Mülheim. Baupläne an Mülheims Ruhrufer werden stets kritisch beäugt. Wenn sich ein neuer Investor findet, könnte dies das Aus für ein Hotel besiegeln.
In den politischen Diskussionen um Baupläne an Mendens Ruhrufer hatten die Mülheimer Bürgerinitiativen (MBI) jüngst davor gewarnt, dass Investoren die Stadt mit Plänen zu wuchtigen Bauten für wassernahes Wohnen überrennen könnten. Im Fokus dabei war auch das Grundstück an der Dohne, auf dem das "Hotel am Ruhrufer" derzeit den Corona-Blues erlebt.
Das Hotel solle "anscheinend aufgegeben werden und anstelle dessen sollen dort teure Wohnungen entstehen mit Blick auf die Ruhr", hatten die MBI zuletzt im Planungsausschuss unvermittelt auf Pläne hingewiesen, die Jahre zuvor nur in vertraulicher Runde von Gestaltungsbeirat und Planungspolitik thematisiert worden sind. Das Bauen an der Ruhr, ob an Mendens Ruhrufer oder auch an der Dohne, stößt auf viel Kritik nicht nur bei den MBI.
Seit Jahren liegt eine genehmigte Bauvoranfrage für Areal an der Dohne vor
Was ist dran an dem Szenario, das Hotelgebäude könnte abgerissen und das Areal von einem Projektentwickler neu bebaut werden? Im Moment, sagt Eigentümer und Hotelbetreiber Ralf Schmitz, lägen jene Pläne mangels Investor auf Eis. Ausschließen will Schmitz aber nicht, dass ein solches Vorhaben schnell auch wieder aktuell werden könnte.
Schon vor einigen Jahren hatte es einen Investor gegeben, der in seinen Planungen schon so weit war, dass er eine Bauvoranfrage an die Stadt gerichtet hatte und Pläne für eine neu zu errichtende, historizierende Stadtvilla (mit mehreren Wohnungen) an Ort und Stelle gar schon dem nicht öffentlich tagenden Gestaltungsbeirat präsentiert hatte.
Neue Bebauung müsste sich nur "in die Umgebung einfügen"
Baudezernent Peter Vermeulen bestätigte auf Anfrage dieser Redaktion, dass die Verwaltung die Bauvoranfrage seinerzeit positiv beschieden habe. Der Bauwillige sei damals mit Entwürfen vorstellig geworden, die baurechtlich zulässig gewesen seien und die "vom Baustil her zur Dohne passten".
Für das Gebiet rund um das Hotel, das direkter Nachbar des beliebten Ausfluglokals "Tomate" ist, gibt es keinen Bebauungsplan. Folglich haben sich Neubauten nach Paragraf 34 des Baugesetzbuches zu richten. Sie müssen sich "in die Umgebung einfügen", dürfen also etwa die bestehende Bebauung nicht überragen.
Mülheims Baudezernent: Mit neuem Investor könnte es schnell gehen
Wünschenswert sei natürlich eine "ansprechende Bebauung", so Vermeulen mit Blick auch auf ein Denkmal in der Nachbarschaft. Klar ist aber auch: Das Grundstück ist groß. Ein Investor dürfte nicht nur angesichts der exponierten Ruhrlage versucht sein, möglichst viel aus dem Grundstück herauszuholen. Wegen der begrenzten Stellplätze vor Ort würde ein Neubau nicht ohne Tiefgarage auskommen.
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Wenn ein neuer Investor in Erscheinung trete und sich mit dem Eigentümer einig werde, so Vermeulen, könne es mitunter schnell gehen, sollten die neuen Planungen sich an der alten Bauvoranfrage orientieren. Politik und Gestaltungsbeirat würden gegebenenfalls aber in jedem Fall wieder eingeschaltet, bevor eine Baugenehmigung erteilt werde.
Hotel ist wegen der Corona-Beschränkungen aktuell geschlossen
Das Hotel am Ruhrufer ist aktuell geschlossen. Allerdings nicht wegen eines bevorstehenden Abrisses, sondern im Zuge der Corona-Pandemie. "Im September und Oktober hatten wir noch geöffnet, da lag die Auslastung bei fünf Prozent. Jeder weiß, dass mindestens 50 Prozent für einen wirtschaftlichen Betrieb nötig wären", sagt Schmitz. Er dementiert Gerüchte, wonach das Hotel dauerhaft vom Markt sei: "Ich würde das Hotel wieder aufmachen, wenn alle Beschränkungen weg wären. Aber das wird sicher nichts vor Ende Februar."
Wenn aber ein Investor vorstellig werde, sei er für Verkaufsgespräche offen. "Aber Investoren stehen nicht Schlange."
INFO
Das Hotel am Ruhrufer (46 Zimmer, drei Junior Suiten) betreiben Ralf Schmitz und seine Frau Susanne Schmitz-Abshagen über ihre Gesellschaft SRS Enterprise. Das Haus zieren vier Sterne; es lebt im Wesentlichen von Geschäftsreisenden. Es wirbt aber auch um Golfausflügler ins Ruhrgebiet, da die SRS Enterprise Group auch zwei Golfplätze betreibt: den Golfclub am Raffelberg und den "Kosaido International Golf Club Düsseldorf".
Überregionale Beachtung findet seit seiner Eröffnung im Sommer 2011 auch das zweite Hotel der Gruppe: Die "Villa am Ruhrufer" (Dohne 105) rühmt sich, das kleinste Fünf-Sterne-Hotel in Deutschland zu sein. In ihm nächtigten schon Promis wie Musikstar Ed Sheeran. Auch dieses Haus ist derzeit corona-bedingt geschlossen.