Düsseldorf. Kitas sind trotz Lockdowns geöffnet. Beschäftigte befürchten Corona-Infektionen. NRW-Familienminister Stamp kündigt „engmaschigere“ Tests an.

Nach Kritik aus zahlreichen Kitas will Familienminister Joachim Stamp (FDP) den Schutz des Personals vor Corona-Infektionen verbessern. Die Tests sollten „engmaschiger“ werden, sagt Stamp. Darüber werde er mit Kita-Trägern und Gewerkschaften sprechen. Bisher kann sich das Personal in Kindertageseinrichtungen sechs Mal kostenlos bis Ostern auf das Coronavirus testen lassen. In mehreren Kitas in Köln waren zuletzt Fälle der britischen Coronavirus-Variante aufgetreten.

Stamp verteidigte die Öffnung der Kitas in NRW im Lockdown. Er hielt auch an seinem Appell an die Eltern fest, die Kinder dennoch möglichst zu Hause zu betreuen. Dem kommen allerdings viele Eltern nicht nach. In „einzelnen Einrichtungen“ komme es zu einer sehr starken Belegung, es gebe diesbezüglich große Schwankungen, sagte Stamp. Das sei aber auch in anderen Bundesländern, wo es Betretungsverbote mit Notbetreuung gebe, nicht anders.

Awo: Immer mehr Eltern nehmen Kita-Betreuung wieder in Anspruch

Nach Zahlen des Familienministeriums werden derzeit durchschnittlich 39 Prozent der Kinder in den Kindertageseinrichtungen in NRW betreut. Gemäß den Meldungen der Landesjugendämter waren laut Ministerium im Januar an einem Tag je Kita-Woche 95 teilweise und 28 Einrichtungen komplett geschlossen. Das betraf demnach im Schnitt etwa 1,2 Prozent der Kitas. Landesweit gibt es rund 10.500 Einrichtungen.

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Kritik kam aus der Arbeiterwohlfahrt NRW (Awo), die 790 Kitas mit fast 42.000 Kindern betreibt. „Das Personal ist zunehmend besorgt, sich zu infizieren, und verärgert, dass die Erzieherinnen und Erzieher in der Impfreihenfolge so weit hinten stehen“, hieß es auf Anfrage. „Die Tendenz der Auslastung ist seit Januar steigend – immer mehr Eltern nehmen die Kita-Betreuung in Anspruch.“

Stamp: „Wir haben nicht nur heile Familien“

Rund 37 Prozent der Kita-Kinder in NRW wurden nach Angaben des Familienministeriums vergangenen Woche in Einrichtungen betreut. In den Awo-Kitas schwankte die durchschnittliche Auslastung dem Verband zufolge zwischen 35 Prozent in Ostwestfalen-Lippe und 70 Prozent in einigen Teilen des westlichen Westfalens. In der Region Mittelrhein gab es demnach Spannbreiten zwischen 10 und 90 Prozent Belegung. Der Verband rechnet damit, dass die Betreuungsangebote aufgrund der beruflichen Auslastung der Eltern künftig verstärkt in Anspruch genommen wird. Die Betreuungsquote sei im ländlichen Bereich tendenziell etwas geringer als in größeren Städten.

Stamp verwies auch auf die Schutzfunktion der Kitas für bestimmte Kinder. „Wir haben nicht nur heile Familien.“ Anders als im ersten Lockdown im Frühjahr 2020 sind die Kitas in NRW geöffnet, allerdings wurden die wöchentlichen Betreuungszeiten um zehn Stunden gekürzt. Die Landesregierung bezeichnet das als „eingeschränkten Pandemiebetrieb“.

GEW: Kitas sind vielfach zu voll

Zuvor hatte Stamp, der auch stellvertretender Ministerpräsident ist, bereits vorrangige Corona-Impfungen für Beschäftigte in Kitas und Schulen gefordert, sobald der Impfstoff von Astrazeneca zugelassen sei, was inzwischen geschehen ist. Wenn der Impfstoff gerade für Menschen unter 65 Jahren geeignet sei, sollte eine schnelle Impfung von Personal in Schulen und Kitas erfolgen. Der Corona-Impfstoff des britisch-schwedischen Herstellers Astrazeneca war am vergangenen Freitag von der EU-Kommission in der Europäischen Union zugelassen worden.

Aus Sicht der Gewerkschaft GEW hat der Appell an die Eltern, ihre Kinder zu Hause zu betreuen, in vielen Kitas nicht zum gewünschten Erfolg geführt. Viele Einrichtungen in NRW seien fast voll besetzt. Es gebe dabei große „lokale, regionale und sozialräumliche Unterschiede“, sagte ein Sprecher. Ein angemessener Infektionsschutz für Kinder und Erzieher sei nicht möglich, kritisierte die GEW. Es brauche auch klarere Vorgaben, wie die Kitas bei Infektionen und in Quarantänefällen reagieren sollten. Besondere das vermehrte Auftreten der mutierten Coronavirus-Varianten müsse schärfere Regeln bei der Quarantäne nach sich ziehen. (dpa)