Ein Investor plant in Mülheims Innenstadt ein Studentenwohnheim mit direkter Anbindung zum Radschnellweg Ruhr. Wir sprachen mit dem Architekten.

Ein Investor aus Hamburg plant mit einem Architekturbüro aus Saarn ein Bauprojekt, das auf 100 Kilometern Radschnellweg Beachtung finden dürfte: ein Studentenwohnheim, aus dem es vom Fahrrad-Parkdeck aus direkt auf den RS 1 geht. Der Clou dabei: Es wird nicht ein Quadratmeter Boden zusätzlich versiegelt.

Entstehen soll das Studentenwohnheim auf dem Parkplatz des Bürgeramtes an der Löhstraße, nördlich des Radschnellweges und direkt angrenzend an das Areal der Grundschule an der Zunftmeisterstraße. Besser gesagt: Das Wohnheim soll nicht auf, sondern mittels Betonstelzen über den Parkplatz gesetzt werden. Einen ersten Grobentwurf hat das beteiligte Saarner Büro Smyk Fischer Architekten unlängst den Vertretern des städtischen Gestaltungsbeirates vorgestellt. Dem Vernehmen nach war der Beirat angetan von der „klasse Idee“, der die Stadtplaner ob ihrer Bedeutung „hohe Priorität“ beimessen sollen.

Kiosk direkt am Plateau zum RS1 könnte Treffpunkt werden

Planer ist das Büro Smyk Fischer Architekten aus Saarn. Das Architekturbüro stand in jüngerer Vergangenheit des Öfteren mit größeren Bauvorhaben in Mülheim in Verbindung. Das Saarner Büro plant die Neubebauung rund um das Kirchen-Denkmal am Lindenhof in Saarn, auch die neue Firmenzentrale von Pitstop am Flughafen. Beteiligt hat sich Smyk Fischer auch am städtebaulichen Wettbewerb zur Bebauung auf dem Grundstück des alten Wasserkraftwerkes an der Dohne. Es langte zwar nicht zum Siegerentwurf, immerhin aber zum zweiten Platz. Das nun angedachte viergeschossige Wohnheim mit einer Gesamtnutzfläche von 2500 Quadratmetern soll 76 Studenten Wohnraum bieten. Es soll 56 Einzelzimmer, aber auch vier Fünfer-WGs geben. Ausdrücklich betont Architekt Martin Smyk, dass behinderten- und rollstuhlgerecht geplant werde, mit Aufzug. Unten Parkplatz, soll es auf Niveau des Radschnellweges ein Fahrrad-Parkdeck mit bis zu 100 Stellplätzen geben, mit Rampe zur Löhstraße und direkter Anbindung über ein Plateau zum Radschnellweg.

Für Studenten ein idealer Wohnstandort, findet nicht nur Smyk, sondern auch Mülheims Planungsamtsleiter Felix Blasch. Der Hauptbahnhof ist in direkter Nähe, die drei Standorte der Hochschule Ruhr West und der Uni Duisburg-Essen sind – zumindest perspektivisch – allesamt bequem über den RS 1 erreichbar; es mangelt ja nach am Ausbau gen Duisburg. „Im Projekt steckt die Verkehrswende drin, es ist vom Fahrrad aus gedacht“, ist Blasch angetan von den ersten Entwürfen.

So sieht das vom Büro Smyk Fischer Architekten geplante Studentenwohnheim am Radschnellweg im Entwurf aus.
So sieht das vom Büro Smyk Fischer Architekten geplante Studentenwohnheim am Radschnellweg im Entwurf aus. © Smyk Fischer Architekten

Ein Studentenwohnheim an der Löhstraße könne auch einen Beitrag leisten zur Belebung der Innenstadt, sind sich Blasch und Architekt einig. Martin Smyk kann sich vorstellen, dass der Einzug der Studenten auch dazu beitragen würde, den einen oder anderen Leerstand im Umfeld wieder mit Leben zu füllen, ob mit Gastronomie, Kulturellem, Geschäften oder Dienstleistungen, die junges Publikum ansprechen. Es sei schon das „Ziel, ein bisschen mehr Leben in die Innenstadt zu holen“. Smyk verweist auch auf die seit Jahren existierenden Ideen zur Bespielung der Bahnbögen des Radschnellweg-Viaduktes. Wenn da doch mal was raus würde. . .

Direkt am Plateau zum Radschnellweg könnte dafür womöglich ein erster Baustein vom Investor selbst gesetzt werden: Eine Überlegung ist es, dort einen Kiosk beziehungsweise Treffpunkt einzurichten. Das Wohnheim selbst soll über großzügige Gemeinschaftsterrassen verfügen, auch eine begrünte Dachterrasse dürfte möglichen künftigen Bewohnern ein Anreiz sein, in Mülheims Innenstadt anzudocken.

Im Januar/Februar werde sein Büro in die Vorbereitungen für den Bauantrag einsteigen, so Smyk. Wenn alles glatt läuft, könnte das Wohnheim noch im Jahr 2022 als städtebauliche Duftmarke seine erhoffte Wirkung entfachen, so die Hoffnung.

Das ist der Investor

Investorin und Eigentümerin des Grundstücks ist die Wegner Immobilien GmbH aus Hamburg. „Unsere Kernkompetenz liegt in der Investition in herausfordernde Immobilien wie Büro- und Geschäftshäuser, Einzelhandelsimmobilien, Logistikzentren, öffentliche Investorenmodelle und Wohnhäuser“, heißt es auf deren Webseite.

Wegner Immobilien verwaltet nach eigenen Angaben aktuell mehr als 300 eigene Immobilien, dazu aber auch „zahlreiche Immobilien aus Fremdbeständen“. Infos unter wegner.de.

Anfang 2016 hat das Hamburger Unternehmen das Gebäude, das die Stadt für ihr Bürgeramt langfristig angemietet hat, samt zugehöriger Parkplatzfläche auf der anderen Seite der alten Bahn-Viadukte erworben. Das Projektvolumen beziffert Wegner mit rund 9,5 Millionen Euro.