Mülheim. Mehr als ein halbes Jahr nach dem bitteren Aus für den Eisenguss in Mülheims Friedrichs-Wilhelms-Hütte ist eine Millionen-Hilfe der EU gebilligt.

Der Europäische Rat und das Europaparlament haben 1,1 Millionen Euro aus Mitteln des Europäischen Fonds für die Anpassung an die Globalisierung (EGF) für 476 Beschäftigte der insolventen GMH Guss Gruppe genehmigt. Es sollen davon auch ehemalige Beschäftigte der Mülheimer Friedrich-Wilhelms-Hütte profitieren, die 2020 betriebsbedingt die Kündigung erhalten hatten.

„Nach BenQ, Nokia, Heidelberg Druck oder auch Adam Opel ist die GMH Guss seit 2007 erst das elfte Unternehmen in Deutschland, für das EGF-Mittel genehmigt wurden“, erklärte der Insolvenzverwalter der GMH Guss GmbH, Christopher Seagon, am Donnerstag.

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Bund stockt die Mittel noch um 0,7 Millionen Euro auf

Auf die Europamittel packt der Bund noch 0,7 Millionen Euro drauf. Somit stehen der Transfergesellschaft 1,8 Millionen Euro zur Verfügung. Seit Herbst 2020 wechselten Beschäftigte der GMH Guss, der Walter Hundhausen GmbH aus Schwerte, der Friedrich-Wilhelms-Hütte in Mülheim sowie der Dieckerhoff Guss GmbH aus Gevelsberg für Beschäftigungs- und Qualifizierungsmaßnahmen in jene Gesellschaft, die betrieben wird von der Berufsorientierungs- und Beschäftigungs-Transfergesellschaft (BOB) mit Sitz in Essen.

Die Unternehmen der GMH Guss Gruppe hatten sich im Frühjahr 2020 in ein Schutzschirmverfahren begeben. Für die Friedrich-Wilhelms-Hütte mit 440 Beschäftigten bestellte das zuständige Amtsgericht in Hagen Henrik Schmoll zum vorläufigen Sachwalter. Im September 2020 kündigte die Friedrich-Wilhelms-Hütte 235 Mitarbeiter. Der traditionsreiche Eisenguss stellte noch im gleichen Jahr den Betrieb ein. Nur der Stahlguss macht weiter.

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Heimischer EU-Abgeordneter Jens Geier (SPD) leitete die Verhandlungen

Um eine Transfergesellschaft war einige Zeit gerungen worden. Ein anfangs von der Georgsmarienhütte als Konzernmutter in Aussicht gestelltes Darlehen war geplatzt. Ein Wechsel von 90 Prozent der entlassenen Mitarbeiter in eine solche Gesellschaft stand auf der Kippe. Letztlich war im Herbst aber doch ein neuer Darlehnsgeber gefunden worden, damit sich Mitarbeiter bei 80 Prozent ihres alten Nettogehalts bis zu zehn Monate lang weiterqualifizieren konnten.

Jetzt gibt es auch noch eine Europa- und Bundeshilfe. „Wir wollen verhindern, dass Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Ruhrgebiet zu Verlierern der Globalisierung werden. Das Ruhrgebiet ist seit jeher montan geprägt und damit dem Strukturwandel ausgesetzt. Die sozial-ökologische Transformation schaffen wir hier nur, wenn wir alle mitnehmen“, erklärte der heimische EU-Abgeordnete Jens Geier (SPD), der als Berichterstatter im Europäischen Parlament die Verhandlungen geleitet hat, zum finanziellen Engagement der EU.

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Grüne fordern noch weiter reichende EU-Hilfen zum sozialen Ausgleich

Rasmus Andresen, der haushaltspolitische Sprecher der Grünen/EFA im Europäischen Parlament, äußerte seine Freude, dass rund 500 ehemalige Beschäftigte der GMH Guss Hilfe aus dem Fonds bekommen. „Das ist Ausdruck gelebter, europäischer Solidarität.“ Die Grünen wünschten sich aber auch, „dass die EU noch weitere und weiter reichende Instrumente auf den Weg bringt, die für sozialen Ausgleich sorgen können. Wir brauchen mehr Gerechtigkeit in Europa.“