Mülheim. Die Mülheimer Apotheken stellen das notwendige Zertifikat für den digitalen Impfpass ab Montag aus. Doch zum Ablauf herrscht noch viel Unklarheit.

Für alle Geimpften soll es ab Montag erstmals den digitalen Impfpass geben. Die Apotheken befürchten einen Ansturm, sehen aber noch jede Menge Unklarheiten. In den Arztpraxen geht es nicht vor Juli los.

Die Hoffnung auf eine digitale Alternative zum gelben Impfpass ist kein Corona-Phänomen. Nun soll der digitale Ausweis aber endlich kommen. Mit Hilfe der Corona-Warn-App oder der neuen App „CovPass“ können vollständig Geimpfte einen QR-Code in ihrem Smartphone speichern. Diesen Code bekommen sie mittels eines Zertifikats, das Impfzentren und Apotheken sowie irgendwann auch Arztpraxen ausstellen sollen.

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Mülheimer Apothekerin: „Wir sind ins kalte Wasser geworfen worden"

Doch wie wird das Procedere in der Realität aussehen? Diese Frage kann zum jetzigen Zeitpunkt noch niemand beantworten. „Wir sind ins kalte Wasser geworfen worden“, sagt eine Mitarbeiterin der Punkt-Apotheke an der Schloßstraße. „Wir konnten uns erst am Donnerstag in einem Portal anmelden und warten nun auf weitere Informationen“, sagt die Apothekerin.

Derweil schelle das Telefon in einer Tour. „Wir appellieren an die Leute, dass sie sich ein bisschen aufteilen und nicht alle schon am Montagmorgen kommen.“ Denn noch sei unklar, wie viel Zeit die Bearbeitung tatsächlich in Anspruch nehme. „Wir gehen fast von zehn Minuten pro Kunde aus, denn man muss alle Daten selbst eingeben.“

System konnte im Vorfeld nicht getestet werden

Arztpraxen wohl erst im Juli mit im Boot

Die Mülheimer Arztpraxen werden wohl nicht vor Anfang Juli den digitalen Impfpass ausstellen können. „Wir benötigen zunächst eine Software-Umstellung, mit der das neue Programm integriert wird“, erklärt Dr. Stephan von Lackum, Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung. Die Abrechnungsfirmen seien bereits beauftragt.

Von Lackum geht davon aus, dass am Ende auch nur die wenigsten seiner Kolleginnen und Kollegen mitmachen werden. „Wir sind genug beschäftigt mit dem Impfen und Testen, aber auch noch mit der normalen Behandlung von Kranken. Da geht das Personal irgendwann in die Knie“, so der Mediziner.

Auch Patrick Marx, Inhaber mehrerer Apotheken in Mülheim, sieht die Hauptschwierigkeit darin, dass das System nicht getestet werden kann – weder technisch noch in Bezug auf den Arbeitsablauf. „Wir sind auf alles vorbereitet und hoffen, dass die Leute nur einmal kommen müssen“, sagt Marx. Da alle seine Kolleginnen und Kollegen auf ein- und dasselbe System zugreifen müssen, hat er auch technische Zweifel. „Der Apothekerverband ist aber dabei, die Serverkapazitäten hochzufahren“, verspricht er.

Auch in der Hirsch-Apotheke an der Leineweberstraße ist das Team gespannt darauf, wie die Ausstellung des digitalen Ausweises funktionieren wird. „Wir raten den Kunden, lieber erst Mitte der Woche zu kommen, Sie sind bestimmt der hundertste, der heute anruft“, sagt Angelika Seibt im Gespräch mit dieser Redaktion. Dass die Umsetzung nun so schnell gehen soll, ärgert sie. „Es ist alles kurzfristig wie immer, Herr Spahn sollte vielleicht mal bei uns mitarbeiten“, sagt sie mit einem Lachen.

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Bisherige Dokumente bleiben weiter gültig

Dass der Ansturm groß wird, da sind sich die meisten Apothekerinnen und Apotheker einig. Dabei ist der digitale Impfpass bislang lediglich eine – wohlgemerkt praktischere und zeitgemäße – Alternative. „Zum Verreisen ist eine App natürlich praktischer, aber der herkömmliche Ausweis behält ja nach wie vor seine Gültigkeit", betont Mülheims Apothekensprecher Peter Lamberti.

Wenngleich das Telefonaufkommen bei seinen Kolleginnen und Kollegen damit steige, rät Lamberti vorher in der Apotheke anzurufen, um sicherzugehen, ob am jeweiligen Standort bereits das Zertifikat ausgestellt wird. Auf mein-apothekenmanager.de kann in den kommenden Tagen eingesehen werden, welche Apotheken vertreten sind.

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Noch kein digitaler Impfpass im Mülheimer Impfzentrum

Vor dem Mülheimer Impfzentrum in Broich weist zurzeit ein Schild darauf hin, dass die Ausstellung einer digitalen Bescheinigung aktuell noch nicht möglich sei, ebenso wenig eine Terminbuchung zu diesem Zweck. Wie die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein mitteilte, startete erst am Freitag der Probebetrieb in den ersten der insgesamt 28 nordrheinischen Impfzentren. Ziel sei es, dass bis Ende Juni alle in den Echtbetrieb starten können. „Die im Probebetrieb erstellten Zertifikate für den digitalen Impfpass sind gültig und können direkt mitgenommen werden", heißt es in der Mitteilung.

Mülheims leitender Impfarzt Dr. Stephan von Lackum mahnt daher ein wenig zur Geduld. „Wer schon am Montag kommt, könnte den Weg umsonst gemacht haben", so der leitende Impfarzt. Alle, die im Impfzentrum ihre Zweitimpfung erhalten und ihren Termin über die KV Nordrhein gebucht haben, bekommen ihr E-Zertifikat automatisch in den nächsten Wochen per Post zugeschickt.