Mülheim. Fünf Jahre lang war der Athlet der SG Essen die erforderliche Zeit nicht mehr geschwommen. Für Tokio sieht er Steigerungspotenzial.
Kurz nachdem Damian Wierling aus dem Becken des Berliner Europasportparks geklettert war, fiel der ganze Druck vom 25-jährigen Schwimmer ab, der sich in letzter Minute für die Olympischen Spiele in Tokio (23. Juli bis 8. August) qualifiziert hatte.
Es waren die letzten olympischen Schwimmwettbewerbe als der für die SG Essen startende Mülheimer zuletzt die Norm für die 100 Meter Freistil unterbot. Fünf Jahre ist das jetzt her.
"Es war ein echter Horrortrip in den letzten Monaten und Jahren", meinte Wierling unmittelbar nach dem Rennen am Mikrofon des Deutschen Schwimmverbandes (DSV).
Am Freitagabend übernahmen die Zweifel fast die Oberhand
Fünf Jahre sind nicht nur im Schwimmen eine lang Zeit. "Es herrschte ein gewisser interner Druck, dann kam externer Druck dazu. Umso schöner, dass ich es jetzt geschafft habe", sagte Wierling nach seinen 48,48 Sekunden im Finale von Berlin.
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Eine Woche zuvor in Eindhoven war der 25-Jährige in 48,83 Sekunden noch vergleichsweise weit weg von den geforderten 48,50 Sekunden. Im Gespräch mit dieser Redaktion gab er sich vor dem alles entscheidenden Wettkampf in Berlin zwar betont optimistisch, doch die Zweifel waren da.
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"Am Freitagabend habe ich alle wahnsinnig gemacht - meinen Sportpsychologen, meine Trainer", erzählte Wierling nach seinem Lauf. "Man zweifelt nach so einer Zeit relativ viel und das auszublenden, macht es nicht leichter."
Wierling will und muss sich in Tokio noch steigern
Doch in der Hauptstadt lieferte Wierling. Im Vorlauf halbierte er seinen Rückstand auf die Norm, schlug nach 48,67 Sekunden an. Im Endlauf legte er noch einmal einen drauf. Und das soll es noch nicht gewesen sein. "Ich glaube, dass ich noch was in mir habe, um bei den Spielen noch einmal eine Schippe draufzulegen", versprach Wierling.
Das ist auch notwendig, denn mit seiner Zeit gehört Wierling noch nicht zur absoluten Weltspitze. Bei den letzten olympischen Spielen in Rio de Janeiro hätte er damit das Finale knapp verpasst. Der achtplatzierte Brasilianer Marcelo Chierighini schwamm 48,41 Sekunden. Olympiasieger wurde Kyle Chalmers in 47,58. Bei der vergangenen Weltmeisterschaft hätten Wierlings 48,48 Sekunden zumindest noch zum letzten Platz im Endlauf gereicht. Weltmeister Caeleb Dressel schwamm in 49,96 Sekunden us-amerikanischen Rekord.
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Damian Wierling hat seinen zweiten deutschen Rekord im Blick
Apropos Rekord: die deutsche Bestleistung über 100 Meter Freistil ist auch noch ein Ziel, das Wierling durchaus im Blick hat. "Steffen Deibler reibt mir immer rein, dass er noch schneller ist", schmunzelte Wierling. Deibler hält allerdings nur den nationalen Rekord auf der Kurzbahn. Den Langbahnrekord von 48,24 Sekunden über die 100 Meter hält seit 2011 Marco di Carlo.