Mülheim. Auch wenn die Corona-Situation schwierig ist, zieht eine Mülheimer Kita-Leiterin viel Positives aus dieser Zeit. Ein Besuch in der Kita Mandala.
Ruhig ist es beim Betreten der Kita Mandala in Mülheim-Speldorf. Keine Kinder wuseln durch die Gänge; wo sonst ein offenes Konzept herrscht, sind nun die Türen geschlossen. Und doch: Obwohl nicht alle Kinder da sind, obwohl strenge Regeln gelten und manch Angebot nicht möglicht ist, sagt Leiterin Tanja Ertugrul: „Es hat sich unheimlich viel Positives entwickelt.“
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60 Kinder werden normalerweise in der integrativen Kita betreut. Die vier Gruppen, die jetzt im Corona-Jargon „Settings“ heißen, bilden sich aus fünf Kinder mit und zehn ohne Beeinträchtigung. Derzeit kommt etwa die Hälfte der Kinder regelmäßig zur Betreuung.
Städtische Kitas in Mülheim: 34 Prozent nehmen Betreuung wahr
Tanja Ertugrul hat im Mai vergangenen Jahres die Leitung der Kita übernommen, mitten in der Corona-Zeit. Sie versucht, das Positive aus der Situation zu ziehen, will die Eltern einbinden, auch wenn sie nicht richtig teilnehmen können am Kita-Alltag ihrer Kinder.
In der vergangenen Woche haben 34 Prozent der Eltern ihre Kinder in einen städtischen Kindergarten gebracht, etwas mehr als noch Anfang des Jahres, sagt Ingolf Ferner, der beim Mülheimer Jugendamt zuständig ist für Kinderbetreuungsplätze. Bei anderen Trägern könnten die Zahlen höher sein, vor allem beispielsweise bei Elterninitiativen, die anders strukturiert sind.
Corona-Regeln – ein permanenter Abwägungsprozess
Ferner macht deutlich: „Die Kitas sind grundsätzlich geöffnet, es gibt eine Betreuungsgarantie.“ Gleichzeitig aber herrscht die Bitte, seine Kinder nur dann zu bringen, wenn es nicht anders geht. „Ja, die Verantwortung wird auf die Eltern übertragen, aber gleichzeitig ist es auch die Chance, eine Entscheidung treffen zu können.“ Im ersten Lockdown, als nur Kinder von Eltern mit „systemrelevanten“ Berufen betreut werden durften, war das noch anders.
„Wir befinden uns alle in einem permanenten Abwägungsprozess“, sagt Ingolf Ferner. Mit wem lasse ich meine Kinder spielen, mit wem treffe ich mich selbst? Gehe ich nicht zum 90. Geburtstag meiner Oma, weil ich sie schützen will, aber wie viele Geburtstage bleiben ihr noch? – Diese Fragen nennt Ferner beispielhaft für den ständigen inneren Konflikt, in dem sich viele befinden, eben auch, wenn es um die Frage Kita-Betreuung oder nicht geht.
Für gegenseitiges Verständnis werben und gemeinsam Lösungen finden
Wichtig sei, so Ferner, der enge Dialog mit den Eltern, für gegenseitiges Verständnis zu werben und gemeinsam Lösungen zu finden. Darum bemüht sich auch Tanja Ertugrul in der Kita Mandala. Sie steht im regelmäßigen Austausch mit den Eltern, per Mail, per Telefon und wenn es wichtig ist, auch persönlich, zum Beispiel bei einem kurzen Spaziergang draußen.
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„Ich möchte flexibel bleiben“, sagt Tanja Ertugrul zu der Betreuungssituation. „Wenn wir die Eltern fragen: Was braucht ihr, wo habt ihr Not?, dann haben sie auch Verständnis für uns.“ Zum Beispiel dann, wenn wegen einer kranken Erzieherin eine Gruppe ganz oder früher schließen muss.
Mülheimer Kita-Leiterin: „Nehmen viel Positives mit“
Denn getauscht werden darf nur bedingt zwischen den „Settings“, alle Kinder müssen unter sich bleiben, alle Erzieherinnen bei ihren Gruppen. Ob sie Masken tragen, ist den Erzieherinnen innerhalb ihrer Settings freigestellt – manche fühlen sich sicherer, wenn sie sich mit ihnen schützen.
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Grundsätzlich herrscht derzeit ein besserer Personalschlüssel, der viel Positives mit sich bringe: Die Kinder, die da sind, können noch intensiver betreut werden. So sei manches Angebot, manche Aktion möglich, die sonst nicht funktioniere. „Wir nehmen viel mit aus dieser Zeit“, sagt die Leiterin. Und doch freut sie sich natürlich auf das Danach, auf die Tür-und-Angel-Gespräche, die jetzt ausfallen, auf Eltern in ihrem Büro und darauf, wieder ein offenes Haus zu sein.