Mülheim. Seit zwei Jahren sucht Familie Meik eine größere und bezahlbare Mietwohnung. Doch die sind auf dem Mülheimer Wohnungsmarkt derzeit Mangelware.
Mit der Zeit haben Sarah Meik und ihr Mann ihre Wünsche schon weit heruntergeschraubt. Vier Zimmer und ein Kellerraum, das sind die mittlerweile bescheidenen Ansprüche, die das junge Paar aus Speldorf für eine maximale Warmmiete von 1100 Euro an ihr neues Heim haben. Balkon, Garten oder ein bestimmter Stadtteil: Luxuskriterien, die keine große Rolle mehr spielen.
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„Natürlich wäre es schön, wenn wir in Speldorf oder Broich bleiben könnten und einen Garten oder Balkon hätten, aber in erster Linie zählt ein weiteres Zimmer“, sagt die gelernte Kinderpflegerin in Elternzeit, die mit ihrem Mann, den beiden Söhnen (12 und ein Jahr alt) und zwei Katzen in einer 72 qm großen Dreizimmerwohnung in Speldorf wohnt.
Familien mit Kindern nicht wirklich erwünscht bei Wohnungssuche
Seit ein paar Monaten haben die jungen Eltern ihr Schlafzimmer für ein zweites Kinderzimmer aufgegeben, schlafen seitdem auf der Couch im Wohnzimmer. „Mein älterer Sohn ist Autist und Veränderungen sind schwierig für ihn“, erklärt Sarah Meik, warum sich die Söhne kein Zimmer teilen und warum die junge Familie auch gerne in Speldorf oder Broich bleiben würde. „Hier hat er sein gewohntes Umfeld und seine Freunde.“
Dennoch würden sie sich auch auf einen anderen Stadtteil, eine neue Umgebung einlassen. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt, dennoch zeigt sich Sarah Meik gefrustet. Denn in den vergangenen Jahren hat das Paar auch einige unschöne Erfahrungen machen müssen. „Man hat schon manchmal das Gefühl, dass Leute, wenn man mehr als ein Kind hat, einem einen gewissen Stempel aufdrücken.“ Oft habe schon der ungefähre Wortlaut der Annoncen „Vier-Zimmer-Wohnung an solventes Paar ohne Kinder zu vermieten“ klar gemacht, dass Familien mit Kindern nicht erwünscht seien.
Single- und große Wohnungen sind Mangelware
Eigentlich ist die kleine Familie mit ihrer jetzigen Vermieterin, der Mülheimer Wohnungsbau Genossenschaft (MWB), sehr zufrieden und steht daher schon länger auf der Warteliste. Bisher ohne Erfolg. „Auch wir spüren, dass die Nachfrage sehr hoch und der Leerstand sehr niedrig ist“, bedauert MWB-Sprecher Andreas Winkler. „Insbesondere kleine Singlewohnungen und große Wohnungen ab vier Zimmern sind bei den alten Beständen Mangelware.“
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Bei den Neubauten seien zwar wieder mehr größere Wohnungen dabei, diese seien aber auch teurer. Zu diesem Ergebnis war seinerzeit auch ein Gutachten zum bezahlbaren Wohnraum in Mülheim gekommen, das die Stadt 2017 in Auftrag gegeben und 2019 vorgestellt hatte. Außerdem gingen die Gutachter des Bochumer Inwis-Institutes damals davon aus, dass einige Haushalte durchaus in der Lage seien, ihren Mietanteil unter die kritischen 40 Prozent des Einkommens zu drücken, wenn sie nur staatliche Hilfen wie etwa das Wohngeld beanspruchen würden.
Neukunden können sich in der SWB-„Mietbar“ registrieren lassen
Das nützt Familie Meik jedoch auch nicht. „Obwohl mein Mann im Moment Alleinverdiener ist, liegen wir knapp über der Einkommensgrenze für einen Wohnberechtigungsschein“, erklärt Sarah Meik. So kämen leider auch öffentlich geförderte Wohnungen, wie etwa von der SWB-Service-Wohnungsvermietungs- und -baugesellschaft, nicht infrage. Dennoch hat SWB-Sprecherin Christina Heine einen Tipp für alle Wohnungssuchenden und verweist auf die „Mietbar“ der Genossenschaft.
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„Diese ist darauf ausgerichtet, dass wir Neukunden unabhängig der Bestandskunden gerecht werden können“, sagt Heine. „Wer sich dort registriert, bekommt auch Wohnungen angeboten, die auf die Bedürfnisse der Suchenden abgestimmt und offiziell noch nicht auf dem Markt sind.“ Dies können etwa Wohnungen sein, die gerade renoviert, saniert werden oder sich im Neubau befinden.
Umziehen in eine Nachbarstadt? Für die Familienmutter keine Option
Ein Hinweis, den Sarah Meik dankend annimmt. Denn nur sehr ungern würde die Familienmutter ihre Heimatstadt verlassen, wie es kürzlich eine Freundin gemacht hat. Auch sie ist in Mülheim lange Zeit auf ihrer Wohnungssuche nicht fündig geworden und letztlich nach Essen gezogen. Für Sarah Meik eigentlich keine Option. Lieber teilt sie sich noch eine Weile die Wohnzimmercouch mit ihrem Mann.