Mülheim. Nach dem Frost kommen Schlaglöcher ans Tageslicht. Manche Mülheimer Straßen sind in schlechtem Zustand. Warum nicht alles sofort repariert wird.

Alle Jahre wieder, wenn der Frost gegangen ist, kommen neue Straßenschäden an den Tag. Die Verwaltung ist gerade mit der Bestandsaufnahme nach dem Winter beschäftigt. Städtische Straßenbegeher melden per Tablet rund ums Jahr neue Schäden an den Betriebshof. Manche Mülheimer Straßen werden in diesem Jahr auch komplett neu gemacht.

Flickwerk auf der Velauer Straße in Mülheim.
Flickwerk auf der Velauer Straße in Mülheim. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Schlagloch-Beispiele nennen die Leser bei Facebook nach unserem Aufruf aus fast allen Stadtteilen. „Obere Oberheidstraße!! Ein Graus!“ schreibt eine Leserin. „Nollendorfstraße, unterer Teil von der Max-Halbach-Straße, ist die reinste Stoßdämpfer-Teststrecke“, eine andere. „Die Velauer Straße zwischen Kleiststraße und Tinkrathstraße und die Gneisenaustraße zwischen Velauer und Kleiststraße sind total fertig“, lautet ein vernichtendes Urteil. „Die Humboldtstraße in Richtung RRZ könnte mal wieder dringend eine Erneuerung vertragen“, meldet sich ein weiterer Leser zu Wort.

Das ganze Jahr über auf Mülheims Straßen unterwegs

Straßenbegeher sind nicht nur nach dem Winter auf Mülheims Straßen unterwegs, sondern das ganze Jahr hindurch. Sie müssen also gut zu Fuß sein für diese Daueraufgabe.

Die städtischen Mitarbeiter übermitteln Straßenschäden über ein Tablet an den Mülheimer Bauhof, wo dann entschieden wird, was wann und von wem erledigt werden muss.

Sechs Mitarbeiter des Bauhofs sind mit dieser Aufgabe betraut. Weil das zu wenige sind, um die gesetzlichen Aufgaben zu erfüllen, werden demnächst zwei Stellen dazukommen.

Bürger können gefährliche Schlaglöcher auch selbst über die Bürgeragentur an die Stadtverwaltung melden: 0208-455-1644 oder per E-Mail:

500 Straßenkilometer auf 900 Straßen sind im innerstädtischen Bereich in Schuss zu halten. Bei einigen Schlaglochpisten wird oft erst einmal nur geflickt, was später von Grund auf neu gemacht werden muss. Kleinere Schäden repariert der städtische Bauhof selbst, größere müssen in Auftrag gegeben werden. Kaputte Straßen leiden im Winter mehr: Wasser, das in die Risse im Straßenbelag eindringen konnte, dehnt sich beim Gefrieren aus und gibt dem Asphalt an dieser Stelle den Rest.

Die Oberheidstraße in Mülheim-Dümpten wird neu gemacht

Die Oberheidstraße in Dümpten hat das hinter sich, in diesem Jahr wird sie neu gemacht. Zwischen Wenderfeld und Aktienstraße wird sie komplett erneuert und ausgebaut samt Gehwegen. „Wir sind gerade bei der Ausschreibung, das wird sehr aufwendig, weil dort viele Leitungen im Boden liegen“, erklärt Andreas Pape, Abteilungsleiter Straßenbau im Amt für Verkehrswesen und Tiefbau. Noch im Frühjahr soll es losgehen. Eine Fahrtrichtung soll zunächst befahrbar bleiben, die andere wird umgeleitet. Die Arbeiten werden ein paar Monate in Anspruch nehmen.

