Mülheim. Noch im Frühjahr könnte ein städtebaulicher Wettbewerb für das alte Tengelmann-Areal in Mülheim starten. Gestartet sind bereits Bauarbeiten.

Ein städtebaulicher Wettbewerb soll die Zukunft des ehemaligen Tengelmann-Areals in Speldorf skizzieren. Derweil sind in Bestandsgebäuden die Umbauarbeiten angelaufen. Mit im Boot sitzt ein Architekturbüro, das schon anderswo in Mülheim nachhaltig Spuren hinterlassen hat.

Der österreichische Investor

Der österreichische Investor Soravia kann mit mehr als 600 realisierten Projekten und einem Projektvolumen von 6,3 Milliarden Euro wuchern. Damit zähle man zu den führenden Immobilienprojektentwicklern in Österreich und Deutschland, heißt es.

Mit all seinen Beteiligungen beschäftigt Soravia eigenen Angaben zufolge rund 3300 Mitarbeiter.

Den städtebaulichen Wettbewerb für die „Parkstadt Mülheim“, in der Wohnen, Gewerbe und viel Grün in einem attraktiven neuen Stadtquartier zusammenfinden sollen, bereiten Vertreter von Investor Soravia und der Stadtplanung aktuell in vertraulichen Runden vor. Die Vorbereitung zur Auslobung des Wettbewerbs werde „demnächst abgeschlossen sein“, so Planungsamtschef Felix Blasch. Investor Soravia spricht mittlerweile von einem Zeitraum von April bis Oktober für den Wettbewerb, über dessen Ergebnisse am Ende eine Expertenjury urteilen und „die besten Konzepte zur Schaffung eines offenen urbanen Quartiers“ auswählen soll.

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Investor will Grünflächen stärken und plant Gastronomie mit Außenbereichen

Im Gestaltungsbeirat Anfang des Jahres soll der Investor bei einer ersten Präsentation überzeugt haben. OB Marc Buchholz schwärmt schon vom „Rohdiamanten“ für die Stadtentwicklung. Aus informierten Kreisen ist zu vernehmen, dass insbesondere gefällt, dass Soravia das Areal nicht maximal bebauen will, sondern viel Platz lassen will für Grün und Freiraum.

So könnte es aussehen in einem modernisierten Altbau auf dem alten Tengelmann-Areal. Soravia nutzt diese Visualisierung, um potenziellen Mietern eine Ansiedlung anzupreisen.
So könnte es aussehen in einem modernisierten Altbau auf dem alten Tengelmann-Areal. Soravia nutzt diese Visualisierung, um potenziellen Mietern eine Ansiedlung anzupreisen. © Soravia

Das stellt Soravia aktuell noch einmal heraus: „Die insgesamt 27.000 Quadratmeter Grünflächen einschließlich Brunnen und Teich sollen künftig erhalten und gestärkt werden und mit neuen gastronomischen Angeboten zur Erholung einladen“, heißt es da. Außerdem kündigte Soravia an, dass im nächsten Jahr „ein renommierter Bäcker“ ein Bäckerei-Café auf dem Campus eröffnen werde. Soravia verspricht Gastronomie mit einladenden Außenbereichen in der „Parkstadt“.

„Spannendes Ensemble“ aus Kesselhaus, Schokoladenfabrik und Kutscherhaus

Schon bekannt ist, dass der Essener Gastronom Franco Giannetti ein Restaurant im denkmalgeschützten Kesselhaus inmitten des alten Tengelmann-Areals plant. Soravia sieht im Kesselhaus, in der bis 2003 betriebenen Wissoll-Schokoladenfabrik und dem Kutscherhaus ein spannendes Ensemble, dessen „harmonische Einheit“ als „zeitgeschichtliches Detail“ künftig erlebbar werden soll.

Das alles verspricht ein spannendes Stadtentwicklungsprojekt. Derweil läuft die Vermarktung und Revitalisierung der Bürogebäude der alten Tengelmann-Zentrale. Sie erhielten „eine umfassende Auffrischung durch renommierte Architekten“, kündigte Soravia gegenüber dieser Redaktion an.

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Ruhrbania-Planer RKW ist als Architekturbüro eingeschaltet

Unter anderem mit dabei: das Düsseldorfer Architekturbüro „RKW+“, in Mülheim bestens bekannt durch die Ruhrbania-Planungen, den Bau des Fachmarktzentrums am Heifeskamp, die Sanierung und den Umbau des Historischen Rathauses, den Umbau des heutigen Forum-Einkaufszentrums in den Jahren 1993/94 sowie die letztlich nicht von Erfolg gekrönten Planungen für eine Sparkassen-Akademie auf dem Ruhrbania-Baufeld an der Konrad-Adenauer-Brücke.

Auch hatte RKW noch für Tengelmann Pläne zur Nachnutzung des 13 Hektar großen Areals in Speldorf erarbeitet. Diese waren aber krachend im Gestaltungsbeirat durchgefallen. Insbesondere hatte es Kritik an einem 15-stöckigen Wohnturm und den insgesamt massiven Wohnbauplänen auf der alten Industriefläche gegeben. Die Rede war von rund 1000 Wohneinheiten, die geschaffen werden sollten.

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Bauarbeiten für eine offene Arbeitsatmosphäre im „Office-Campus-Gebäude“

Nun soll RKW die Modernisierung der alten Tengelmann-Bürobauten voranbringen. Durch den Bau von zwei neuen Treppenhäusern mit jeweils zwei Aufzügen werde die Arbeitsatmosphäre deutlich offener gestaltet, heißt es dazu seitens des Investors. Ein lichtdurchfluteter Innenhof werte die Flächen durch zusätzliches Tageslicht auf und runde das neue Erscheinungsbild der „Office-Campus-Gebäude“ ab.

Schon im Dezember 2020 haben die Umbauarbeiten begonnen. Auch der Brandschutz wird aktuell auf den neuesten Stand gebracht. Für künftige Gewerbeansiedlungen stehen 80.000 Quadratmeter Fläche zur Verfügung. Flexible Planung soll laut Soravia verschiedenste Konzepte zulassen – vom Coworking-Space über Niederlassungen bis zur Firmenzentrale sowie Bildungseinrichtungen – bei einer Quadratmetermiete ab acht Euro.

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Immobilienmakler kündigt weitere Vertragsabschlüsse mit neuen Mietern an

Mit der Vermarktung beauftragt ist das Essener Büro Brockhoff & Partner. Unter einigen Mietverträgen ist die Tinte schon trocken. Jüngst deutete OB Buchholz an, dass auch ein Dienstleister aus dem Gesundheitsbereich in Speldorf ansiedeln wolle.

Eckhard Brockhoff, geschäftsführender Gesellschafter der Brockhoff GmbH, will sich dazu noch nicht äußern, sagte nur: „Aktuell haben wir Verträge über 10.000 Quadratmeter abgeschlossen und befinden uns in konkreten Mietergesprächen über 16.000 Quadratmetern mit namhaften und langfristigen Mietern, welche voraussichtlich in März/April abgeschlossen werden.“