Mülheim. Die Mülheimer Gastronomien ächzen weiter unter der corona-bedingten Schließung. Vor allem Neugründer haben es schwer. Hilfen sind dringend nötig.

„Unsere Betriebe sind keine Garagen, die man einfach auf und zu machen kann“, sagt Jörg Thon. Der Mülheimer Dehoga-Vorsitzende und Betreiber des Ratskellers und des Bürgergartens hält nichts davon, die Gastronomien für wenige Tage zu öffnen – und ist somit froh, dass NRW-Ministerpräsident Armin Laschet sich bereits gegen eine Öffnung der Restaurants über Weihnachten ausgesprochen hat.

Die aktuellen Corona-Regeln gelten bis zum 20. Dezember. Bis dahin sind Gastronomien ebenso geschlossen wie Theater, Nagelstudios, Fitnessstudios und sonstige Freizeiteinrichtungen. Laschet hat aber am Donnerstag bereits erklärt, dass es in NRW keine Öffnungen über die Feiertage geben werde. Diese sei, so Jörg Thon, auch überhaupt nicht zielführend. „Wirtschaftlich ist es gar nicht machbar, für ein paar Tage zu öffnen.“ Die Zahl der Gäste sei schwer kalkulierbar, hätten doch die meisten Leute ohnehin Bedenken, sich an öffentlichen Orten aufzuhalten.

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Mülheimer Gastronom: „Der Oktober war eine Katastrophe“

Ähnlich sieht das Fatmir Ramosaj, der im Sommer „Fati’s Wirtshaus“ in Saarn eröffnet hat – mitten in der Pandemie. „Mit 20 Leuten im Lokal kann man nicht überleben“, sagt der Gastronom, der auch die „Trattoria Fati“ betreibt. Der Oktober sei bereits eine Katastrophe gewesen, alle hätten Angst „und man arbeitet auch selbst mit Angst“. Seine Mitarbeiter hätten kaum etwas zu tun, auch wenn er versucht, sein Geschäft mit Lieferservice aufrecht zu erhalten. „Aber das bringt nicht viel.“

Falls die Maßnahmen im Januar weitergehen, werde er Fati’s Wirtshaus vorerst ganz schließen. „Dann spare ich mir wenigstens die Stromkosten.“ Die Hilfen der Bundesregierung hat er bereits beantragt, sie werden aber nicht allzu üppig ausfallen. Unternehmen sollen 75 Prozent ihres Vorjahresmonatsumsatzes bekommen. Doch weil Fatmir Ramosaj sein Wirtshaus da noch gar nicht eröffnet hatte, werde ein Durchschnitt der vergangenen Monate seit der Öffnung berechnet. Da aber lief das Geschäft bereits pandemie-bedingt schwach.

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Püngel & Prütt: „Wir haben keine Rücklagen mehr“

Auch Püngel & Prütt kann nicht auf die Umsätze des Vorjahres zurückgreifen, weil der Unverpacktladen erst Anfang des Jahres am Löhberg eröffnet hat . Beantragen wollen die drei jungen Gründerinnen die Hilfe trotzdem, erwarten sich davon aber nicht viel. „Wir haben keine Rücklagen mehr“, sagt Jana Weyers, die das Geschäft mit ihrer Schwester Lara Weyers und mit Ariane Gerke betreibt.

Außer-Haus-Verkauf wird nicht angerechnet

Die Hilfen für Gastronomen und andere Unternehmen, die aufgrund der Corona-Bestimmungen schließen mussten, können seit vergangener Woche beantragt werden.

„Sie sollten auch schnell kommen“, sagt Jörg Thon. „Die Konten sind ganz schön überstrapaziert.“ Ausgezahlt wird zunächst ein Abschlag.

Insgesamt können Betriebe bis zu 75 Prozent des Vorjahresmonatsumsatzes erwarten. Der Außer-Haus-Verkauf wird darauf nicht angerechnet , so lange er nicht so hoch ist, dass er zusammen mit den Hilfszahlungen den Vorjahresmonatsumsatz übersteigt.

Für das Weihnachtsgeschäft mussten die Drei in Vorleistung gehen, von ihren zehn Mitarbeitern können sie nur noch vier beschäftigen. Ihren normalen monatlichen Lohn holen sie nicht mehr aus dem Geschäft heraus. Zwar darf der Lebensmittelladen geöffnet bleiben, aber „ein Drittel des Umsatzes machen wir normalerweise mit dem Café“. Das Außer-Haus-Geschäft mit richtigen Gerichten habe sich nicht mehr gelohnt, sei zu unplanbar gewesen, nun gibt es noch Kaffee und Kuchen to go.

Hoffen, dass auch die anderen Angebote im Viertel durchhalten

Ein Lichtblick seien die vielen Stammkunden, die dem Unverpacktladen die Stange halten. „Viele haben Gutscheine bei uns gekauft“, sagt Jana Weyers, „teilweise auch über sehr hohe Beträge.“ Noch mache sie sich keine Sorge über den Fortbestand des Geschäfts, hofft auf das Weihnachtsgeschäft und darauf, dass auch die anderen Neueröffnungen im Viertel durchhalten. „Eigentlich gibt es hier gerade eine gute Stadtentwicklung. Es wäre schade, wenn sie wieder wegbricht.“