Mülheim. In den städtischen Kitas in Mülheim konnten die Selbsttests schon letzte Woche ausgeteilt werden. Die anderen Träger mussten warten.

Die Selbsttest für Kita-Kinder sind zwar schon Anfang letzter Woche an die 37 städtischen Kindertageseinrichtungen ausgeliefert worden, bei den Kitas anderer Träger sind sie aber noch gar nicht angekommen – oder erst in dieser Woche eingetroffen. An die Eltern verteilt werden können sie daher auch erst jetzt. Wie viele Mülheimer Familien von den zwei Testpackungen pro Woche Gebrauch machen, lässt sich daher noch nicht einschätzen.

„Eltern waren froh, dass es los ging“

In der städtischen Kindertagesstätte „Papilio“ in Dümpten konnte man die Testpäckchen schon am letzten Montag verteilen. „90 Prozent der Eltern haben sie mitgenommen, waren froh, dass es los ging und haben in der letzten Woche direkt die zwei empfohlenen Tests bei ihren Kindern durchgeführt. Den Berichten zufolge hat das auch gut geklappt“, weiß Kita-Leiterin Yvonne Weinem.

Einen Schnelltest können jetzt auch Mülheimer Eltern mit ihren Kindergartenkindern machen.
Einen Schnelltest können jetzt auch Mülheimer Eltern mit ihren Kindergartenkindern machen. © FUNKE Foto Services | Ulla Michels

Bei den ganz Kleinen sei es möglicherweise etwas problematischer als bei den Größeren, den Corona-Test zu machen. Gut sei, dass man beim Selbsttest das Stäbchen nur in den vorderen Nasenbereich einführen müsse. Den Familien hat Weinem per Mail eine genaue Anleitung und den Link zu einem Erklärvideo zugeschickt. Denn: Die Testkits werden in Fünferpaketen angeliefert, dabei liegt aber lediglich eine Gebrauchsanweisung. „Die Eltern finden es, glaube ich, gut, dass sie zusätzliche etwas für die Einrichtung tun können. Denn bei Kindern wird ja oft gar nicht bemerkt, dass sie infiziert sind und weitere Menschen infizieren können. Da kann der Test helfen“, erklärt Yvonne Weinem.

„Manche haben Angst, das Kind zu verletzen“

In der ebenfalls städtischen Kita „Fiedelbär“ in der Innenstadt sind es weniger Familien, die sich für den Test interessieren – etwa 50 Prozent. „Manche haben Angst, dass sie ihr Kind verletzen könnten, andere denken vielleicht, der Test ist nicht aussagekräftig genug. Unsere Kita war seit Beginn der Pandemie immer auf, wir hatten noch keine Quarantäneanordnung. Vielleicht meinen manche Eltern auch, dass sie den Test deshalb nicht brauchen. Erklärt haben wir es allen ganz genau“, sagt Leiterin Beate Staudinger. Oft höre sie auch: „Wenn mein Kind krank ist, gehe ich sowieso zum Arzt.“

In den nicht-städtischen Kitas hat man noch keine Erfahrungen mit dem Test – einfach, weil die Testkits noch gar nicht angekommen sind. „Die Lieferung hat sich verzögert, heute sollen wir die Tests aber bekommen“, berichtet Martina Kiworra, beim Kita-Zweckverband des Bistums, für Mülheim zuständig, am Dienstagvormittag. Für die Mitarbeiter in den rund 267 Einrichtungen im Bistum habe man bereits anderweitig 20.000 Testkits besorgt.

„Haltung der Eltern ist eher positiv“

Die Tests für die Kinder gebe man aus, so schnell es gehe. „Sie sollen zu Hause gemacht werden, in ruhigem Umfeld, und sind keine Pflicht. Aus unseren Mülheimer Einrichtungen weiß ich, dass die Haltung der Eltern zu den Selbsttests eher positiv ist. Nur wenige sagen: Das mache ich auf keinen Fall“, so Kiworra.

Die Kindertagesstätten in evangelischer Trägerschaft haben die Testpäckchen am letzten Wochenende erhalten. „Seit Montag sind sie in der Verteilung. Die Eltern sind interessiert daran. Die Tests werden von ihnen, bis auf wenige Ausnahmen, gut angenommen“, erklärt Annika Lante, Sprecherin des Kirchenkreises an der Ruhr.

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Das Umpacken kostet Zeit

Auch beim Verein für Kinder- und Jugendarbeit in sozialen Brennpunkten (VKJ) wartet man noch auf die Lieferung. „So weit wir wissen, werden sie gerade noch von unserer Geschäftsstelle abgepackt. Sie sollen in den nächsten Tagen kommen“, heißt es in der Kita „Die kleinen Stifte“. Ein Problem ist generell wohl das Umpacken: Die Tests kommen in größeren Gebinden an, müssen aus- und umgepackt werden. „Das kostet zusätzlich Zeit“, berichtet Silke Baumert, Leiterin der Stöpsel-Kita an der Tilsiter Straße. Am Dienstag wurden die Tests an die Familien und die Mitarbeiter verteilt. „Die meisten sind froh, dass es das Angebot gibt. Jeder muss jetzt erst mal für sich entdecken, ob und wie das alles machbar ist.“

Stadtelternrat stellt Forderungen

Für die Elternvertreter aus den Kitas ist es „unverständlich, warum die Bundespolitik bei den Regelungen zu Bildungseinrichtungen Verschärfungen fordern“.Auch müsse das bestehende Testangebot für die gesamte Bevölkerung konsequenter beworben werden.Angesichts des neuen Infektionsschutzgesetzes erwartet man von der Stadt: „Wo es Ermessensspielräume gibt, sollten neben der Inzidenz auch die familiären Bedarfe und das Recht der Kinder auf Bildung berücksichtigt werden.“ Eine Möglichkeit könnten Bewegungsangebote für feste Kleingruppen sein, sollte es wieder zur Notbetreuung kommen.

Beim Stöpsel e.V., Träger von drei Kitas in Mülheim, findet man das die Verteilung „suboptimal gelaufen ist“. „Warum haben die städtischen Kitas gleich Testkits für zwei Wochen bekommen und die anderen Träger gar keine?“, fragt sich der Vorstand. Das sei ungerecht und ein „Schlag für die Eltern in anderen Einrichtungen“. Bei den Initiativen fand die Verteilung über den Dachverband statt, künftig sollen die Kitas aber wohl direkt vom Land beliefert werden.

Noch kein Nachschub für nächste Woche

Jugendamtsleiterin Lydia Schallwig verweist angesichts dieses Vorwurfes auf das Land, das die Tests liefert. Sie seien ans Rathaus geschickt und explizit an die einzelnen städtischen Einrichtungen adressiert gewesen. „Bis jetzt haben wir aus unseren Kitas keine negativen Rückmeldungen zu den Tests. Es scheint gut zu klappen. Es war die richtige Entscheidung, dass die Tests im häuslichen Umfeld stattfinden sollen und nicht in der Kita“, meint Schallwig.

Wie es weitergeht mit den Tests, scheint aber schon wieder offen zu sein. Für die kommende Woche hat noch keine einzige der Mülheimer Kindertagesstätten Nachschub bekommen.