Mülheim. Seit Generationen ist die „Todesbahn“ der zentrale Rodeltreff in Mülheim. Früher war der Name berechtigt, heute lenkt man sich vom Lockdown ab.

Des einen Freud, des anderen Leid: Während Schnee und Eis besonders für Autofahrer eher ein lästiges Übel ist, zeugten die fröhlichen Kinderstimmen auf der „Todesbahn“ im Park an der Kluse von großer Freude und Vergnügen. Viele junge und auch ältere Mülheimer nutzen die Rodelpiste mitten in der Stadt zu einer Schlittenfahrt.

Mülheimer Rodelbahn war früher steiler - und gefährlicher

Bei Eltern und Großeltern kommen da schnell Erinnerungen an die Winter in der eigenen Kindheit hoch, schließlich wurde auf der Todesbahn schon in den sechziger Jahren kräftig gerodelt. „Da hatte sie ihren Namen auch wirklich verdient“, erinnert sich Sven Gottschalk an seine waghalsigen Fahrten in den 80er- und 90er-Jahren. „Damals war die Piste noch viel steiler und das Rodeln hat mehr Spaß gemacht, aber die ein oder andere Rodelpartie endete tatsächlich mit Knochenbrüchen oder anderen Verletzungen.“

Weitere Schneepisten in Mülheim

„Kennt ihr gute Rodelstrecken in Mülheim?“, haben wir auf Facebook gefragt. Hier einige Tipps:

Auberg.“ „Todesberg Wallfriedsweg“.

Rumbachtal, an verschiedenen Stellen von den Höhen ins Tal“.

„Wir sind früher die Straße An der Rennbahn runtergedüst.“

„Die echte Todesbahn im Horbachtal“.

Jetzt ist der 39-jährige Mülheimer selbst Vater zweier Kinder und ganz froh, dass es nicht mehr so gefährlich ist. Für Tochter Sophia reicht das Gefälle der heutigen Todesbahn völlig aus, und sie weiß auch, wie man mit dem Schlitten dennoch ordentlich Fahrt aufnehmen kann. „Man muss das Gewicht nach hinten verlagern und die Füße hochhalten“, empfiehlt die Achtjährige. „Dann wird es schnell.“

Bruder Lennox hat noch einen Tipp, wie aus Rodelspaß kein Rodelfrust wird. „Man sollte immer auch auf die anderen Kinder, achten und nicht kreuz und quer über die Piste laufen“, hat der Zehnjährige als guten Ratschlag parat. „Immer an den Seiten wieder hoch gehen, damit die anderen auch fahren können.“

Oma erinnert sich an ihre Jugend: „Das war im Winter der angesagte Treffpunkt“

Vom Spaß der Kinder angesteckt, überlegt auch Oma Ingeborg Schulte, ob sie eine Schlittenpartie wagen soll. „Als Kind wohnte ich zu weit weg, habe aber die Erzählungen von der Todesbahn natürlich gehört“, sagt sie und muss lachen. „Als Jugendliche war ich dann im Winter auch oft hier, das war der angesagte Treffpunkt.“

Nils (21) hat ein altes Skateboard-Deck zum Snowboard umfunktioniert. Funktioniert auch.
Nils (21) hat ein altes Skateboard-Deck zum Snowboard umfunktioniert. Funktioniert auch. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Dass es nicht immer der Schlitten sein muss, zeigen Nils und Noah. Die jungen Mülheimer haben abgeschraubte, alte Decks ihrer Skateboards dabei und funktionieren sie quasi zu kleinen Snowboards um. „Normalerweise sind wir immer mit unseren Skateboards unterwegs und hatten deshalb noch alte Decks im Keller“, sagt der 21-jährige Nils. „Da haben wir gedacht, das probieren wir mal aus, und es klappt besser als wir erwartet haben.“

Auch Backblech oder Wäschekorb kommen zum Einsatz

Obwohl auch andere kreative Alternativen zum Schlitten - etwa ein Backblech und ein Wäschekorb - zum Einsatz kommen, scheint der gute alte Holzschlitten wieder sehr in Mode zu sein. Auch der kleine August wagt sich mit der klassischen Variante, aus Omas Garage, zum ersten Mal mit seinen Eltern Jette und Sönke zum Rodeln auf die Piste. Das Paar ist gerade erst von Berlin nach Mülheim gezogen. Für die Holthausenerin Jette eine Rückkehr in die Heimat nach 15 Jahren. „Da kommen schon Erinnerungen hoch“, sagt die zweifache Mutter, schaut sich um und lächelt.

Schnee bringt ein bisschen Abwechslung in den Corona-Alltag

Viele Rodler kommen extra aus anderen Stadtteilen. „Hier macht es einfach am meisten Spaß“, sagt die 13-jährige Laura, die auf der Saarner Kuppe wohnt. Aber „eigentlich gibt es in Mülheim doch viele Ecken, wo man gut rodeln kann, denn Mülheim ist ja doch schon ein bisschen hügelig“, ergänzt ihre Freundin Thea. „Zum Beispiel im Witthausbusch.“ Wenn es nach den Mädchen ginge, könnte der Schnee noch lange liegen bleiben. Es sei schön, ein bisschen Abwechslung in den Corona-Alltag zu bekommen. Das finden auch die Eltern, die sichtlich entspannt und ausgelassen die Freude am Schnee mit den Kindern teilen.

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