Mülheim. In keiner anderen Stadt im Ruhrgebiet ist die Arbeitslosigkeit innerhalb eines Jahres so stark angestiegen wie in Mülheim. Die aktuellen Zahlen.
Die Krise des Wirtschaftsstandortes Mülheim wird beschleunigt durch die Corona-Auswirkungen. In keiner anderen Stadt des Ruhrgebietes sind die Arbeitslosenzahlen im Vergleich zum Vorjahr so stark gestiegen wie in der Ruhrstadt.
Auch im August ist die Zahl der arbeitslos gemeldeten Menschen in Mülheim gestiegen. Die offizielle Statistik der Agentur für Arbeit weist 7832 Arbeitslose aus. Das sind 1625 beziehungsweise 26,2 Prozent mehr als Ende August des Vorjahres. Der prozentuale Anstieg bei den Mülheimer Zahlen ist ruhrgebietsweit einmalig. Oberhausen etwa verzeichnet binnen Jahresfrist „nur“ einen Anstieg der Arbeitslosenzahlen um 14,3 Prozent, Essen um 15,2 Prozent und Duisburg um 20,2 Prozent. In NRW liegt der Schnitt bei 21,8 Prozent.
Wirtschaftssprecher: Betriebe müssen aktuell alle Kraft aufbringen, um Arbeitsplätze zu retten
Die Situation muss beunruhigen, zumal der Sprecher der Mülheimer Wirtschaft, Hanns-Peter Windfeder, aktuell gegenüber dieser Redaktion davon spricht, dass die Unternehmer momentan alle Kraft aufzubringen hätten, weitere Arbeitsplätze über die Corona-Krise zu retten. Allgemein wird eine Pleitewelle für den Herbst befürchtet, wenn die Insolvenzregeln wieder in voller Schärfe greifen.
Zurück zu den Zahlen. Neben der offiziellen Zahl an Arbeitslosen ist die Zahl der Unterbeschäftigten ein ausdruckstärkerer Indikator für das tatsächliche Ausmaß der örtlichen Arbeitslosigkeit, weil in diese Zahl auch all die Teilnehmer arbeitsmarktpolitischer Maßnahmen berücksichtigt sind. Diese, etwa Ein-Euro-Jobber, gelten offiziell nicht als arbeitslos, haben aber keinen regulären Job am ersten Arbeitsmarkt. Als unterbeschäftigt gelten aktuell 9518 Mülheimer, ein Plus von 605 Personen im Vergleich zum Vorjahr (Quote: 10,8 Prozent).
1602 Mülheimer Firmen haben seit Beginn der Krise Kurzarbeit angezeigt
In der Entwicklung im August (1,9 Prozent mehr Arbeitslose) sieht Christiane Artz, Geschäftsführerin der Agentur für Arbeit, dennoch etwas Positives. Starke Zugänge zur Arbeitslosigkeit seien im Vergleich zum Beginn der Pandemie nicht mehr zu registrieren. „Zudem können nun auch wieder vermehrt Arbeitslose – unter Einhaltung der Hygienevorschriften – ihren Weiterbildungen nachgehen und die Zeit der Arbeitslosigkeit so optimal nutzen.“
Im August haben auch weniger, an der Zahl elf, weitere Betriebe Kurzarbeit angezeigt. Seit Beginn der Krise summiert sich das allerdings auf 1602 Mülheimer Firmen mit 16.480 Beschäftigten. „Es ist gut, dass dieses Instrument bisher so vielen Firmen und Beschäftigten helfen konnte und dadurch eine höhere Arbeitslosigkeit verhindert wurde“, so Artz.