Mülheim. Jutta Kasper ist eine der Corona-Coaches, die es in Mülheim gibt. Warum die 73-Jährige der Pandemie nicht nur Schlechtes abgewinnen kann.

„Wie kann ich helfen, obwohl ich selbst nicht mehr vor die Tür komme?“ Diese Frage hat sich Jutta Kasper nach Beginn der Corona-Pandemie gestellt. Die Antwort war schnell gefunden: „Ich kenne mich gut am PC aus, bin im Internet unterwegs und telefonieren kann ich auch“, sagt die 73-Jährige.

Rückenprobleme zwingen Jutta Kasper, die meiste Zeit gemeinsam mit ihrem Partner in ihrer Wohnung in Speldorf zu bleiben, der Ausbruch der Corona-Krise tat ihr Übriges – Geburtstagsbesuche bei der Tochter etwa wurden zum Tabu.

73-jährige Mülheimerin hält in der Corona-Krise Kontakt über Facebook

Jutta Kasper aus Mülheim hat sich zum Corona-Coach ausbilden lassen und hilft Menschen in ihrem Umfeld, indem sie ein offenes Ohr für sie hat und ihnen den Zugang zu Hilfsangeboten, wie etwa Unterstützung beim Einkaufen, vermittelt.
Jutta Kasper aus Mülheim hat sich zum Corona-Coach ausbilden lassen und hilft Menschen in ihrem Umfeld, indem sie ein offenes Ohr für sie hat und ihnen den Zugang zu Hilfsangeboten, wie etwa Unterstützung beim Einkaufen, vermittelt. © Foto: Kasper

Den Kopf in den Sand stecken, das kam für Jutta Kasper allerdings nicht infrage. Ganz im Gegenteil: aktiv werden, auf andere zugehen und helfen, Kontakt halten per Telefon, über das Internet und die sozialen Medien – das ist die Devise der ehemaligen Siemens-Beschäftigten. Nachdem sie über das Projekt der Corona-Coaches gelesen hatte – auf Facebook natürlich – meldete sie sich schleunigst bei Mit-Initiator Harald Karutz vom psychosozialen Krisenmanagement der Stadt.

Karutz hat ein Netzwerk von verschiedenen Hilfs- und Beratungseinrichtungen geschaffen, das die Bürger bei der Bewältigung der Krise unterstützt. Zudem hat er psychosoziale Akuthilfen wie Notfallseelsorge und Hotlines etabliert. Menschen wie Jutta Kasper nimmt der Professor für Notfallmanagement als Ehrenamtliche mit ins Boot, um so die Informationen über bereits in der Stadt bestehende Hilfsangebote schneller und vor allem unkompliziert an die Mülheimer zu bringen.

Corona-Coach telefoniert regelmäßig mit älteren Damen, um die Einsamkeit zu vertreiben

Und so erzählt auch Jutta Kasper: „Ich habe in meinem Umfeld drei, vier Damen, die alleine leben und sich durch Corona noch einsamer fühlen. Die rufe ich regelmäßig an und frage, wie es ihnen geht.“ Eine der Damen sei 89 Jahre alt, die Tochter lebe weit weg. „Die Frau fühlt sich oft alleine“, hat Corona-Coach Jutta Kaspers in ihren Gesprächen mit der Seniorin erfahren. Mit einer anderen Dame, Anfang 70, schreibe sie regelmäßig über WhatsApp – „es ist so wichtig, dass sich jemand kümmert“.

Am Telefonhörer hört Jutta Kaspers Hilfe indes nicht auf: „Ich bin viel in Facebook-Gruppen unterwegs, versuche dort jeden Tag auch etwas Positives zu posten und verlinke die Hilfsangebote der Stadt. Ich habe durch die Corona-Zeit selbst auch viel Positives erfahren, davon möchte ich etwas weitergeben“, sagt die 73-Jährige. „Meine Einkaufshilfen möchte ich nicht mehr missen – ich freue mich jedes Mal, wenn sie kommen.“