Mülheim. Sieben Sportler, zwei Sportlerinnen, eine Trainerin und ein Schiedsrichter – so gut war Mülheim bei den Olympischen Spielen noch nie vertreten.
Wenn vom 23. Juli bis zum 8. August die 32. Olympischen Spiele in Tokio über die Bühne gehen, werden auch sieben Sportler, zwei Sportlerinnen, ein Schiedsrichter und eine Trainerin aus Mülheim mit dabei sein. So viele Teilnehmer aus Mülheim gab es noch nie. Die Stadt verabschiedete die Athletinnen und Athleten am Dienstag offiziell in Richtung der japanischen Hauptstadt.
Bevor es in den kommenden Tagen so richtig ernst wird, durften die Olympia-Teilnehmer noch einmal sündigen. Für den offiziellen Verabschiedungstermin hatten die Verantwortlichen der Stadt, MSB und MSS sowie des Sportförderkreises eigens den Eiswagen von Calabria zur Westenergie-Sporthalle bestellt.
Ein Mülheimer befindet sich bereits in Japan
Die Ernährung wird in den kommenden Wochen wieder ein gesünderes Maß annehmen. Denn alle neun Mülheimerinnen und Mülheimer befinden sich längst in der unmittelbaren Vorbereitung. Mit Ruderer Jonathan Rommelmann ist einer von ihnen sogar bereits in Japan, um sich dort in einem Trainingslager den Feinschliff für die anstehenden Wettkämpfe zu verschaffen.
Neben ihm und seiner Trainerin Sabine Tschäge sind in Tokio auch die Hockeyspieler Timm Herzbruch, Lukas Windfeder, Benedikt Fürk und Niklas Bosserhoff vom HTC Uhlenhorst, ihre Vereinskameradin Maike Schaunig, die Badmintonspieler Kai Schäfer und Yvonne Li sowie Schwimmer Damian Wierling mit dabei. Als Hockeyschiedsrichter fungiert Benjamin Göntgen vom Kahlenberger HTC. HTCU-Referee Christian Blasch muss verletzungsbedingt passen.
Über 80 Teile gehören zur Ausrüstung der Olympioniken
Stressig sind aber nicht nur die Trainingseinheiten, sondern auch das Ausfüllen zahlloser Formulare und das Herunterladen der richtigen Apps. Die Hygiene- und Sicherheitsauflagen sind streng. Wer seine Ausrüstung nicht direkt nach Tokio geschickt bekommt, muss auch beim Packen höllisch aufpassen. „Wir haben über 80 Teile“, berichtet Kai Schäfer. Seine Kollegin Yvonne Li ergänzt: „Ich habe mich bei der Einkleidung 45 Minuten lang nonstop umgezogen.“
Schäfer und Li bilden das Mülheimer Badminton-Duo in Tokio. Ihre Wettkämpfe enden allerspätestens am 2. August. „Danach hätten wir normalerweise noch eine Woche lang Zeit“, sagt Kai Schäfer. Doch das Verfolgen anderer Sportarten oder Sightseeing müssen diesmal ausfallen. Spätestens 48 Stunden nach dem letzten Wettkampf sollen alle Sportler wieder abfliegen.
Mülheimer Sportförderkreis verteilt Taschengeld
Bisher maximal sieben Mülheimer bei Olympia
Die bisherige Rekordzahl von Mülheimer Sportlerinnen und Sportlern bei Olympischen Spielen lag bei sieben.
2012 war Mülheim mit den Hockeyspielern Thilo Stralkowski, Jan Philipp Rabente sowie den Brüdern Timo und Benjamin Weß, der Schwimmerin Lisa Vitting sowie den Badmintonspielerinnen Juliane Schenk und Birgit Michels (mittlerweile wieder Overzier) vertreten.
1996 in Atlanta vertraten die Hockeyspieler Carsten Fischer, Patrick Bellenbaum, Jan-Peter Tewes, Sven Meinhardt und Andreas Becker, Ruderer Mark Kleinschmidt und der Para-Schwimmer Lars Lürig die Farben Mülheims.
Daher werden die Begegnungen mit den Sportlern aus aller Welt, auf die Bürgermeister Markus Püll die Olympiastarter einstimmte, diesmal wohl ausfallen müssen. „Sie haben sich letztes Jahr schon vorbereitet und dann kam die Pandemie. Dafür, jetzt wieder eine Kraftanstrengung auf sich genommen zu haben, gebührt Ihnen unser Respekt“, sagte Püll in der Westenergie-Halle.
Der Mülheimer Sportförderkreis gab den Athleten als Anerkennung für ihren Aufwand 500 Euro „Taschengeld“ mit auf den Weg. „Wir wissen: Es wiegt nicht das Engagement und die Anstrengung auf, die sie investiert haben“, betonte der Vorsitzende Frank Werner.
Esser: „Bemühungen um sportliche Leistungen haben sich gelohnt“
Die Tatsache, dass Mülheim noch nie mit so vielen Sportlerinnen und Sportlern bei Olympischen Spielen vertreten war, zeige in den Augen von Frank Esser, neuer Vorsitzender des Mülheimer Sportbundes, dass sich „die Bemühungen um sportliche Leistungen in der Stadt“ gelohnt hätten.
Mit den besten Wünschen wurden die Aktiven schließlich in Richtung Japan entlassen. Sportausschuss-Vorsitzender Eckart Capitain freut sich bereits, den ein oder anderen nach Olympia bei einer offiziellen Veranstaltung wieder daheim willkommen zu heißen. Für Kai Schäfer klappt das nur unter einer Bedingung. „Wenn es dann auch wieder Eis gibt...“