Mülheim. Das Festival „ARK“ im Ringlokschuppen soll wieder Kultur live bieten. Viele Darbietungen finden open air statt. Auch Mülheimer Bürger agieren mit.
Der Ringlokschuppen startet am 2. Juni in die Sommersaison. Eröffnet wird das üppige Kultur-Programm mit einem besonderen Festival: „ARK Mülheim“ ist in einer Kooperation mit sieben europäischen Partnern und unter Regie der englischen Künstlergruppe „Quarantine“ entstanden. Mit vielfältigen Darbietungen soll die Kultur wieder zum Leben erweckt werden – und zwar open air. Parallel dazu gibt es aber auch eine Online-Variante.
In der Stadt gibt es unsichtbare Grenzen
Der Ausgangspunkt für das Festival, ein Teil des Projektes „Moving Borders“, ist folgender: „In der Stadtgesellschaft gibt es Grenzen. Gruppen von Menschen oder sogar ganze Stadtteile, die aneinander vorbeileben, keinen Kontakt miteinander haben. Und das hat sich in der Pandemie auch noch verstärkt“, erklärt Matthias Frense, Leiter des Ringlokschuppens. Mit Kultur und Kunst wolle man einen Bogen (engl. ark) spannen zwischen den einzelnen „Inseln“. In jeder teilnehmenden Stadt wurden dafür ähnliche, zugleich aber auch andere verbindende Elemente entwickelt. „Es geht uns natürlich auch darum, die Menschen zu erreichen, die nicht automatisch zu uns kommen, unterschiedlichste Publika zusammenzubringen.“
Lokale, regionale, nationale und internationale Künstler wurden für das Festival gewonnen. Schauspieler und Performer ebenso wie Tänzer, Comedians oder Musiker. Aber auch Mülheimerinnen und Mülheimer haben auf verschiedene Weise mitgewirkt an dem Projekt. „Wir haben mit über 80 Menschen aus der Stadt Interviews gemacht, sie haben ihre Lebenssituationen und ihre Wünsche geschildert“, berichtet Dramaturg Sebastian Brohn. Die „City Portraits Mülheim an der Ruhr - Gesichter einer Stadt“ kann man sich auf Video anschauen.
Kainkollektiv eröffnet das Programm
Eröffnet wird das „ARK Mülheim“ am Mittwoch, 2. Juni, um 21 Uhr von einer Theatergruppe, die an den Ringlokschuppen angedockt ist: Das „Kainkollektiv“ zeigt „Est-ce un humain“, eine Performance, die sich mit Gesellschaft, Heimat, aber auch Kolonialismus und Rassismus beschäftigt. „Diese Produktion war Anfang 2020 fast fertig, da kam der erste Lockdown und die Künstler mussten teils unter dramatischen Umständen in ihre Heimatländer ausgeflogen werden. Jetzt, wo es wieder geht, kommen sie fast alle wieder hier zusammen“, erläutert Sebastian Brohn. Zwar sei das Thema ernst, das Stück aber auch leicht. Eine Band spielt Future Jazz.
Wie die Corona-Verordnung Anfang Juni sein wird, weiß keiner. Tatsache ist: Es wird eine begrenzte Besucherzahl und eine feste Bestuhlung geben, die Zuschauer müssen offiziell getestet, vollständig geimpft oder genesen sein. Wer nicht kommen kann, der kann sich die meisten Darbietungen als Live-Stream oder als vorproduziertes Video ansehen.
Stand-up-Comedy und Installation
Am Donnerstag, 3. Juni, sind um 20 Uhr die zwei jungen Comedians Benaissa Lamroubal & Khalid Bounouar mit ihrem Programm „Das beste aus beiden Welten“ auf der Drehscheibe zu Gast. Sie sind in Stand-up-Comedy ebenso gut wie im Parodieren. „No Future Club“ nennt sich eine Installation von Jascha Sommer. Der Künstler verbringt ab 4. Juni einige Tage in einem Turm mit rosaroten Vorhängen, lädt zu bestimmten Zeiten einzelne Besucher zum Gespräch ein.
Die Rude Reminders, eine Roots-Rock-Reggae-Combo aus Mülheim wird am Freitag, 4. Juni, um 18 Uhr ein Konzert im Müga-Park geben. Danach wird eine vom Lockdown geprägte Choreographie der Tänzerin Patricia Carolin Mai zu sehen sein (20 Uhr, als Stream). In „Wahn“ geht es um einen emotionalen Extremzustand. Die Performance „Guardians of sleep“ von David Weber-Krebs startet um 22 Uhr via Zoom. Interessierte sind zu einem Late Night-Call eingeladen, der in ein gemeinsames Schlaferlebnis mündet.
Gemeinsames Schlaferlebnis
Die Essener Band International Music serviert am Samstag, 5. Juni, um 19 Uhr Songs mit humorvollen, sprachverliebten Texten. Um 20 Uhr kann man sich online den Chortheaterfilm „Magnificat“ von Marte Gornicka anschauen. Ein Protest gegen das Frauenbild der katholischen Kirche. Live im Freien und als Stream spürt um 21.30 Uhr der Ausnahmetänzer Zora Snake in „Transfrontalier“ den Themen Migration und Grenzen nach.
Am letzten Tag, dem Sonntag, soll ab 16 Uhr das beliebte Garden Groove, das DJ-Picknick im Park vor dem Schuppen, steigen – wahrscheinlich mit begrenzter Besucherzahl. Zwischendrin tritt auf der Bühne der junge Comedian Nikita Miller auf. Zum Schluss ist die Theaterperformance des Kameruners Martin Ambara zu sehen. Er zeigt ab 19 Uhr „Mvet Beyeme“: In den alten Mythen und Epen erkennt er die Krisen und Fluchtbewegungen unserer Zeit. Wegen der Pandemie kann sein Theaterlabor Othni leider nicht in Mülheim anreisen.
Nähere Informationen zu allen Veranstaltungen findet man auf www.ringlokschuppen.ruhr.de. Der Vorverkauf startet dort am 21 Mai.