Mülheim. Die Politik hat den städtebaulichen Wettbewerb für das Areal des Flughafens Essen-Mülheim ausgebremst. Schleunigst müssen neue Vorgaben her.
Essen so, Mülheim so – und dann doch wieder eine Rolle rückwärts? Der jahrzehntelange Streit um den Flughafen ist um ein Kapitel reicher: Der mit Landesförderung vorgesehene städtebauliche Wettbewerb zur Nachnutzung der 140 Hektar großen Fläche hängt in der Luft. Mülheims Chef-Stadtplaner Felix Blasch sieht nun die Politik am Zug.
Der Essener Stadtrat hat die Entscheidung zum städtebaulichen Wettbewerb vertagt; auch Mülheims schwarz-grüne Ratsmehrheit will der Verwaltung einen neuen Arbeitsauftrag erteilen, welche neuen Vorgaben den Planerbüros für den Wettbewerb gemacht werden sollen. Alles wieder einmal: auf Anfang. Dabei hatte es schon vor einiger Zeit Workshop-Runden mit der Politik beider Städte gegeben, aus denen die Vision filtriert wurde, für das Flughafen-Areal einen neuen Stadtteil mit rund 6000 neuen Bewohnern und 2000 neuen Arbeitsplätzen zu entwerfen.
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Mülheims Chef-Planer sieht die Politik am Zug
Mülheims Ratsbündnis aus CDU und Grünen hatte dagegen nun ein Veto eingelegt. Es hieß, eine derart üppige Bebauung „wäre mit vielen unerwünschten Folgen für Natur und Landschaft verbunden. Die Schaffung der erforderlichen Infrastruktur (Kita, Schule, Kanalisation, Verkehr, Gesundheit und Nahversorgung) ist immens und würde auch die Fähigkeiten der Stadt enorm strapazieren.“
Und nun? Der Leiter des Mülheimer Planungsamtes, Felix Blasch, sieht die Politik am Zug. Er erwartet von ihr zeitnah einen Arbeitsauftrag, in welcher Weise der Auslobungstext für den Wettbewerb geändert werden soll. Problem dabei: Es muss am Ende ja auch eine Einigung mit der Essener Ratskoalition aus CDU und Grünen her, weil beide Stadträte den Wettbewerb freigeben müssen. In Essen hat Schwarz-Grün wegen Uneinigkeit die Flughafen-Frage gar im Koalitionsvertrag ausgespart, weil die CDU dort darauf pocht, zwingend auch Optionen für einen weiteren Flugbetrieb zu prüfen.
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Schwarz-Grün in Essen und Mülheim müssen sich verständigen
In Mülheims CDU wird das auch diskutiert, aber nicht öffentlich. „Ich kann aber nicht in einem Wettbewerb zwei Lösungen abfragen“, stellt Planungsamtschef Blasch derweil auch klar, dass ein zweiter Wettbewerb her müsste (dann wohl auf eigene Kosten), wollte man dies auch städtebaulich durchexerzieren. Schwierig dürfte eine Einigung von Schwarz-Grün über Stadtgrenzen hinaus auch deshalb werden, weil Essen gar kein Interesse an der Festlegung der Mülheimer Grünen haben dürfte, dass für sie maximal eine gewerbliche Entwicklung rund um die Brunshofstraße infrage kommt. Mit einer solchen Minilösung ließe sich in Essen kein Ertrag erzielen.
Laut Fördergeber sollte der städtebauliche Wettbewerb eigentlich schon am 31. August ein Ergebnis vorweisen, wegen Corona gab es zuletzt eine Fristverlängerung bis zum 30. November. Das Zeitfenster bis dahin ist klein.