Mülheim. Mülheimer Gastronomen haben eine ganz eigene Möglichkeit gefunden, mit der Corona-Krise umzugehen. Sie bieten ein Dinner im Wohnmobil an.
Anette Königs und das Ehepaar Monika und Michael Hanné sitzen bei Kerzenschein am schön gedeckten Tisch, genießen ein Glas Wein und warten auf den zweiten Gang ihres Drei-Gänge-Menüs. Ein Mitarbeiter des Landhaus Sassenhof kümmert sich um das Wohl der Gäste, nimmt die Bestellungen auf, bringt einen Gruß aus der Küche. Was nach einem ganz normalen Restaurantbesuch klingt, ist zu Corona-Zeiten ein kreatives Konzept vieler Gastronomen, mit dem sie ihren Gästen ein Erlebnis bieten, das einem Restaurantbesuch schon recht nahe kommt.
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Anette Königs, Monika und Michael Hanné aus Düsseldorf sitzen nämlich nicht im Restaurant selbst, sondern im eigenen Wohnmobil, das auf dem Parkplatz vor dem Landhaus Sassenhof in Speldorf steht.
Mülheimer Landhaus Sassenhof bietet Donner seit Dezember an
Das besondere Gastro-Konzept – das Wohnmobildinner - funktioniert so: Camper fahren mit ihrem Reisemobil oder Wohnwagen auf den Parkplatz des Restaurants und verspeisen das vom Lokal angebotene Essen im eigenen Fahrzeug. Im Gasthof ist nur die Küche in Betrieb, die gemäß den Lockdown-Regeln Mahlzeiten zum Mitnehmen oder Liefern zubereitet.
Anfang Dezember hat Geschäftsführer Falk Sassenhof das Wohnmobildinner erstmals angeboten. Das Konzept des Speldorfer Gastronomen ist sofort durch die Decke gegangen. Innerhalb weniger Tage hatte sein Angebot in den sozialen Netzwerken über 50.000 Klicks. Seitdem ist das Wohnmobildinner am Landhaus Sassenhof jedes Wochenende ausgebucht.
Vier Wohnmobile können jeden Abend bewirtet werden
Insgesamt vier Wohnmobile können pro Abend bewirtet werden. „Ich bin immer noch erstaunt, wie groß die Resonanz ist“, sagt Falk Sassenhof. „Die Gäste kommen aus dem gesamten Ruhrgebiet, selbst aus Wuppertal sind Camper zu uns gekommen.“
Auch wenn das Wohnmobildinner dem jungen Gastronomen im Lockdown nicht wieder in die schwarzen Zahlen hilft, sei es für ihn und seine Mitarbeiter auch ein wichtiger psychologischer, mentaler Aspekt. „Es ist sowohl für unsere Gäste als auch für uns ein Stück Normalität“, so Sassenhof. „Wir können wieder ein bisschen das tun, was unseren Beruf ausmacht.“ Dazu gehöre auch der Kontakt zu den Gästen – neuen wie alten.
„Wer hätte gedacht, dass man sich einmal so über ein Drei-Gänge-Menü im Wohnmobil freuen kann“
Normalität, danach sehnen sich auch die meisten der Camper, die das Dinnerangebot in Anspruch nehmen. „Wer hätte gedacht, dass man sich einmal so über ein Drei-Gänge-Menü im Wohnmobil freuen kann“, meint Michael Hanné, der ebenso wie Ehefrau Monika und Wohnmobilbesitzerin Anette Königs vom Service und dem Essen begeistert ist. „Wenn es irgendwann wieder möglich ist, kommen wir auf jeden Fall wieder zum Sassenhof nach Mülheim, dann aber ins Restaurant.“
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Bis dahin wird Anette Königs mit ihrem Wohnmobil weiter jedes Wochenende zu einem Wohnmobildinner in und in der Nähe von Düsseldorf fahren. Zu jedem Dinner nimmt sie jemanden aus ihrem Freundeskreis mit. Wenn man sich schon nicht mit allen gleichzeitig treffen könne, dann eben wohl dosiert. „Ich mache das für mich, um rauszukommen und ein bisschen Normalität zu bekommen“, sagt die 62-jährige Düsseldorferin, die sonst mit ihrem Camper und ihrer treuen Dogge durch halb Europa reist.
Auch das Fair1-Heim an der Mintarder Straße setzt auf das neuartige Konzept
„Aber auch, um die Gastronomen in diesen doch schwierigen Zeiten zu unterstützen, denn wie man hier beim Landhaus Sassenhof sieht, geben die Gastronomen sich wirklich Mühe und sind wahnsinnig kreativ.“
Auch das Kaffeehaus Fair1-Heim an der Mintarder Straße ist durch die Parkplatzsituation wie geschaffen für ein gemütliches Dinner im eigenen Wohnmobil. Da das Fitnessstudio und der Kahlenberger Hockey- und Tennis-Club wegen Corona geschlossen sind, gibt es viel Platz, um sein Fahrzeug abzustellen.
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„Eine extra Karte für das Wohnmobildinner haben wir nicht“, sagt Hakan Köruglu vom Team des Cafés, das auf gesunde Ernährung und Bio-Qualität setzt. „Die Gäste können sich auch beim Wohnmobildinner alles von unserer Karte und den Tagesangeboten bestellen.“ Die Gäste könnten natürlich vorher ihre Bestellung telefonisch durchgeben oder auch kurz hereinkommen und direkt vor Ort bestellen. Das Essen wird dann an das Wohnmobil, Wohnwagen oder ans Auto geliefert.
INFO
Zahlreiche Restaurants greifen die Idee inzwischen auf. In der Facebook-Gruppe „Wohnmobildinner – das Original“ gibt es einen Überblick, welche Restaurants Essen ans Wohnmobil liefern.
Eine Übersicht über die wechselnden Menüs und Tagesgerichte gibt es auf der jeweiligen Facebook-Seite vom Landhaus Sassenhof und vom Fair1-Heim. Wer beim Landhaus Sassenhof ein Drei-Gänge-Menü im Wohnmobil erleben möchte, sollte gut eine Woche vorher einen Platz unter Tel. 999180 reservieren.