Mülheim. Erfahrene Mülheimer Hausärzte Ingrid Lürken-zur Mühlen und Joachim zur Mühlen arbeiten von Beginn an im Diagnosezentrum. Impfen werden sie auch.
Als das Mülheimer Corona-Diagnosezentrum im vergangenen Jahr aus dem Boden gestampft werden musste, fehlte es an medizinischem Personal. Von den insgesamt zwölf Ärzten, die Ende März im Diagnosezentrum in Saarn die Abstriche nahmen, waren zehn Ruheständler aus diversen Fachgebieten. Mit dabei von Anfang an: Dr. Ingrid Lürken-zur Mühlen (67) und Dr. Joachim zur Mühlen (68).
Das Arztehepaar hatte Anfang 2017 seine langjährige Hausarztpraxis mit internistischem und gefäßmedizinischem Schwerpunkt in der Innenstadt an eine Nachfolgerin übergeben und genoss nun den Ruhestand mit mehr Freizeitaktivitäten. Dann kamen zum Jahreswechsel 2020 die ersten Nachrichten aus China über eine neue, ansteckende Lungenkrankheit. Zwar weit weg, erst einmal, aber in einem Arzthaushalt wurde diese Nachricht natürlich besonders aufmerksam verfolgt. "Mir war schnell klar", erinnert sich Ingrid Lürken-zur Mühlen, "dass das eine sehr ernst zu nehmende Sache ist." Und dass es wohl auch nicht so schnell damit vorbei sein würde.
Ärzte im Diagnosezentrum gehören selbst zur Risikogruppe
Dass die Stadtverwaltung extra ein Diagnosezentrum einrichtete, um die niedergelassenen Arztpraxen von den (ansteckenden) Corona-Patienten zu entlasten, fand sofort den Beifall der beiden Ärzte. Sie waren ja selbst lange genug im Job gewesen, um zu wissen, was für eine Herausforderung es im Praxisalltag bedeutet, möglicherweise infektiöse Patienten von den anderen zu trennen, dabei allen gerecht zu werden. Und das auch noch in Zeiten, als Schutzkleidung und Masken auch für das medizinische Personal knapp wurden.
Als im März die Nachfrage kam, ob die Ärzte denn bei den Abstrichen mitarbeiten würden, stimmten beide sofort - und mit als erste - zu. "Das war", so Joachim zur Mühlen, "für uns selbstverständlich." Im Diagnosezentrum an der Mintarder Straße arbeiten die beiden Ärzte bis heute. Es sei dort immer eine sehr gute Regie, eine sehr gute Organisation gewesen: "Von Anfang an gab es gute Schutzkleidung, sonst hätten wir das auch nicht mitgemacht."
Die pensionierten Ärzte gehören ja vom Alter her selbst zur Risikogruppe. Nach Bedarf sei man eingesetzt worden, meist drei bis vier Stunden in der Woche, aber eine Schicht konnte auch schon mal länger dauern, erinnert sich Ingrid Lürken-zur Mühlen: "Wir haben weitergearbeitet, bis die Warteschlange aufgelöst war." Und ihr Mann ergänzt: "In der Spitze waren es auch mal 150 Patienten pro Schicht."
Lange Schlangen vor dem Diagnosezentrum wurden abgearbeitet
Gerade in den Sommermonaten sei es schon zu langen Schlangen gekommen, erinnern sich die zur Mühlens, immer wieder seien gebrechliche oder stark erkrankte Bürger aus der Warteschlange nach vorne geholt worden. Und dann gab es ja auch noch Hausbesuche für den Abstrich bei jenen, die nicht so mobil waren. Oder sich mit einer möglichen Corona-Infektion besser nicht in den Bus setzen sollten... Dass es inzwischen längst Termine für die Abstriche gibt, habe die Situation entspannt. Auch dass sich später viele Hausarztpraxen an den Abstrichen beteiligt hätten.
Das persönliche Fazit? Die Mülheimer Bürger hätten sich überwiegend vernünftig bis sehr vernünftig verhalten, sagt Joachim zur Mühlen. Die meisten hätten auch nach zwei Stunden Wartezeit noch Geduld gehabt - und auch den Medizinern alles Gute und vor allem Gesundheit gewünscht. Schließlich konnten die Ärzte so manchen beruhigen, wenn die Wahrscheinlichkeit, sich angesteckt zu haben, eher gegen Null ging. Aber auch eine Quarantäne wurde empfohlen, noch bevor das Labor-Ergebnis da war. Die langjährige Berufserfahrung half beiden Ärzten beim Umgang mit ängstlichen Kindern und aufgeregten, verspannten Erwachsenen - denn so ein Rachenabstrich ist ja nicht gerade angenehm.
Dr. Ingrid Lürken-zur Mühlen und Dr. Joachim zur Mühlen loben ausdrücklich die gute Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt. "Das läuft alles sehr nett und freundschaftlich, wir arbeiten Hand in Hand", sagt Joachim zur Mühlen. Und seine Frau ergänzt, wie herausfordernd doch der zusätzliche bürokratische Aufwand für die Mitarbeiter sei.
Schon für den Impf-Einsatz im Mülheimer Impfzentrum angemeldet
Das Mülheimer Arztehepaar hat sich längst auch für den Einsatz im Mülheimer Impfzentrum angemeldet. Das sei für sie selbstverständlich, betonen die beiden. Auch, wenn noch gar nicht klar ist, wann die Massenimpfungen in Mülheim nun genau starten können. "Dass es am Anfang vielleicht rumpelt, ist ja gar nicht zu vermeiden. Wir haben ja alle noch keine Erfahrung damit", betont Dr. Joachim zur Mühlen.