Mülheim. Der Künstler Thomas Baumgärtel hat im St. Marien-Hospital Mülheim eine Impfbanane gesprüht. Warum das Symbol ein Zeichen der Hoffnung ist.

Mülheims erste Impfbanane des Streetart-Künstlers Thomas Baumgärtel prangt nun im Foyer des St. Marien-Hospitals Mülheim. Der Bananensprayer, dessen ursprüngliches Symbol – die gelbe Banane – etwa auch das MoMa in New York ziert, sprüht derzeit bundesweit Impfbananen als Dank für das Pflegepersonal und als Ansporn für alle, sich impfen zu lassen. In rund 40 Städten hat sich Baumgärtel mit etwa 70 dieser rot-gelben Symbole bereits verewigt.

Der Grund, warum Thomas Baumgärtel die Impfung gegen Corona alles andere als Banane findet, ist sehr persönlich. Die Lebensgefährtin des Künstlers war an Covid-19 erkrankt. Seine Partnerin, so erzählt der bekannte Bananensprayer im Foyer des Mülheimer St. Marien Hospitals, habe eine Impfung bislang immer abgelehnt. Mittlerweile, so sagt Baumgärtel, „ist sie auch fast so weit, sich impfen zu lassen.“ Für ihn selber, der inzwischen zu den Über-60-Jährigen gehört, ist der Pieks mit dem Vakzin nicht weniger als „der Weg zurück in die Freiheit“.

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Künstler sprüht Impfbanane im Foyer des St. Marien-Hospitals Mülheim

„Eigentlich ist das ja eine Streetart-Aktion“, sagt der Künstler, als er in der Eingangshalle des St. Marien-Hospitals Mülheim steht, bepackt mit einer Kladde und einem Köfferchen, das genauso wie seine gelbe Steppjacke eine Banane ziert. Hier aber, in dem Mülheimer Krankenhaus, habe man sich dazu entschieden, das gesprühte Kunstwerk in der Eingangshalle anzubringen, auf einer Art Plexiglasscheibe. Denn was mindestens genauso wichtig sei, wie die Impfbanane selbst, sagt der Künstler, sei die Erklärung der Aktion dazu. Diese ist bereits auf einer weiteren Scheibe neben der Fläche für die gesprühten Frucht zu lesen. Baumgärtel stellt seinen Koffer ab und packt die Schablonen sowie Sprühdosen aus, mit denen er die Impf-Banane entstehen lässt.

Bananensprayer Thomas Baumgärtel machte zum Abschied ein Selfie von sich und dem Krankenhauspersonal, nachdem er eine Impfbanane im Foyer des St. Marien-Hospitals Mülheim gesprüht hat.
Bananensprayer Thomas Baumgärtel machte zum Abschied ein Selfie von sich und dem Krankenhauspersonal, nachdem er eine Impfbanane im Foyer des St. Marien-Hospitals Mülheim gesprüht hat. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Hochachtung und Dankbarkeit empfinde er den Pflegekräften gegenüber, die tagaus, tagein Kranke versorgen, sagt der Künstler und erzählt: „Ich habe meinen Zivildienst selbst in einem Krankenhaus gemacht, habe in der Ambulanz und auf der Intensivstation mitgeholfen.“ Er mahnt, die Kunst in der Pandemie nicht zu vergessen, denn Baumgärtel, der sowohl Kunst als auch Psychologie studiert hat, ist überzeugt: „Kunst kann heilsam sein.“

Idee der Banane als Kunst-Symbol kam Baumgärtel während des Zivildienstes

Dort in der Klinik sei auch seine Idee entstanden, die Banane zu einem Kunstobjekt zu machen. „Es war eine katholische Einrichtung, über jedem Bett hing ein Kruzifix mit Jesus dran“, erzählt der Streetart-Künstler. Eines Nachts sei solch ein Kreuz von der Wand gefallen, die Jesusfigur in tausend Stücke zersprungen. Die Nägel aber hätten noch aus der Wand geragt, erinnert sich Baumgärtel. Da habe er an seine Frühstücksbanane gedacht und sie an die Wand gesteckt. „Die katholischen Schwestern waren davon mäßig begeistert“, sagt der Künstler schmunzelnd. Er hingegen war beseelt von seiner Installation und wusste, dass er fortan nichts anderes machen wollte als Kunst. Dass zumindest sein Bruder Mediziner geworden sei, habe den Vater getröstet.

„Mit der humorigen Art der Impfbanane bewegt man vielleicht auch Menschen dazu, sich impfen zu lassen, bei denen man mit statistischem Wissen nicht weiterkommt“, hegt Dr. Thomas Nordmann, Ärztlicher Direktor des St. Marien-Hospitals Mülheim, die Hoffnung. Ihm als Mediziner schlage durchaus hin und wieder das Vorurteil entgegen, zu den „Bangemachern der Nation zu gehören“, wenn er von der Notwendigkeit der Impfung rede. Man könne die Impfung nur als Einladung formulieren und müsse die Entscheidung jedes Einzelnen respektieren, so Nordmann.

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Am St. Marien-Hospital in Mülheim sind rund 90 Prozent der Mitarbeitenden geimpft

Dass das St. Marien-Hospital mit einer internen Impfquote von rund 90 Prozent vergleichsweise gut da stehe, sei vor allem dem Team zu verdanken, das im Haus großangelegte Impfungen möglich gemacht und vor allem auch Aufklärungsarbeit geleistet habe, ordnet Geschäftsführer Carsten Preuß ein, der die Impfbanane als Zeitzeichen sieht, das immer an die Pandemie erinnern wird. Für ein gutes Medium hält auch Pflegedirektor Maik die Impfbanane, „so wird mit abstrakten Dingen dazu beigetragen, die Leute fürs Impfen zu begeistern. Ich sehe das als Puzzlestück in der gesamten Wertschätzung für die Pflegekräfte.“

Thomas Baumgärtel hat inzwischen seinen Spraydosen wieder im Koffer verstaut und die Kladde mit den Schablonen zugeklappt. Er zieht von Mülheim direkt weiter mit seiner befruchtenden Idee und sprüht an diesem Nachmittag noch in Duisburg und Moers Impfbananen. Der Künstler nennt seine Aktion einen Selbstläufer und das Symbol „ein Zeichen der Hoffnung“.