Mülheim. Nach einem „katastrophalen“ Jahr bleibt Rick’s Café in Mülheim vorerst weiter geschlossen. Doch das tapfere Team möchte weitermachen.

Die Mülheimer Gastronomie arbeitet sich allmählich aus dem Lockdown heraus, doch nicht alle haben die Wiedereröffnung geschafft. Etwa in der Innenstadt: Während sich einige Lokale über gut besetzte Tische freuen können, sind anderswo die Lichter noch ausgeschaltet. Das Café Mocca Nova am Löhberg musste endgültig schließen, und in Rick’s Café im Medienhaus bewegt sich bislang nichts.

Mülheimer Café-Betreiberin: Bevor Kino und Museum öffnen, hat es keinen Sinn

„Wir warten noch“, sagt Marion Appenzeller, die Rick’s Café im August 2009 eröffnet hat, zeitgleich mit dem Start des neuen Medienhaus. „Momentan lohnt es sich nicht, denn wir haben zu wenige Sitzplätze.“ Es sei ihr auch zu ungewiss, die Gefahr zu groß, dass die Corona-Auflagen vielleicht doch wieder verschärft werden könnten.

Kinos starten am 1. Juli

Das Rio-Kino im Medienhaus öffnet am Donnerstag, 1. Juli, wieder, ebenso wie die beiden anderen Mülheimer Kinos.

Als erster Film wird „voraussichtlich“ der Oscar-Gewinner „Nomadland“ gezeigt, kündigt eine Sprecherin der Essener Filmkunsttheater an, zu denen das Rio gehört.

Die Lichtburg in der Essener Innenstadt und das Rüttenscheider Filmstudio sind schon am 17. Juni vorzeitig gestartet, das Rio aber nicht.

Am liebsten würde sie erst anfangen, wenn das Rio-Kino und das Kunstmuseum geöffnet sind, sagt Marion Appenzeller, „dann wird es sich auch wieder rechnen. Vorher hat es keinen Sinn.“ Das Rio zeigt am 1. Juli den ersten Film nach langer Zwangspause. Die Wiedereröffnung des Kunstmuseums ist indessen wohl erst im Frühjahr 2022 zu erwarten, sie verzögert sich.

„Wir sind in Gesprächen mit dem städtischen Kulturbetrieb, unserem Vermieter“, sagt Appenzeller. „Ihnen ist sehr daran gelegen, dass wir weitermachen.“ Zunächst für zehn Jahre, bis 2019, hätten sie das Café gepachtet und danach jeweils für ein Jahr verlängert.

„Das letzte Jahr war eine einzige Katastrophe“

Maßgeblich unterstützt wird die 66-jährige Café-Chefin von ihrem Ehemann und ihrer Tochter Conny. Der Familienplan hatte eigentlich vorgesehen, dass die junge Generation die Gastronomie übernimmt. Darauf hofft Marion Appenzeller weiterhin, man hört aber auch deutlich heraus, wie viel Substanz die Coronakrise sie schon gekostet hat. „Das letzte Jahr war eine einzige Katastrophe“, sagt sie. Das Risiko sei groß, obwohl die Stadt ihr schon sehr entgegenkomme: „Wir müssen momentan fast nur die Nebenkosten zahlen.“

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Viele Mülheimer werden ihr die Daumen drücken, denn das Café am Synagogenplatz war bislang nicht nur ein beliebter Treffpunkt für Frühstück, Kaffee und Kuchen, sondern auch ein wichtiger Veranstaltungsort für Kulturelles. Seit 2011 fanden dort etliche Nachwuchskonzerte der Reihe „Kultur in Mülheim (KIM) statt, auch eine abendliche Musikreihe hatte Marion Appenzeller gemeinsam mit Tom Hemmelmann ins Leben gerufen. Und vor genau einem Jahr zog Rezitator Wolfgang Hausmann mit seinen Literaturveranstaltungen in Rick’s Café, nachdem er durch den Verkauf und Umbau der Fünte quasi heimatlos geworden war.

Kulturdezernent: Wünschen uns, dass das Café bald wieder öffnet

Der Stadt Mülheim wäre sehr daran gelegen, dass die Gastronomie im Medienhaus wieder auflebt. So sagt Dezernent Peter Vermeulen, unter anderem zuständig für den Kulturbereich: „Wir würden uns wünschen, dass das Café möglichst bald wieder öffnet, aber es liegt nicht in unserer Hand.“ Die wirtschaftlichen Sorgen, die viele Gastronomen plagten, könne er gut nachvollziehen. Doch wenngleich Rick’s Café auch als Kulturort von Bedeutung sei, „können wir natürlich kein Geld verschenken und nicht so großzügig sein wie ein privater Sponsor“.

Marion Appenzeller bleibt hoffnungsvoll: „Es wird schon weitergehen, wenn endlich wieder Leben in der Stadt ist.“