Mülheim. 700 Stellen sollen bei Siemens Energy in Mülheim gestrichen werden. Die Verhandlungen zu Interessenausgleich und Sozialplan stehen vor dem Start.

In dieser Woche beginnen die Verhandlungen zum massiven Stellenabbau bei Siemens Energy. Deutschlandweit stehen 3000 Jobs zur Disposition, allein am Standort Mülheim 700. Mülheims Betriebsrat geht mit klaren Forderungen in die absehbar schwierige Auseinandersetzung mit dem Management.

Anfang Februar hatte der Vorstand von Siemens Energy erklärt, in Mülheim bis zum Jahr 2025 rund 700 der 4300 Stellen abbauen zu wollen. Ohnehin ist das Sparprogramm von vor drei Jahren noch nicht abgewickelt, das bis 2023 den Verlust von 600 Stellen vorsieht. Gut 150 Stellen davon sind noch abzubauen.

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Vorstand will Interessenausgleich und Sozialplan im Juni oder Juli stehen haben

Am Donnerstag nun sollen die Verhandlungen zu Interessenausgleich und Sozialplan anlässlich der neuerlichen Restrukturierung starten – zunächst in einer überörtlichen Leitungsprojektgruppe auf Konzernebene. Folgend sollen laut Jens Rotthäuser, dem Betriebsratsvorsitzenden am Standort Mülheim, Untergruppen die konkreten Auswirkungen vor Ort aushandeln. Man werde die Verhandlungen auch in Mülheim mit Aktionen begleiten, kündigt Rotthäuser an.

Ginge es nach dem Management, so Rotthäuser, sollen die Unterprojektgruppen bis Ende April ihre Beratungen für jeden Standort abschließen, um im Juni, spätestens Juli einen Interessenausgleich samt Sozialplan stehen zu haben. Ob das mit dem Zeitplan der Betriebsräte übereinstimmen werde, müsse sich zeigen, so Rotthäuser. „Wir treten nicht pauschal auf die Bremse, aber wir lassen uns auch nicht überfahren“, sagt er im Gespräch mit dieser Redaktion.

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Betriebsrat fordert klare Strategien und Perspektiven für den Standort Mülheim

Er macht klar, dass die Betriebsräte erwarten, dass das Management deutlich mehr Klarheit schafft hinsichtlich der Frage, wie sich die AG, die sich aufgrund mangelnder Nachfrage insbesondere loszulösen hat von konventioneller Kraftwerkstechnik, für die Zukunft neu aufstellen will. Der Standort Mülheim mit seinem Spezialwissen für große Anlagen braucht da eine neue Perspektive, die der Betriebsrat seit Jahren vermisst und weiter einfordert.

„Wo geht die Reise hin, wo ist unsere Perspektive?“ Das will Rotthäuser beantwortet wissen. Er appelliert nochmals an die Konzernlenker, das ungemeine Knowhow, das sich am Standort Mülheim versammelt, zu nutzen, um auch hier stärker Märkte für Technologien der Energiewende und für den Transformationsprozess dorthin zu bedienen. „Die Restrukturierung muss mit klar formulierten Strategien und Perspektiven einhergehen, sonst bekommen wir den Wandel nicht hin“, so Rotthäuser.

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Mitarbeiter-Information am kommenden Mittwoch

Am Mittwoch wird der Betriebsrat die Mülheimer Belegschaft zusammenrufen und über den Fahrplan der Verhandlungen informieren. Für den Fahrplan der Reise in die Zukunft, die dem Siemens-Standort Mülheim bevorsteht, formuliert der Betriebsratsvorsitzende seine klare Erwartungshaltung: „Nur kleiner werden, kleiner werden, kleiner werden und am Ende haben wir uns kaputtgeschrumpft – das kann es nicht sein.“