachtet indes seit Jahren ihre wachsende Bedeutung – auch im Business-Geschäft. Bereits 2015 lag der Anteil von Übernachtungen in privaten Unterkünften bei 45 Prozent.

Am Beispiel des Online-Portals „airbnb“ lässt sich das Wachstum ablesen: Waren dort 2015 noch 18 Gastgeber in Mülheim registriert, so waren es 2017 schon 50. Die Zahl der Gastankünfte in Mülheimer Privatunterkünften ist im benannten Zeitraum von 240 auf 1400 emporgeschnellt, die der Übernachtungen von circa 960 auf 5880.