Mülheim. Ein Unbekannter lädt seit Wochen nachts Unmengen Müll in Mülheim-Heißen ab. Die Stadt kann nicht helfen, obwohl sogar sein Kennzeichen vorliegt.
Am Wiescher Weg in Heißen beobachtet ein Anwohner seit Wochen einen Mann, der nachts an einer Container-Sammelstelle Berge von Müll einfach aus seinem Auto schmeißt. Obwohl der Heißener die Vorfälle regelmäßig meldet und sogar Beweisfotos samt Autokennzeichen vorweisen kann, sind der Stadt die Hände gebunden.
Man könne quasi die Uhr nach ihm stellen. Alle zwei Wochen, immer samstag- oder sonntagabends, immer zwischen 22.30 und 0 Uhr fahre am Wiescher Weg ein Transit an die Müllcontainer heran und hinterlasse im Schutz der Dunkelheit Berge von Müll. Meist sei es Verpackungsmüll. Aber auch Rigipsplatten, Farbeimer und Getränkedosen habe der unbekannte Müllsünder schon in seinen Nacht-und-Nebel-Aktionen an der Sammelstelle in Heißen abgeladen.
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Mülheimer Müllsünder: Verpackungen von typischen Kiosk-Produkten
„Es sieht schwer nach Gewerbemüll aus“, sagt ein direkter Anwohner, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Es seien typische Verpackungen von Produkten, die etwa in einem Kiosk oder einer Imbissbude verkauft werden. Schon unzählige Male hat der Familienvater den Müllsünder beobachtet und es sowohl der Polizei als auch der Stadt Mülheim gemeldet. Fotos, auf dem sogar das Autokennzeichen des Transits zu sehen ist, lieferte der Anwohner gleich mit. „Klare Sache, sollte man meinen“, dachte sich der Dümptener, der dennoch enttäuscht wurde.
Denn die Fotos sind keine Beweise, die vor Gericht Stand halten. „Der Anwohner müsste eine Anzeige erstatten und sich als Zeuge zur Verfügung stellen“, erklärt Stadtsprecher Volker Wiebels die rechtliche Lage. Oder der Müllsünder würde von Polizei oder Mitarbeitern der Stadt auf frischer Tat ertappt, dann könne man gegen ihn vorgehen.
Sondermüll abladen ist eine Straftat
Auch wenn Pappkartons, die als Verpackung für Ware genutzt werden, im eigentlichen Sinne Gewerbemüll ist, darf dieser ordnungsgemäß in den Altpapiercontainern der MEG im ganzen Stadtgebiet entsorgt werden.
Wird hingegen Sondermüll, wie etwa Öle, Lacke und andere Schadstoffe, als wilder Müll einfach abgeladen, gilt dies nicht mehr als Ordnungswidrigkeit, sondern ist eine Straftat.
„Es ist eine missliche Lage“, ärgert sich auch Wiebels und nennt das Verhalten des Müllsünders „ganz klar asozial.“ Immer wieder bekomme die Stadt wilde Müllkippen gemeldet und lasse diese auf Kosten der Steuerzahler entfernen. „Aber nur ganz wenige sind bereit, eine Anzeige zu erstatten und den Vorfall offiziell zu bezeugen“, bedauert Wiebels die momentane Situation.
Wilde Müllkippen: Stadt Mülheim will Mülldetektive einsetzen
Auch der Heißener Familienvater möchte keine Anzeige erstatten, aus dem gleichen Grund, aus dem er seinen Namen nicht veröffentlicht sehen will. „Ich habe keine Lust auf platte Autoreifen, weil sich dann jemand an mit rächen will.“ Dennoch sei es frustrierend. Auf der einen Seite würde man als Bürger der Stadt regelmäßig dazu aufgerufen, solche Vorfälle zu melden. Auf der anderen Seite seien dann alle Bemühungen doch für die Katz, wenn letztlich nur die Anzeige solche Müllsünder stoppen könne.
Nicht nur für die Mülheimer Bürger sei diese Situation nicht mehr hinnehmbar. Um genau in solchen Fällen mehr Handhabe zu bekommen, arbeite die Stadt an einem Konzept, wie zukünftig Mülldetektive eingesetzt werden können, um solche Täter in flagranti zu erwischen, so Stadtsprecher Wiebels. Dass der Kampf gegen die wilden Müllkippen aber auch trotz eingesetzter Mülldetektive nicht einfach ist, zeigt sich in der Nachbarstadt Oberhausen.
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Stadt Oberhausen setzt Mülldetektive auch nachts und am Wochenende ein
„Bei uns sind immer wieder Mülldetektive im ganzen Stadtgebiet unterwegs, wo und wann wird natürlich nicht verraten“, erklärt Stadtsprecher Frank Helling. „Nächtliche Einsätze sind für städtische Mitarbeiter aber eigentlich nicht vorgesehen.“ Deshalb arbeitet die Stadt Oberhausen mit Detekteien zusammen, denn die Detektive können auch am Wochenende, abends und in der Nacht eingesetzt werden. „Da solche Einsatzkräfte aber keine städtischen Mitarbeiter mit Hoheitsrechten sind, müssten diese dann auch wieder, wie jeder normale Bürger auch, eine Anzeige gegen die Müllsünder erstatten“, erklärt Wiebels, warum die Stadt nach anderen Lösungen suche.
Frustrierend sei es, so der Anwohner, der seinen Mitbürger, der ständig seinen Müll direkt vor seinem Haus ablädt, jedoch nicht so leicht von der Angel lassen möchte. „Ich beobachte das weiter und vielleicht habe ich ja eines abends das Glück, dass die Polizei mal schnell genug da ist und dem ganzen ein Ende machen kann.“