Mülheim. Mit einem interaktiven Stück eröffnete der Mülheimer Ringlokschuppen die Spielzeit. In „Shell Game“ lösen die Zuschauer viele Rätsel.
Nach dem Absturz ihres intergalaktischen Cruisers auf einen Rettungsplaneten ist für die Passagiere von Paranoia-Tours vor allem eins wichtig: Kombinationsgabe. Und so rätseln die rund 30 Zuschauer, die bei „Shell game - Lost in Paranoialand“ zu Mitspielern werden, heftig herum, um herauszufinden, wie sie sich aus ihrer misslichen Lage wieder befreien können.
Mundschutz passt zu Science Fiction-Stoff
Mit dieser Produktion des Kollektivs Anna Kpok eröffnete der Ringlokschuppen an diesem Wochenende die neue Spielzeit, die immer noch unter dem schlechten Stern der Corona-Pandemie steht. Die Sicherheits- und Hygienevorschriften, die es einzuhalten gilt, sind in das interaktive Theaterstück integriert - und sie fügen sich sogar gut in den Science Fiction-Stoff (nach einer Kurzgeschichte von Philip-K. Dick) und das Konzept des Live-Games ein.
Dass zwischen den Sitzen im Raumschiff gebührender Abstand besteht, würde gar nicht auffallen, wenn man nicht wüsste, dass man sich derzeit nicht zu nahe kommen darf. Zeitweise tragen die Besucher Kopfhörer und eine Schlafmaske, da passen Mundschutz oder Plastikhandschuhe gar nicht so schlecht ins Bild.
Im großen Saal des Ringlokschuppens ist eine fantastisch-skurrile Szenerie aufgebaut. Darin bewegen sich die Zuschauer, suchen nach Hinweisen darauf, wie sie ihre Rettung herbeiführen können. Die Utensilien in ihren Überlebenrucksäcken, aber auch die Anweisungen eines Space-Aid-Androiden und die Tipps einer Weltraum-Notrufeinheit helfen ihnen dabei. Teamwork ist gefragt, Kommunikation erwünscht, gefordert wird logisches Kombinieren, aber auch Um-die-Ecke-Denken.
Kleines Format passt gut in die Zeit
Das Voranschreiten der Handlung und die Spannung des Abends hängen von Temperament und Spiellust der zu Protagonisten gewordenen Zuschauer ab. Mancher kommt schneller, mancher zögerlich in den Spielmodus. Das alles gehört zum Konzept von Anna Kpok. In ihren Projekten geht es häufig darum, Gemeinschaften zu schaffen, Interaktion zwischen Publikum und den Künstlern zu erzeugen. Alle Beteiligten erschaffen miteinander einen Spiel- und Gedankenraum.
Über zwei Stunden dauert das interstellare Abenteuer, bis eine Lösung gefunden ist – die hier natürlich nicht verraten wird. Das Live-Game ist eine Koproduktion mit dem Schauspiel Dortmund und der Schau-bude Berlin. Als kleines Format passt es gut in die Corona-Zeit und als Eröffnungsstück der Schuppen-Saison. Es erzählt schließlich auch von einer Gesellschaft, die in einem Notfall weiter funktionieren muss.