Mülheim. Nach dem massiven Corona-Ausbruch vor drei Wochen atmet Mülheims St. Marien-Hospital auf. Die Krise sei bewältigt, heißt es. Eine Bilanz.
Nach dem massiven Corona-Ausbruch vor gut drei Wochen rund um zwei Stationen der Klinik erklärte das St. Marien-Hospital am Mittwoch, dass das Infektionsgeschehen überstanden sei.
„Das Infektionsgeschehen auf zwei Stationen unseres Krankenhauses wurde offiziell vom Gesundheitsamt der Stadt für beendet erklärt“, so Kliniksprecherin Katharina Landorff zu dieser Redaktion. Am 21. Januar war zunächst bekannt geworden, dass rund 27 Mitarbeiter rund um die Covid-Station Elisabeth positiv getestet worden waren. Die Station war daraufhin abgeschottet und geräumt worden. Nur kurze Zeit später bestätigte das Krankenhaus auf Anfrage weitere Infektionen bei Mitarbeitern und Patienten rund um die Station Josef.
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Klinik nennt keine Zahlen: „Aus ethischen Gründen bedenklich“, heißt es
Wie viele Mitarbeiter und Patienten am Ende von einer Infektion betroffen waren, sei – „medizinisch vertretbar“ – nicht zu beantworten, so die Sprecherin. Dafür müssten Infektionsketten eindeutig nachvollziehbar sein, was in der Pandemie niemals möglich sein werde. Auch wollte das Hospital nicht benennen, wie viele der betroffenen Patienten verstorben sind. Allein die Frage danach sei aus ethischen Gründen bedenklich, weil sie „medizinisch komplexe Sachverhalte und individuelle Krankheitsgeschichten“ einzig auf Zahlen und ein „Ursache-Wirkung-Prinzip“ reduziere, das der Pandemie nicht gerecht werde.
Eine solche Fragestellung suggeriere auch „ein Verschulden, dem wir widersprechen. Das Krankenhaus ist ein sicherer Ort, aber in der Pandemie kann der Ursprung von Corona-Ausbrüchen oftmals nicht eindeutig geklärt werden. Dazu gehört, dass viele Betroffene schon ansteckend sind, obwohl sie noch gar keine Krankheitssymptome haben und daher das Virus verbreiten“, so Landorff.
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Klinik-Geschäftsführer: Die von uns ergriffene Strategie hat ihre Wirkung erzielt
Nach zehn Monaten an vorderster Front in der Behandlung von Covid-Patienten atmet das St. Marien-Hospital nun erst einmal auf. Die in Abstimmung mit dem Gesundheitsamt getroffenen Maßnahmen haben laut offizieller Mitteilung des Hauses die Infektionskette durchbrochen. „Die von uns ergriffene Strategie hat ihre Wirkung erzielt. Darüber sind wir sehr froh“, so Geschäftsführer Carsten Preuß.
Er richtete „ein großes Lob an mein Team, denn die Vielzahl an organisatorischen und praktischen Maßnahmen, zum Beispiel Umzüge bei laufendem Krankenhausbetrieb, waren und sind nur als Gemeinschaftsleistung möglich. Und wir dürfen nicht vergessen, dass Pflegende, Ärzte und alle anderen Kollegen schon ein Jahr Pandemie gestemmt haben, mit großer Kraftanstrengung und persönlichen Opfern.“ Das Infektionsgeschehen sei nicht auf einzelne Fehler zurückzuführen, sondern gehöre zur Pandemie, ergänzte die Sprecherin gegenüber dieser Redaktion.
Mitarbeiter kehren nach und nach aus ihrer Quarantäne zurück
Die Situation im EKM
Im Evangelischen Krankenhaus (EKM) werden laut Informationen einer Sprecherin derzeit 17 Patienten mit Covid-19 behandelt, drei von ihnen intensivmedizinisch. Bei 27 Patienten besteht der Verdacht auf eine Corona-Erkrankung.
Den höchsten Stand an Covid-Patienten hat das Krankenhaus nach eigenen Angaben Ende des Jahres verzeichnet. „Zum Ende des Jahres haben wir drei Stationen gleichzeitig schließen müssen, weil wir nicht ausreichend Pflegepersonal hatten“, sagt Geschäftsführer Nils B. Krog. Grund seien auch Krankheitsausfälle sowie angeordnete Quarantänen von Mitarbeitenden gewesen.
Die Zahl der Covid-Patienten habe Ende 2020 bei mehr als 60 gelegen. Seit Anfang des Jahres seien dieZahlen rückläufig, beziehungsweise auf vergleichsweise stabilem Niveau.
Auf „vereinzelte Hinweise von Verunsicherung“ habe das Klinik-Management reagiert, so der Ärztliche Direktor Thomas Nordmann offenbar mit Blick auf die laut gewordene Kritik aus der Belegschaft und von Patienten-Angehörigen. „Unsere Ärzte haben aktiv den telefonischen Kontakt in Einzelfällen gesucht“, so Nordmann. Er könne die Verunsicherung der Menschen und ihr Bedürfnis nach einem persönlichen Austausch gut verstehen. Dies beträfe viele Themen rund um Corona, auch das Thema Impfen. „Der Schutz durch die Covid-Impfung, wenn sie großflächig umgesetzt ist, wird dazu beitragen, Sicherheit zu schaffen“, so der Chefarzt der Inneren Medizin.
Die positiv getesteten Mitarbeiter kehren laut Klinik nach ihrer Quarantäne nach und nach zurück. Ob die zwei betroffenen Stationen wieder in Betrieb sind, beantwortete die Kliniksprecherin nicht. „Unser Krankenhaus ist 24/7 in Betrieb bei voller Leistungsfähigkeit“, sagte sie nur. „Wir haben genauso viele Betten wie vor der Pandemie, auch wenn wir aktuell nicht alle belegen.“