Mülheim. Mehr als 15.000 Menschen aus 16 Ruhrgebietsstädten haben sich an unserer Corona-Umfrage beteiligt. Hier das Mülheimer Stimmungsbild im Überblick.

14 Monate lang liegt die Corona-Pandemie nun schon wie ein schwerer Schleier über der Stadt. In einer großen Leser-Umfrage haben wir im Frühjahr abgefragt, wie es den Menschen in dieser Belastungssituation geht.

912 Mülheimer haben sich an der Umfrage beteiligt, die zwar nicht repräsentativ ist, aber doch Aufschluss darüber gibt, was die Corona-Krise mit den Bürgerinnen und Bürgern macht. Eines vorweg: Im Vergleich zu anderen Städten im Ruhrgebiet kommen Mülheimer offenbar besser mit der Situation zurecht, sind zufriedener, auch wenn der überwiegende Teil der Befragten eine hohe Belastung für sich feststellt.

Mülheimer sind optimistischer als Menschen anderer Ruhrgebietsstädte

Wie blicken Sie in die Zukunft? Das war eine Frage, die wir gestellt haben. Und die Teilnehmer aus dieser Stadt sind dabei um einiges optimistischer als Menschen in anderen Revierstädten. Auf einer Skala von 1 (optimistisch) bis 5 (pessimistisch) erreicht der Mülheimer Durchschnitt einen Wert von 2,96, leicht besser liegen die Werte ruhrgebietsweit nur in Essen und Witten.

Dennoch: Corona lastet mitunter schwer auf den Mülheimern. Insbesondere vermissen sie Treffen mit Freunden und Familie (85,1 Prozent), Restaurant- und Café-Besuche (76,0) und Reisen (63,7). Es zeigt sich: Frauen vermissen diese Lebendigkeit meist stärker als Männer, Jüngere mehr als Ältere.

Beruf und Finanzielles: Insbesondere Frauen sehen ihre Lage kritisch

Große Sorgen gibt es bei zahlreichen Mülheimer Teilnehmern der Umfrage hinsichtlich ihrer beruflichen Situation. Ohne dass der Wirtschaftsausschuss diese Sorgen einmal dezidiert aufzuspüren versucht hätte, zeigt sich hier ein trüberes Bild als in vielen anderen Ruhrgebietsstädten. Die Mülheimer bewerten ihre berufliche Situation auf einer Skala von 1 bis 5 mit dem Durchschnittswert 3,29. Insbesondere Frauen (3,38) und die Generation der 40- bis 60-Jährigen (3,44) sehen in der Tendenz negative Auswirkungen.

Hinsichtlich der finanziellen Auswirkungen schneidet Mülheim im Vergleich nicht so schlecht ab, auch wenn insgesamt Einbußen beklagt werden. Hier zeigt sich, dass insbesondere Frauen Einbußen hinzunehmen hatten – wohl ein Ausdruck ihrer mitunter prekären Beschäftigungsverhältnisse.

Insbesondere Großeltern sehen Maßnahmen in Schulen und Kitas kritisch

Das Krisenmanagement der Stadt schneidet bei den Lesern noch vergleichsweise gut ab. Es erreicht einen Wert von 3,38. Nur Leser in Hattingen, Bottrop und insbesondere Essen urteilen besser über die örtliche Krisenbewältigung. Mülheims unaufgeregtes Krisenmanagement, das sich bislang im Wesentlichen an dem orientierte, was Bund und Land vorgegeben hatten, wird offenbar geschätzt. Das Wirken von Bundesregierung (3,89) und insbesondere Landesregierung (3,95) sehen die Umfrage-Teilnehmer deutlich kritischer.

Schule und Kita sind auch in Mülheim große Sorgenkinder. Die bislang getroffenen Maßnahmen sehen die Befragten tendenziell kritisch. Frauen, die in die Kinderbetreuung meist stärker eingebunden sind, noch stärker als Männer. Deutlich wird aber auch, dass die Unzufriedenheit insbesondere in der Generation der Großeltern am deutlichsten ausgeprägt ist. Sie musste nicht selten auf Kontakt zu Enkeln verzichten.

Wegen Corona: Jeder achte Mülheimer will sich wohnlich verändern

Der letzte Blick sei gerichtet auf die Wohnsituation. Kein Garten, kein Balkon, beengter Wohnraum: Jeder achte Mülheimer Teilnehmer der Umfrage hat in der Krise den Wunsch entwickelt, sich wohnlich verändern zu wollen. Dieser Wunsch ist überdurchschnittlich ausgeprägt bei Frauen und jungen Menschen.