Mülheim. Zum Jahreswechsel war's ruhig wie nie auf Mülheims Straßen. Die Bürger begrüßten 2021 mit Wunderkerzen, nicht mit Böllern. Doch es gab Ausnahmen.

Fast war es wie eine zweite Stille Nacht: Eine Woche nach dem Corona-Heiligabend ist auch der Jahreswechsel in Mülheim (fast) lautlos über die Bühne gegangen. Nur vereinzelt waren Raketen zu sehen und Böller zu hören. Das Szenario war gänzlich anders als in früheren Jahren. Kaum Schwefelgeruch in der Luft, keine Nebelschwaden vom Feuerwerk, sehr wenig Müll auf der Straße. Das wegen der Pandemie landesweit geltende Verkaufsverbot für Silvesterkracher hat Wirkung gezeigt.

In der Innenstadt und den Stadtteilen wurde nur ein Bruchteil dessen gezündet, was sonst üblich ist. Die am Neujahrstag normalerweise arg beschäftigten Mitarbeiter der Mülheimer Entsorgungsgesellschaft (MEG) konnten sich freuen.

Mit Schreckschuss-Pistolen aus einem Haus geschossen

Nur wenige Menschen etwa waren um Mitternacht schnellen Schrittes in der City unterwegs. Aus einem Haus an der oberen Schloßstraße und an der Löhstraße wurde allerdings mit Schreckschuss-Pistolen geschossen. Und auf einem Dach an der oberen Schloßstraße waren Himmelslaternen zu sehen, die vor einem Jahr im Krefelder Zoo eine Brandkatastrophe ausgelöst hatten.

In den vereinzelten Böllerkrach läuteten um Mitternacht die Glocken der Marien- und der Petrikirche hinein. Am Hafenbecken im Ruhrquartier konnte man einige Anwohner auf ihren Balkonen beobachten, die mit Wunderkerzen ihr eigenes kleines Feuerwerk veranstalteten. Während die Beleuchtung des großen Weihnachtsbaumes auf der Schloßstraße und die Baumbeleuchtung auf dem Balkon des Rathausturms um Mitternacht abgeschaltet wurden, hatten einige der Ruhrquartier-Bewohner ihre Häuser auch um kurz nach Mitternacht noch mit schönen Lichtgirlanden illuminiert.

Das neue Jahr mit Wunderkerzen begrüßt

Auf der Heimaterde blieb es ruhig: Es waren nur wenige Raketen, die aufstiegen, berichtete eine Anwohnerin. Wer um Mitternacht auf die kalte, nasse Straße hinaustrat, begrüßte das neue Jahr eher mit Wunderkerzen als mit Böllern.

Ähnlich sah es in Heißen, Saarn und am Oppspring aus, im Dichterviertel, auf der Schloßbrücke, auf dem Rathausplatz. Bis kurz vor Mitternacht war kaum ein Mensch unterwegs, und nur aus wenigen Fenstern war laute Musik zu hören. Von großen Gruppen keine Spur. In Menden versammelten sich eine Handvoll Menschen im Vorgarten um einen Feuerkorb. Ab und an war ein Böller zu hören, mal einige Raketen. Nachbarn prosteten sich aus der Distanz zu, freuten sich über das bisschen Farbe am Himmel.

Lautstarker Streit zwischen Männern ohne Maske

Vereinzelt aber gab es auch andere Beobachtungen: Vor einem Café auf der - für Silvester ungewohnt ruhigen - Eppinghofer Straße etwa kam es zu einem Streit zwischen Männern, die ohne Maske aufeinander einschimpften. Und aus dem zweiten Stock eines Wohnhauses wurden Böller auf den Gehweg geworfen. Die Polizei fuhr Streife.

Zwei nächtliche Spaziergänger im Kahlenbergviertel berichteten von "20 bis 30, zum Teil alkoholisierten" Menschen, die von der Aussichtsplattform oberhalb der früheren Jugendherberge einen Blick über die Stadt erhaschen wollten. Es sei durchaus eng gewesen und manche hätten keine Maske getragen, weshalb man sich lieber verzogen habe, so einer der Spaziergänger.

Am Ledermuseum brennen zwei Männer ein mächtiges Silvesterfeuerwerk ab

Auf der Düsseldorfer Straße, Höhe Ledermuseum, konnte von Stiller Nacht zwischenzeitlich übrigens keine Rede sein: Mitten auf der Fahrbahn brannten zwei Männer ein durchaus mächtiges Silvesterfeuerwerk ab. Der Kofferraum ihres Wagens war prall gefüllt mit Böllern und Raketen. "Ich hatte Silvester 2019 eine größere Party geplant", erzählte einer von ihnen, "bin dann aber kurz vorher krank geworden und musste die Party samt Feuerwerk absagen. Deshalb holen wir das jetzt nach, um die Feuerwerkskörper aus dem Haus zu bekommen."

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