Mülheim. Mülheim impft rund 70 Obdachlose mit dem freigegebenen Impfstoff von Johnson & Johnson. Drogensüchtige werden vom Substitutionsarzt geimpft.
Nachdem der Corona-Impfstoff von Johnson & Johnson seit dem Montag für alle Altersgruppen genutzt werden darf, kann die Stadt Mülheim die Impfung der Obdachlosen konkreter planen. Rund 70 Betroffene sollen den Impfstoff in der kommenden Woche in Mülheim bekommen.
Geplant war die Immunisierung obdachloser Menschen schon länger, die Stadt habe nur noch auf die Freigabe des Impfstoffs von Johnson & Johnson gewartet, sagte Stadtsprecher Volker Wiebels am Montag. „Dieser Impfstoff muss nur einmal gegeben werden“, erinnert er. „Das ist bei dieser Klientel von Vorteil, weil sie schwerer zu erreichen ist.“ Die Impfaktion für Obdachlose ist für den Donnerstag der kommenden Woche geplant, in der Beratungsstelle für Wohnungslose an der Auerstraße, die vom Diakonischen Werk betrieben wird. Rund 70 Impfwillige werden erwartet, sagte Stadtsprecher Wiebels. „Das ist etwa die Hälfe des Klientels.“
Auch für die drogenabhängigen Menschen in Mülheim wurde gesorgt. „Fast alle unserer Klienten werden substituiert“, sagt Jasmin Sprünken vom Drogenhilfezentrum der Awo, die auch das Café light an der Gerichtsstraße betreibt. Der Vorteil sei, dass die Menschen, die eine Substitutionstherapie bekommen, ohnehin schon Arztkontakte haben und daher auch für eine zweite Impfung gut zu erreichen sind.
Vakzin von Johnson & Johnson ist für Mülheimer Praxen derzeit nicht verfügbar
Die Ärzte, die die Drogenabhängigen mit dem Substitutionsmedikament versorgen, impfen auch, sagt Sprünken. „Viele unserer Besucher sind schon zum ersten Mal geimpft.“ Drogenabhängige Menschen werden als chronisch Kranke betrachtet, erläutert sie. Rund 180 Drogenkranke gibt es rund um das Café light, schätzt Gruppenleiterin Sprünken. „Unsere Klienten sind sehr, sehr dankbar für die Impfung“, weiß Jasmin Sprünken.
Größere Mengen für den Impfstoff von Johnson & Johnson sind derzeit für die niedergelassenen Arztpraxen in Mülheim nicht zu erwarten. „Vor Juni ist nicht damit zu rechnen“, schätzt Dr. Stephan von Lackum, Hausarzt und Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung (KV)n in Mülheim. Derzeit werde nur die öffentliche Hand bedient, also die Stadt für Sonderimpfaktionen oder das Impfzentrum.
„Für die Impfaktion zur Immunisierung obdachloser Menschen wurden uns nur die 70 Dosen einmalig zugesagt“, so Mülheims Feuerwehrchef Sven Werner. „Mehr gibt es jetzt noch nicht.“ Mehr sei in das System in Düsseldorf, wo sich das Landeszentrallager befindet, noch nicht eingestellt worden und könne daher auch nicht für Mülheim bestellt werden.