Mülheim. Vor zwei Jahren war die Sorge um Schrottimmobilien in Mülheim groß. Doch seitdem ist es still geworden. Welche Rolle dabei auch Corona spielt.
Spektakulär ist noch der Einsatz von 16 Mitarbeitern des Ordnungsamts und 28 Polizisten an der Eppinghofer Straße in zwei sogenannten Problemimmobilien in Erinnerung. Das war im August 2019. Seitdem ist es still geworden um marode Häuser in der Stadt. Ein Grund: Corona macht solche Großeinsätze schwierig. Gleichwohl habe man derartige Immobilien weiterhin im Blick, teilt die städtische Bauaufsicht mit.
Baudezernent: „Es gibt tolle Mieter und Vermieter – nur wenn Minus auf Minus trifft…“
Ein weiterer Grund: In der Pandemie-Zeit zögen sich Menschen stärker in die eigenen vier Wände zurück – und kümmern sich mehr um ihre Wohnungen, beobachtet Baudezernent Peter Vermeulen. Vielleicht sorge auch dies für weniger Beschwerden. „Es gibt tolle Mieter, die Hand anlegen, und es gibt genauso tolle Vermieter, die sich kümmern. Nur wenn Minus auf Minus trifft...“
Dabei führe die Stadt offiziell keine Liste von „Schrottimmobilien“, also von Häusern, deren Zustand in Sachen Bau- und Brandschutzmängel derart gravierend ist, dass die Kommune nach Städtebaurecht einschreiten könnte. „Es gibt ein Monitoring, das sich aus Berichten der Polizei, des Ordnungsamtes, Bürgerbeschwerden und Bauaufsicht speist“, sagt Vermeulen. Diese „Liste“ allerdings sei stets im Wandel.
2019 mahnte Ordnungsamtsleiter Bernd Otto „Handlungsdruck“ an
Zuletzt 2019 an der Eppinghofer Straße schritt die Stadt ein, ließ dort mehrere Wohnungen räumen, deren Trennwände entfernt worden sind und die damit nicht mehr sicher waren. Zudem ordnete man Rauchmelder an. Auch an der Oberhausener Straße stieß man auf eine ähnliche Immobilie.
Der damalige Ordnungsamtsleiter Bernd Otto erkannte „Handlungsdruck“, immer häufiger ließen sich „auffällige Immobilien“ identifizieren mit problematischer Hundehaltung, aber auch gewerbe-, ausländer- und umweltrechtliche Verstöße – so ging es aus einem Sicherheitsbericht hervor. Zehn problematische Häuser identifizierte die Stadt noch 2019. Otto forderte damals eine „strategische Stadtentwicklung und Wohnungspolitik sowie kurzfristig sozialpolitische Maßnahmen“.
Vermeulen: „Größenordnung problematischer Immobilien ist nicht besorgniserregend“
Und heute? „Mit solchen Häusern gehen immer auch Kriminalitätsschwerpunkte einher“, bestätigt Vermeulen. Ihre genaue Anzahl ließe sich jedoch nicht festlegen, da sie sich auch verändere. „Wir gehen in solchen Fällen aber zunächst auf die Eigentümer zu“, sagt Vermeulen, „die Größenordnung solcher problematischer Immobilien in der Stadt ist jedoch nicht besorgniserregend“.