Kein schöner Anblick: die Wissollstraße in Mülheim mit Straßenschäden.
Kein schöner Anblick: die Wissollstraße in Mülheim mit Straßenschäden. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Der nächste Kandidat für eine Rundum-Erneuerung ist die Hansastraße in Speldorf. Dort sind die neuen Kanäle schon verbaut, voraussichtlich ab Sommer 2021 werden dann Gehwege und Fahrbahndecke erneuert, so Pape. Auch die Friedhofstraße – zwischen Brandenberg und Aschenbruch in sehr schlechtem Zustand – gehört zu den großen Straßenbaumaßnahmen in diesem Jahr. „Die Straße wird sehr verändert, sie bekommt vernünftige Parkplätze und richtige Gehwege“, kündigt Andreas Pape an. Die nötigen Fällarbeiten dafür wurden schon durchgeführt. Im Spätsommer kommt die Sanierung der Markenstraße in Saarn an die Reihe.

Straßen bräuchten eigentlich alle 25 Jahre einen neuen Belag

„Wenn wir nur intakte Straßen hätten, dann hätte der Frost auch keine Chance“, so der Abteilungsleiter Straßenbau. Im Schnitt bräuchte jede Straße eigentlich nach rund 25 Jahren eine neue Decke, aber das kann sich die Stadt nicht leisten. Wenn Straßen schon so um die 60, 70 Jahre alt sind, kommt man nicht um eine Kompletterneuerung herum.

Der erbärmliche Zustand der Nollendorf- und der Gneisenaustraße auf der Heimaterde sind der Stadt wohlbekannt. „Diese Straßen stehen schon auf der Investitionsplanung für 2022/23 und 2024/25“, sagt Andreas Pape. Beide Straßen wurden und werden geflickt, aber allzu viel will die Stadt bis zur kompletten Sanierung dort auch nicht mehr investieren.

Lärmoptimierter Asphalt bröselt nach einigen Jahren

Von Schlagloch zu Schlagloch mit dem Velo auf der Velauer Straße in Mülheim.
Von Schlagloch zu Schlagloch mit dem Velo auf der Velauer Straße in Mülheim. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Bei der Velauer Straße wurde vor gut zehn Jahren so genannter Lärmoptimierter Asphalt (LOA) verbaut, wie an vielen Stellen in der Stadt. Zum Teil auch mit Fördergeldern. Lärmoptimierter Asphalt ist leiser, neigt aber nach acht bis zehn Jahren zum Bröseln, erklärt Abteilungsleiter Pape. Heute sind diese LOA-Asphaltsorten zwar langlebiger, aber was vor zehn Jahren aufgetragen wurde, ist inzwischen durch. Andreas Pape nennt als Beispiel die Moritzstraße in Styrum. Sie bekam 2010 eine LOA-Decke, 2020 wurde die Straße erneut neu gemacht. Auch die Velauer Straße teilt dieses Schicksal, weil sie aber noch nicht im Investitionsplan steht, müsse man diese Reparatur wohl aus Unterhaltsmitteln bestreiten.

Auf der Ruhrorter Straße sorgt der Schwerlastverkehr für Schäden

Beklagt wird auch der Zustand der Ruhrorter Straße, dabei ist der Straßenbelag noch gar nicht so alt. „Diese Straße ist die meistbeanspruchte Straße für den Schwerlastverkehr“, so Andreas Pape. „Die Straße ist schon anders gebaut als eine reine Wohnstraße, sie hat einen deutlich dickeren Aufbau, aber die Belastung ist auch sehr hoch.“ Zwischen Autobahn und Weseler Straße rollt besonders viel Lkw-Verkehr. „Vor ein, zwei Jahren haben wir die größten Schäden beseitigt“, so Andreas Pape und nennt ein Rechenmodell: „Ein einziger 40-Tonner richtet auf einer Straße so viel Schaden an wie 160.000 Pkw.“

Eine Besonderheit gilt für die Humboldtstraße am Rhein-Ruhr-Zentrum (RRZ). Die gehört auf der einen Seite bis zur Straßenmitte zu Mülheim, auf der anderen Seite zu Essen. Eine Sanierung funktioniert also nur bei zeitgleicher Planung und in Absprache der beiden Städte. „Da sind wir noch in der Abstimmung“, sagt die Stadtverwaltung. Heißt: Das kann noch etwas dauern.